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VW/Porsche |
Piëch, Porsche |
Eine Woche vor der VW-Hauptversammlung haben Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche, die beiden wichtigsten Vertreter
des Großaktionärs Porsche, Einigkeit demonstriert. Im Gespräch mit dem Hamburger Magazin "stern" gab es eine
Kampfansage an Toyota, das Bekenntnis zum Ein-Liter-Auto – und eine überraschende Einlassung zum Thema Motorrad.
Die Enkel des VW-Gründers Ferdinand Porsche kündigten an, Toyota als größten Autohersteller der Welt abzulösen.
Piëch: "Wirklich als Wettbewerber empfinden wir nur Toyota. Und den gilt es einzuholen."
Im übrigen beschworen beide Männer die Geschlossenheit der Familienstämme Porsche und Piëch. Schließlich, so Wolfgang
Porsche, drehe man ein "großes Rad". Spekulationen über Rivalitäten oder Meinungsunterschiede wiesen die Großaktionäre
zurück. Piëch: "Wir diskutieren hinter verschlossenem Vorhang vieles, aber letztlich sind wir uns einig, wenn es um
wichtige Dinge geht."
Piëch wies Interpretationen zurück, dass sein Familienstamm aufgrund einer geringeren Beteiligung weniger zu sagen
habe: "Für eine Entscheidung sind bei uns mindestens 66,6 Prozent nötig, und die meisten Dinge müssen mit 75 Prozent
der Stimmen beschlossen werden. In Wirklichkeit heißt das: entweder einstimmig oder gar nicht." Nach offiziellen
Angaben hält die Familie Porsche 52 Prozent und die Familie Piëch 48 Prozent an der Stuttgarter Porsche-Holding.
Wolfgang Porsche wies in dem Gespräch die Kritik von VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh zurück, der von einer
"feindlichen Übernahme" durch Porsche gesprochen hatte: "Das ist unverständlich, und es entspricht auch nicht der
Realität." Osterloh stehe unter dem Druck seiner eigenen Leute. Wolfgang Porsche sprach sich für einen gemäßigteren
Umgang zwischen Managern und Arbeitnehmervertretern aus: "Wir müssen miteinander reden können. Keiner soll das Gefühl
haben, er würde vorgeführt."
Im Streit um die Besetzung des künftigen Aufsichtsrates der Porsche-Holding zeigte sich Wolfgang Porsche
kompromisslos: "Das ist so, und das bleibt so." Danach würden die VW-Beschäftigten nur drei Arbeitnehmervertreter
im Aufsichtsrat erhalten - genauso viele wie ihre Porsche-Kollegen. Wolfgang Porsche sagte mit Blick auf die zur
Hauptversammlung angekündigten Proteste der IG Metall: "Der Herr Osterloh sitzt ganz oben auf einem Baum, und
irgendwann muss er runterkommen." Er hoffe, dass das gelinge, "weil wir ihn nicht beschädigen wollen. Aber wir lassen
es auch nicht zu, dass Herr Dr. Wiedeking beschädigt wird. Da sind wir uns einig. Die Familie steht hinter dem
Management."
Zur Rolle von VW im künftigen Unternehmensgefüge sagte Wolfgang Porsche: "Volkswagen wird ein Teilkonzern der Porsche
Automobil Holding SE. Und den Teilkonzern Volkswagen verantwortet Herr Dr. Winterkorn. So einfach ist das. Heute und
morgen. Porsche bleibt Porsche, und Volkswagen bleibt Volkswagen." Einen Eintritt von Winterkorn in den Holding-Vorstand
schloss Piëch nicht aus, aber vorgesehen sei dies "zur Zeit nicht".
Piëch und Porsche sehen das Engagement der beiden Familien für den Konzern und seine Beschäftigten durchweg positiv.
Porsche sagte, die Hedgefonds, die bei Volkswagen hätten einsteigen können, seien weniger verlässlich als eine Familie,
die sich seit vielen Jahren stabil um die Geschäfte kümmere. Nach den Worten von Piëch hätten Hedgefonds VW aufgeteilt:
"Das geht ja einfach: Konzern kaufen, Audi verkaufen, schon haben sie das Geld wieder drin. Das wird unsere Familie
nicht tun."
Piëch bekräftigte die Ablehnung eines neuen VW-Gesetzes, das Bundesjustizministern Brigitte Zypries derzeit vorbereitet.
"Ich fände es gut, wenn man gleichzeitig auch ein Siemens- und Deutsche-Bank-Gesetz machen würde", so der
VW-Aufsichtsratschef. Aber daran denke keiner. Im Übrigen sei er sich sicher, dass europäisches Recht über "nationales
Gefühl" obsiegen würde.
Mit Blick auf die Debatte um den CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen kündigte Piëch an "sparsamere Autos für die
ganze Welt" zu bauen. "Noch in diesem Jahrzehnt oder vielleicht 2011 wird es ein neues Ein-Liter Auto zu kaufen geben.
Ich gehe davon aus, dass es spätestens nächstes Jahr neue Drei-Liter-Autos gibt." Einen Einstieg von Porsche und VW
in die Formel 1 lehnten beide dagegen ab. Piëch: "Das ist die reinste Geldverbrennung."
In dem "stern"-Interview, das in Wolfgang Porsches Villa in München stattfand, überraschte Ferdinand Piëch seinen
Cousin mit der Idee, die Palette des Autokonzerns weiter zu vergrößern, die schon vom Kleinwagen bis zum 44-Tonner
reicht: "Ich hätte gern noch einen kleinen, wertvollen Motorradhersteller drin." Er trauere noch immer dem Jahr 1985
nach, als Ducati in Not war "und man hätte ihn für einen Apfel und ein Ei gekriegt". Piëch, der am morgigen
Donnerstag seinen 71-jährigen Geburtstag feiert: "Ich fahre selbst eine Ducati. 180 PS - und mehr Leistung pro
Kilogramm Gewicht als ein 1001-PS-Bugatti."