Kleines SUV mit Neuheiten bei Design, Antrieb, Ausstattung
Ford: Großes Facelift für den Ecosport
Kein Segment boomt so wie das der kleinen SUVs, doch manche Hersteller haben es verpennt (VW) oder vergeigt (Ford). Was Ford betrifft, so wird
sich das 2018 ändern, denn die Überarbeitung für den EcoSport fällt umfassend aus: Die Kölner haben das Design optimiert, neue Motorisierungen
geplant, die Antriebsphilosophie geändert, zusätzliche Optionen geschaffen und auch im Detail nachgelegt.
Ford
Endlich macht Ford den Ecosport so,
wie er schon immer hätte sein sollen
Seit der Vorstellung des EcoSport in Europa habe man über 150.000 Einheiten verkauft, verkündet Fords Europachef Steven Armstrong, die
Zahlen hätten alleine im letzten Jahr um 40 Prozent zugelegt. Klingt gut, ist aber für vier Jahre nichts im Vergleich zu Konkurrenzmodellen.
Man mag sich gar nicht vorstellen, um welchen Faktor der Absatz höher gewesen wäre, wenn sich Ford mit dem Auto von Anfang an mehr Mühe
gegeben hätte.
Nun aber haben sich Designer, Ingenieure und Marketer zusammengetan und einen neuen Anlauf gestartet, den Ecosport so begehrlich zu machen
wie andere Hersteller ihre entsprechenden Modelle. Mittel zum Zweck ist zunächst ein geschärftes Design, erkennbar an einer neu modellierten
Motorhaube und vor allem einem dank Höhersetzung bulligeren Kühlergrill im Stile von Kuga und Edge. Er wird flankiert von schmaleren
Scheinwerfern mit LED-Tagfahrlicht, optional gibt es endlich auch Xenon-Technik, nicht aber Voll-LED-Systeme. Nebelscheinwerfer und Blinker
sitzen nun gemeinsam weit außen in der Frontschürze.
Die Seitenansicht bleibt Facelift-typisch von zahlreichen neuen Karosseriefarben und Räderdesigns abgesehen unverändert. Im Gegensatz
zur Front zeigt das Heckdesign kaum Ambitionen, insbesondere wurden die LED-freien Leuchten übernommen. Einzige Änderung ist ein
Stoßfänger mit mehr lackierter Fläche. Die zur Seite öffnende Heckklappe konnte natürlich nicht verändert werden. Weiterhin lieferbar
ist ein außen montiertes Ersatzrad.
Außerdem weitet Ford das beliebte Bicolor-Konzept aus: Künftig steht es nicht für das S-Modell zur Wahl und auch nicht nur mit Schwarz
als Kontrastfarbe, zudem umfasst es auch Dachsäulen, die oberen Türrahmen, den Dachkantenspoiler sowie die Außenspiegel-Halterungen.
Im Interieur sieht es nun ungefähr so aus wie im neuen Fiesta, was ein großes Kompliment ist: Hervorragende Instrumente, eine Abkehr von
der Schalterwüste auf der Mittelkonsole und das SYNC3-Multimediasystem mit 6,5- oder 8-Zoll-Bildschirm (Basismodell nur 4,2 Zoll) setzen
gelungene Akzente. Auch die neue Klimabedieneinheit und der verlängerte Mitteltunnel mit verschiebbarer Armlehne und Fach gefallen, die
neue Ambientebeleuchtung mit sieben einstellbaren Farben bringt gar einen Hauch von Premium ins kleine SUV. Versprochen sind außerdem
optimierte Sitze und edlere Obverflächendekore. Im Kofferraum gibt es nun einen verstellbaren Zwischenboden.
Waren für den Ecosport bisher viele gängige Optionen gar nicht erhältlich, so trifft dies auf das Facelift-Modell noch immer zu, aber nicht mehr so
ausgeprägt. So verfügt der Tempomat künftig auch über eine Geschwindigkeitsbegrenzer-Funktion, es kann ein Tote-Winkel-Assistent bestellt werden,
und das Lederlenkrad ist beheizbar. Ebenfalls neu sind das erwähnte Xenon-Licht, anklappbare Außenspiegel und ein Fernlicht-Assistent sowie
für Musikfreunde das 675 Watt starke Soundsystem von B&O mit zehn Lautsprechern.
Andere Dinge wie Regensensor oder Rückfahrkamera kommuniziert Ford als neu, hat sie aber auch schon bisher im Programm. Abstandstempomat,
Querverkehrswarner, Einparkautomatik, Schiebedach, Anhängekupplung oder Standheizung sind dagegen weiterhin nicht verfügbar. Serienmäßig ist künftig
eine Alarmanlage.
In technischer Hinsicht hat Ford verbesserte Kopfairbags und eine nochmals überarbeitete Fahrwerksauslegung - Feder- und Dämpfungsraten,
Lenkübersetzung und -unterstützung, modifizierte Radführung hinten, ESP-Abstimmung - angekündigt. Wichtiger ist ein neuer Diesel. Es handelt
sich offensichtlich um eine Weiterentwicklung des 1,5-Liter-Aggregats, das künftig als "EcoBlue" statt als TDCi vermarktet wird.
Es leistet 125 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 300 Newtonmetern.
Die Maschine zeichne sich durch optimierte CO2-Emissionen aus, erklärt der Autobauer - also durch geringeren Verbrauch. Auf eine moderne
SCR-basierte Abgasreinigung verzichtet Ford aber offenbar, was angesichts der aktuellen Diesel-Diskussionen und drohender Fahrverbote
irgendwo zwischen naiv und dämlich einzuordnen ist.
Die neue Maschine wird zunächst nur in Verbindung mit Allradantrieb angeboten. Allrad? In der Tat, Ford hat die EcoSport-Positionierung
völlig überarbeitet und bringt die 4x4-Technik nun auch in dieser Klasse. Später wird der EcoBlue auch mit Frontantrieb angeboten. Bis
dahin gibt es diese Kombination mit dem alten Diesel, der von 95 auf 100 PS erstarkt. Im Übrigen stehen weiterhin die EcoBoost-Dreizylinder
mit 125 und 140 PS zur Verfügung, im kommenden Jahr schiebt Ford auch die Variante mit 100 PS nach, die erfahrungsgemäß nicht so viel lahmer wirkt.
Zwischen den Ausstattungslinien Trend und Titanium sieht Ford noch Platz für eine "Cool&Connect"-Variante, mutmaßlich ungefähr entsprechend
dem bisherigen gleichnamigen Ausstattungspaket. Der Ecosport S heißt künftig markencharakteristisch ST-Line und wird zusätzlich aufgepeppt
u.a. vermittels spezifischer Schürzen und Schweller sowie Teilleder-Sitzen mit roten Nähten.
Ford importiert den Ecosport für Europa künftig nicht mehr aus Brasilien, sondern baut ihn im rumänischen Werk Craiova, wo zu diesem Zweck
200 Millionen Euro investiert wurden. Was die Facelift-Modelle kosten werden, mag Ford erst später im Jahr verraten, wenn die Orderbücher geöffnet werden.
Angesichts der gelungenen Auffrischung dürften die nächsten 150.000 Stück aber
unabhängig vom Aufschlag in der halben Zeit verkauft werden.
text Hanno S. Ritter
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