10 Mio. Liter Bio-Ethanol aus Molkereiresten ab 2008
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10 Mio. Liter Biosprit: |
Müller |
Neue Müller-Anlage (gelbe Markierung) |
"Alles Müller, oder was?", könnte es bald auch an der Tankstelle heißen: Das aus den Supermärkten bekannte Unternehmen
baut die weltweit erste Anlage zur Herstellung von Bio-Ethanol aus dem Molke-Restprodukt Melasse. Schon ab 2008 werden
jährlich 10 Mio. Liter des umweltfreundlichen Sprit-Zusatzes produziert.
Für Überraschungen und unternehmerischen Weitblick ist das Unternehmen ("Der Joghurt mit der Ecke", "Müller-Milch")
mit Stammsitz in Aretsried bei Augsburg schon länger bekannt - bereits in den 1980er-Jahren gründete die einstige
Molkerei eine eigene Kühlspedition (Culina) und ein eigenes Becherwerk (heute: Optipack).
Nun folgt der nächste Streich, der ebenfalls in die Geschichte eingehen könnte: "Wir haben ein weltweit einzigartiges
Verfahren entwickelt, das Bio-Ethanol aus teilentzuckertem Permeat gewinnt - der so genannten Melasse", erläutert
Stefan Müller, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe. Melasse entsteht als Restprodukt bei der Käseherstellung -
für die Molkerei ein praktisch kostenloser Rohstoff, der die Produktion auch unabhängig von der Preisentwicklung beim
Getreide macht - und den Anbau von Biomasse vermeidet.
Im kommenden Monat beginnen die Bauarbeiten für das neue Produktionsgebäude am Standort Leppersdorf (Sachsen), die
Investitionskosten sollen 20 Millionen Euro betragen. Der erste Liter des Biokraftstoffzusatzes soll noch Ende 2007
gewonnen werden, später sind zunächst 10 Millionen Liter jährlich angepeilt. Derzeit befindet sich das Unternehmen in
Gesprächen mit Ethanol-Herstellern, die durch den Zukauf des Kraftstoff-Zusatzes von Müller ihre Kapazitäten aufstocken
wollen.
Das Produktions-Verfahren von Bio-Ethanol ist simpel und effizient: Bei der Herstellung von Käse fällt Molke an, aus der
Eiweiß und Milchzucker abgetrennt werden. Bisher wurde die verbleibende Melasse entsorgt. Jetzt wird das Beiprodukt
durch Zugabe von Hefe zu Alkohol vergoren und in einer Destillationsanlage von Wasser und Mineralien getrennt. Letztlich
entsteht zu 99,8 Prozent reines Bio-Ethanol, das ohne Weiterbehandlung als Kraftstoff eingesetzt werden kann.
Der eigentliche Clou ist aber die CO2-Bilanz, die bei herkömmlicher Ethanol-Herstellung noch umstritten ist: Zwar entsteht
bei der Gärung nur soviel Kohlendioxid, wie die Pflanze zuvor aufgenommen hat, doch sind die Verarbeitungsprozesse
zusätzlich energieaufwendig. Glaubt man den Müller-Ankündigungen, ergibt sich bei der Herstellung aus Melasse dagegen
eine positivere Bilanz: Die komplizierte Umwandlung der Biomasse zu einem kohlenhydratreichen Ausgangsprodukt entfällt;
außerdem soll das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid zum Großteil wieder im Werk eingesetzt werden - als Ersatz für
bisher zugekauftes CO2, das zum Transport unter großem Energieaufwand verflüssigt und bei minus 30 Grad gelagert werden
muss, wie Müller erläutert.