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Vier Kriterien bilden |
EuroNCAP |
künftig die Basis für die EuroNCAP-Wertung |
Die Crashtest-Organisation EuroNCAP hat wie angekündigt ihr Bewertungsschema umgestellt. Das
neue System berücksichtigt jetzt auch Auffahrunfälle hinsichtlich des Schleudertrauma-Risikos und zum Teil die
aktive (elektronische) Sicherheit – und es wird deutlich komplizierter.
Bisher bewertete EuroNCAP die Insassensicherheit der Frontpassagiere (Front-, Seiten- und Pfahlcrash plus
Gurtwarner-Bonus), die der Kinder beim Frontalaufprall und der Schutz von Fußgängern bei einem entsprechenden
Unfall. Alle drei Ergebnisse wurden als Sterne-Wertung veröffentlicht, wobei meist nur die erste im öffentlichen
Fokus stand. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, gab es in den letzten Jahren hier fast nur noch die Bestwertung
von fünf Sternen. Die oft deutlich schlechteren anderen Ergebnisse fielen so häufig mehr oder weniger unter
den Tisch.
Wie bereits im Sommer 2008 angekündigt, hat die Organisation nun nach langen Anläufen und auch vor
dem geschilderten Hintergrund ihr Bewertungsschema verändert. Wesentliche Neuheit: Anstelle der drei
Stern-Einzelwertungen gibt es jetzt nur noch ein ganzheitliches Gesamtergebnis, das allerdings aus nun vier
statt drei Kriterien zusammengesetzt wird. So ergänzt eine Bewertung von elektronischen Sicherheitshilfen das
Prozedere. Hierzu zählen zunächst lediglich Gurtwarner, ESP und Geschwindigkeitsbegrenzer.
Für die Gurtpiepser gibt es maximal drei Punkte (Fahrer, Beifahrer, Fondpassagiere). Beim Limiter wird zwischen
rein passiven Systemen, die etwa per Signalton beim Überschreiten einer eingestellten Geschwindigkeit warnen,
und aktiven Systemen, die das Beschleunigen über das Limit hinaus nicht (bzw. nur im Notfall per Vollgas/Kickdown)
erlauben, unterschieden. Es gibt dafür 0,5 bzw. 1 Punkt. ESP ist drei Punkte wert, wenn es serienmäßig im
Auto verbaut ist oder dies jedenfalls für 85 Prozent der verkauften Modelle gilt, wobei Basis hierfür die
Erwartungen des Herstellers an den Modellmix sind. Bei den restlichen Modellen muss es als Option bestellbar sein.
Die Prozentgrenze wird in 5-Prozent-Schritten bis 2012 auf 100 erhöht.
Der Testpunkt Insassenschutz für Erwachsene wird um eine Bewertung des Schleudertrauma-Risikos ergänzt. Hierzu
werden Sitze und Kopfstützen statisch und nach drei unterschiedlich schweren Schlittentests bewertet.
Insgesamt ist das EuroNCAP-System durch die Umstellung deutlich komplizierter geworden als bisher. So werden in
den vier Wertungspunkten (Erwachsenenschutz, Kindersicherheit, Fußgängerschutz, elektronische Sicherheit) auf
Basis einer Punktebewertung Prozentzahlen des Erreichten ermittelt. So kann etwa ein Modell 76 Prozent der Punkte
in einer Kategorie erreichen, 88 in einer anderen. Beim Seitenaufprall wird das Ergebnis aus dem simulierten
Auto-Auto-Crash und dem Pfahl-Unfall vor der Addition zum Einzelwert gemittelt, das Erwachsenen-Ergebnis anschließend
gerundet.
Die Bestwertung von fünf Sternen gibt es ab einem Gesamtergebnis von nur 70 Prozent - ein enttäuschend niedriger
Wert, für den man in der Schule keine "Eins" bekommen hätte. Weitere Voraussetzung ist allerdings, dass sich im
Test in keiner der Einzelwertungen ein großer Schnitzer offenbarte. So gibt es insgesamt fünf Sterne auch nur dann,
wenn in den Einzelpunkten bestimmte Prozentgrenzen nicht unterschritten werden.
Schließlich werden die Einzelergebnisse unterschiedlich gewichtet. Die Erwachsenensicherheit geht mit 50 Prozent,
die der Kinder und Fußgänger mit jeweils 20 und die aktive Sicherheit nur mit zehn Prozent in die Gesamtwertung ein.
Wie bisher veröffentlicht EuroNCAP alle Ergebnisse nur in englischer Sprache.