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Freitag, 29. März 2024
Kein schwerer Unfall seit 1953

Schülerlotsen: 70 Jahre echte Erfolgsgeschichte

Im Januar 1953 startete ein bis dato unbekanntes Projekt: Schülerlotsen helfen Schülern, den Schulweg zu überleben. 70 Jahre später ist klar: Es ist ein echtes Erfolgsprojekt.
Schülerlotsen: 70 Jahre echte Erfolgsgeschichte
Dt. Verkehrswacht
Seit 70 Jahren gab es keinen schweren Unfall
an einem von Schülerlotsen gesicherten Übergang
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In Korea endet der Krieg, in der DDR formiert sich ein Aufstand, Bundeskanzler Adenauer wird wiedergewählt, die erste Fußgängerzone eröffnet, der Zuckerstreuer patentiert, der Mount Everest erstmals bestiegen und das THW gegründet: Wir sprechen von 1953. Schon zu Beginn des Jahres, am 14. Januar 1953, führte der damalige Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm den Schülerlotsendienst in Deutschland ein.

Schon von weitem sind sie in ihren neon-gelben Jacken zu erkennen: Die Schülerlotsen, Verkehrshelfer und Schulweghelfer sind vor Schulbeginn und nach Schulschluss an vielen Schulen im Einsatz. Hinter den drei Begriffen verbirgt sich dasselbe Engagement, doch werden die Engagierten regional unterschiedlich benannt. Der älteste und bekannteste Begriff ist Schülerlotse.

Schülerlotsen sind Schüler, die mindestens 13 Jahre alt sind und bereits die 7. Klasse besuchen. Ausnahmen machen Brandenburg, wo die Schüler bereits ab dem 11. Lebensjahr Schülerlotse werden können, und Berlin, wo Schüler ab der 5. Klasse mitmachen können. Die Schüler melden sich freiwillig, der Klassenlehrer ist an der Auswahl beteiligt. Auch Eltern, ältere Geschwister oder andere Erwachsene nehmen die Aufgabe als Schülerlotse wahr. Der Einsatz ist freiwillig, ehrenamtlich und unentgeltlich. Aufgrund ihrer verschiedenen Funktionen werden Schülerlotsen in der StVO "Verkehrshelfer" genannt, es gibt auch ein entsprechendes Verkehrsschild dafür.

Seit den Anfängen betreut die Deutsche Verkehrswacht e.V. (DVW) das Schülerlotsen-Projekt, bei sich stetig verändernden Bedingungen: Gab es zum Start rund eine Million Pkw in Deutschland, sind es heute 48 Mal so viel. Auch "Elterntaxis", 30er-Zonen oder Assistenzsysteme kannte man noch lange nicht. Bis heute kümmert sich die Verkehrswacht um die Ausstattung, unterstützt bei der Ausbildung und richtet den jährlichen Bundeswettbewerb aus. Finanziert wird die Ausstattung nicht etwa vom Staat, sondern seit über 30 Jahren maßgeblich vom Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA).

Um Schülerlotsen bzw. Verkehrshelfer einzusetzen, müssen verschiedene Akteure zusammenarbeiten. Die Initiative geht meist von den Schulen und den Eltern aus, die einen Bedarf feststellen und sich oft mit Verkehrswacht, Polizei und zuständigen Verwaltungsbehörden abstimmen. Wenn sich geeignete Schüler finden, werden sie durch die Polizei ausgebildet und in der ersten Zeit begleitet. Danach organisieren die Schulen eigenverantwortlich den Dienst. Dabei kommt es auf engagierte Lehrkräfte und auch Eltern an, die das Projekt vor Ort am Leben halten. Immer öfter unterstützen auch Eltern als Verkehrshelfer die Schulwegsicherung.

Heute sind laut DVW rund 50.000 Verkehrshelfer im Einsatz. Der ehemalige Verkehrsminister und heutige DVW-Präsident Prof. Kurt Bodewig sprach den Schülerlotsen Dank und großen Respekt für ihr Engagement aus. Auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat würdigte das Projekt. Wenn vermutlich stimmt, was die Verkehrswacht behauptet, sind Schülerlotsen tatsächlich eine echte, riesengroße Erfolgsgeschichte: Noch nie hat es an einem von Schülerlotsen gesicherten Übergang einen tödlichen oder auch nur schweren Unfall gegeben. Noch nie, seit 70 Jahren.
text  Hanno S. Ritter
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