Brav gezeichneter i30-Ableger kommt im Mai
Neuer Kia Ceed: Aller guten Dinge sind drei
Im Vorfeld der Messepremiere in Genf hat Kia heute den neuen Ceed erstmals präsentiert. Der Kompakte ist in
dritter Generation komplett neu gezeichnet und technisch auf den neuesten Stand
gebracht. Zukunftsvisionen bringt
er aber keine mit.
Kia
Der neue Kia Ceed
kommt im zweiten Halbjahr auf den Markt
Der Ceed ist nicht mehr der Kern von Kia, der Sportage hat ihm markenintern den Nummer-1-Rang abgelaufen. Ein besonders wichtiges Modell
ist er aber noch immer, denn anders als die Mittel- ist die Kompaktklasse durch den SUV-Boom nicht in Gefahr. 22 Prozent aller Neuzulassungen
in Europa gehören zu diesem Segment. Auch war der Ceed der erste Kia, der in Europa entwickelt und produziert wurde, und der erste, der die inzwischen
charakteristische "Tigernase" spazieren fuhr. Nun steht die dritte Generation am Start - mit
ums Apostroph und
die gewollte Kleinschreibung vereinfachtem Namen, und wiederum in Deutschland gezeichnet und entwickelt.
Die ersten Bilder zeigen dabei ein Design, wie es nach den Erlkönig-Bildern zu erwarten war: Der Ceed ist jetzt viel ernster im Auftritt -
und man muss wohl sagen: langweiliger als das bisherige Modell mit seiner ausgeprägt ansteigenden Seitenlinie, dem großen Dreiecksfenster
vorne, den langgezogenen Scheinwerfern und der nicht gerade ausgeführten Windschutzscheibenkante.
Der neue Ceed nimmt sich also optisch zurück, will jedem gefallen, kann dabei aber nicht die schon historisch bedingte Zeitlosigkeit eines VW
Golf erreichen. Erstaunlich, dass der Hyundai-Kia-Konzern den Ceed optisch so nah am i30 positioniert, auch das hat VW
mit A3/Golf/Leon/Octavia besser hinbekommen.
Davon abgesehen, leistet sich der Ceed keine echte Schwäche im Auftritt. Alle Linien und Proportionen sind stimmig, die Außenspiegel hübsch, das
Markengesicht längst nicht so verwässert wie bei Hyundai. Positiv hervorzuheben ist auch das Vier-Punkt-Tagfahrlicht, das nun nicht mehr den
sportlichen Versionen vorbehalten ist. Was einem Porsche gut steht, kann bei Kia nicht verkehrt sein. Anstelle von Xenon-Licht gibt es nun
branchenüblich Voll-LED-Scheinwerfer.
Am Heck erfreut Kia ebenfalls mit Tagfahrlicht, enttäuscht aber mit einer nur teilweisen LED-Umsetzung. Speziell durch die höher wirkende Front,
den knackigeren Übergang zwischen Frontschürze und Motorhaube und das spitz auslaufende dritte Seitenfenster halten wir den Ceed sogar für dem
i30 optisch überlegen.
Interessant: Der neue Ceed ist mit 4,31 Metern exakt genauso lang wie der bisherige cee'd, auch der Radstand von 2,65 Metern wurde übernommen.
Trotzdem gibt es Unterschiede: Ceed Numero III ist jeweils rund Zentimeter flacher und breiter geworden, der Überhang vorne um zwei Zentimeter
kürzer. Hinten sind es also zwei Zentimeter mehr, was u.a. dem Kofferraumvolumen zugute kommt, das um 15 auf 395 Liter gewachsen ist. Trotz der
geringeren Höhe verspricht Kia mehr Kopffreiheit vorne, zurückzuführen natürlich auf eine tiefere Sitzposition. Im Fond soll die Schulterfreiheit
profitiert haben.
