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Sonntag, 13. Oktober 2024
Modernisierter Kleinstwagen kommt zur IAA

Neuer Hyundai i10: Der kleine Wagen

Während andernorts Kleinstwagen auf dem Prüfstand stehen (VW) oder abgeschafft werden (Opel), kündigt Hyundai den neuen i10 an. Er soll in vielen Punkten besser werden als der bereits gute Vorgänger. Nur der Antrieb ist enttäuschend.
Hyundai
IAA-Premiere:
Hyundai zeigt den neuen i10
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Über fünf Jahre ist es her, dass wir mit dem i10 unterwegs waren. Damals hat das Auto eine überzeugende Vorstellung abgeliefert und ein virtuelles Duell mit dem VW Up klar für sich entschieden. Fünf Jahre später haben beide Kandidaten ein Facelift hinter sich, aber bis auf den Ford Ka+ keine neuen Konkurrenten bekommen. Der Ka+ hat im Ford-Konzern jedoch tendenziell keine Zukunft, Opel Adam und Karl sind bzw. werden Geschichte, Peugeot 108 & Co. haben schon lange kein Update mehr erhalten, und bei Renault Twingo und Smart ist die Zukunft ungewiss.

So gesehen kommt dem Hyundai i10 heute mehr denn je eine wichtige Rolle im Kleinstwagen-Segment zu. Nun kündigt der Hersteller die Neuauflage an. Was auf den ersten Blick wie ein großes Facelift wirkt, ist tatsächlich eine neue Generation. Bei praktisch unveränderter Außenlänge von 3,67 Metern haben die Koreaner den Radstand um immerhin vier Zentimeter auf 2,425 Meter gestreckt, was auch innen etwas mehr Platz schafft. Das Kofferraumvolumen bleibt mit 252 Litern konstant, lässt sich aber dank drei Zentimeter tieferer Ladekante besser nutzen. Zudem gibt es einen höhenverstellbaren Boden und einhändig umklappbare Rücksitze. Der i10 ist als 4-oder 5-Sitzer bestellbar.

Während die Höhe um zwei Zentimeter geringer ausfällt, nimmt die Breite um ebenfalls zwei Zentimeter zu, was den Proportionen zugute kommt. Seine Designlinie behält der i10 überwiegend bei. Unterschiede ergeben sich speziell im Bereich der A-Säulen-Wurzel, an der schmaleren und nun etwas an den Seat Arona erinnernden C-Säule mit Modell-Schriftzug, am großen Heckklappengriff und am Kühlergrill, der fortan flacher und breiter ausfällt. Dort findet sich nach wie vor das runde Tagfahrlicht. Eine Luftöffnung oberhalb des Grills gibt es nicht mehr, was die Front trotz zahlreicher Sicken in der Motorhaube etwas vornehmer wirken lässt.

Die seitliche Sicke auf Türgriff-Höhe ist nicht mehr durchgehend ausgeführt, die Fensterlinie steigt etwas früher an als bisher, und die Radhäuser sind auffälliger modelliert. Schade: Hatte der i10 bisher zwei Rückfahrleuchten, wie sich das für Sicherheit und optische Symmetrie gehört, gibt es nun nur noch derer einer, die überdies weit unten in der Schürze montiert ist. Im Übrigen hat Hyundai seinem Kleinsten eine Option für ein in Kontrastfarbe (schwarz oder rot, nicht aber weiß) lackiertes Dach spendiert. Es bleibt bei 14 Zoll mickrigen Rädchen in der Basis.

Auch das Interieur zeigt sich modernisiert. Blickfang ist ein acht Zoll großer Bildschirm - der mit Abstand größte in dieser Klasse. Apple CarPlay, Android Auto, Navigation, Echtzeit-Informationen und eine kabellose "Tankstelle" fürs Handy gehören (teilweise optional) dazu. Eine App ermöglicht den Fernzugriff auf das Wägelchen. Neu ist ein zusätzliches offenes Handschuhfach und ein 3D-Wabenmuster auf dem Armaturenbrett und den Türverkleidungen. Wie bisher sind vier Luftduschen integriert, was bei Kleinstwagen kein Standard ist. Vier verschiedene Farbkombinationen stehen zur Wahl.

SamrtSense nennt sich Hyundais Sicherheitspaket, das künftig auch im kleinsten Modell zu haben ist. Es umfasst den Frontkollisionswarner mit Fußgänger-Erkennung, einen adaptiven Spurhalteassistenten, einen (nicht adaptiven) Fernlicht-Assistenten, ferner Müdigkeitswarner und Verkehrszeichenerfassung. Das Start-Stopp-System ist künftig serienmäßig, eine Rückfahrkamera neu im Programm.

Konventionell bestückt ist der i10 dagegen unter der Haube. Wie bisher bildet ein 67 PS schwacher Dreizylinder die Basis, alternativ montieren die Koreaner auch einen selten gewordenen Vierzylinder mit nun 84 statt 87 PS, der zwar kultiviert läuft, aber ebenfalls temperamentlos ist. Turbo-Motoren gibt es nicht, Diesel gibt es nicht, Erdgas gibt es nicht, und auch an eine Mild-Hybridisierung ist nicht zu denken. Getriebeseitig vermag mit Fünfgang-Getrieben (manuell oder automatisiert) ebenfalls keine Freude aufzukommen; das vom Hersteller angekündigte "maximale Fahrvergnügen" findet nur in der Phantasie der PR-Abteilung statt. Der Verbrauch liegt je nach Variante zwischen 4,9 und 5,3 Litern nach der WLTP-Norm.

Mit der Neuauflage dürfte Hyundai bei den Kleinsten künftig ein noch gewichtigeres Wörtchen mitreden - jedenfalls dann, wenn unsere Vermutung zutrifft, dass die Kunden überwiegend noch nicht bereit sind für einen Elektroantrieb, wie ihn Seat und Škoda in diesem Segment demnächst ausschließlich anbieten werden.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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