Spendabel zeigt sich Kia bei der Serienausstattung, sieht man einmal von den 15 Zoll kleinen Stahlfelgen in der Basisversion ab: Fernlichtassistent,
Müdigkeitswarner und ein aktiver Spurhalteassistent sind ebenso Serie wie der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung. Optional gibt es nun einen
Tote-Winkel- und Parkassistenten, einen Querverkehrswarner, einen Abstandstempomaten und sogar einen Stauassistenten (bis 130 km/h). Neu im Angebot
sind überdies Sitzventilation vorne, Sitzheizung hinten, beheizbare Frontscheibe und eine induktive Smartphone-Ladestation.
Auf den aktuellen Stand gebracht hat Kia auch die Multimedia-Ausstattung. Basis ist ein Radio mit 5-Zoll-Display, darüber rangieren ein System
mit 7-Zoll-Touchscreen und das 8-Zoll-Navi. Beide Touchsysteme unterstützen auch Apple CarPlay und Android Auto.
Das Interieurdesign ist ebenfalls zweckmäßig, unauffällig und dem aktuellen Trend folgend horizontal ausgerichtet geraten. Gegenüber dem
Vorgänger wirkt es wesentlich wertiger, zusätzliche Softtouch-Flächen und satinierte Rähmchen sei Dank. Der Monitor ist jetzt zwischen den
Luftausströmern teilweise stehend platziert, die zugehörigen Schalter sind schöner als im i30 darunter angeordnet.
Der i30 hat dafür die schickere Klimabedieneinheit, und auch sonst sind beide Modelle ähnlich, aber bewusst nicht gleich gezeichnet: Beim Ceed
sitzen die stets analogen Instrumente in tiefen Tuben, hat das Lenkrad einen runden statt einen eckigen Pralltopf, und verfügen die mittleren Luftduschen
über keine, jedenfalls keine sichtbaren Rändelräder. Der innere Türgriff ist beim Ceed praxistauglicher ausgeführt, der Türöffner in beiden Fällen nicht
der Schönheit letzter Schluss. Anders als die Erlkönige es vermuten ließen, gibt es eine elektrische Handbremse, vermutlich also modellabhängig.
Dass der Ceed auch die
Detailmängel des i30 übernimmt, ist anzunehmen.
Motorseitig ist die Auswahl überschaubar: Vom bisherigen Modell übernommen wurde das 1,4-Liter-Aggregat mit 100 PS, daneben gibt es den
1,0-Liter-Dreizylinder mit 100 und den Vierzylinder mit 140 PS aus 1,4 Litern Hubraum, der sich schon
im Hyundai i30
als Maschine der Wahl empfohlen hat. Dieselfahrer können den Ceed mit einem neuen 1,6-Liter-Triebwerk ordern, das 280 Nm Drehmoment mobilisiert
und in zwei Leistungsvarianten mit 115 und 136 PS erhältlich ist. Die Abgasreinigung übernimmt ein SCR-System, die neueste Abgasnorm Euro 6d TEMP ist
damit kein Problem. Ob die Ottomotoren mit Partikelfilter ausgerüstet sind, ist noch nicht bekannt. Erd- oder Autogas, Hybrid oder Elektro
ist aktuell kein Thema, Allrad auch nicht. Ein stärkerer GT dürfte folgen.
Alle Motoren sind mit einem sechsstufigen Schaltgetriebe kombiniert. Der 1,4 T-GDI und der stärkere 1,6 CRDi werden darüber hinaus mit
einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe angeboten. Hier ist auch eine Fahrprofilauswahl an Bord.
Gebaut wird der Ceed ab Mai 2018 wie seine beiden Vorgänger im Werk Zilina in der Slowakei. Seit 2006 sind dort nach Herstellerangaben 1,28 Millionen
Einheiten vom Band gelaufen, die Hälfte davon entfällt auf die 2012 eingeführte zweite Modellgeneration. Auch in Zukunft dürfte es in Zilina viel zu tun
geben, denn der Ceed ist trotz des arg zurückhaltenden Designs wesentlich erwachsener geworden. Die sympathisch nicht überzogenen Wachstumsziele von Kia
(insgesamt 500.000+ Fahrzeuge in Europa pro Jahr) dürften locker zu schaffen sein.