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Vor dem Abgang? |
Volkswagen |
VW-Markenchef Wolfgang Bernhard |
Die VW-Führungskräfte drängen darauf, dass Markenchef Wolfgang Bernhard auch nach dem Machtwechsel an der
Konzernspitze von Bernd Pischetsrieder zu Martin Winterkorn weiterhin an Bord bleibt. Das berichtet das Magazin
"Capital" unter Berufung auf ein internes Schreiben.
Die Volkswagen Management Association (VMA) als Interessenvertretung der Leitenden Angestellten macht dort deutlich,
dass Bernhard ihr vollstes Vertrauen genießt.
"Das Klima und die Prozesse zur Zusammenarbeit, die mit Herrn Dr. Bernhard in hervorragender Weise zur Wirkung
gekommen sind, beschleunigen und tragen den Umschwung bei Volkswagen Pkw. Das Management würde es außerordentlich
bedauern, wenn Herr Dr. Bernhard die in der Entwicklung befindlichen Fahrzeugprojekte nicht bis zu deren Serienanläufen
verantworten könnte", heißt es wörtlich in dem Schreiben.
Wie "Capital" weiter meldet, empfiehlt der VMA-Vorstand, deren Vorstandssprecher Ulrich Neß im VW-Aufsichtsrat sitzt,
dem neuen Konzernchef Winterkorn, bei "beabsichtigten Veränderungen" besonnen vorzugehen: "Das Management kann nur
Personal-, Prozess- und Strukturveränderungen begrüßen, die eine Verbesserung zum Bestehenden bewirken und die
laufenden Fahrzeug- und Prozessprojekte nicht stören oder verzögern."
Bernhard selbst ist laut "Capital" bereit, zu bleiben - allerdings unter einer Voraussetzung: "Ich werde meinen Vertrag
erfüllen, solange sich an seinem Inhalt nichts ändert", sagte Bernhard auf einem Treffen mit Führungskräften kurz vor
Weihnachten.
Das Blatt schreibt allerdings, ein internes Abschiedsszenario sehe vor, dass Bernhard schon nicht mehr an der Detroit
Motorshow, die am 7. Januar ihre Pforten öffnet, teilnähme. Winterkorn stehe allein im Rampenlicht. Gut eine Woche
später solle es dann offiziell werden: Bernhard verlasse Ende Januar nach genau zwei Jahren den VW-Konzern.
Vertrauliche Zahlen belegen laut "Capital", dass der Turnaround der Marke VW mittlerweile auf Hochtouren läuft: Der
Absatz stieg danach im Jahr 2006 von knapp 3,1 auf fast 3,4 Millionen Autos. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich
von 400 Millionen Euro auf rund 1,6 Milliarden Euro. Die Netto-Liquidität legte von knapp 2,1 Milliarden Euro auf 4,8
Milliarden Euro zu und der Netto-Cash-Flow von minus 350 Millionen Euro auf plus 2,8 Milliarden Euro. Vor allem
an der Kostenfront setzten Bernhard und sein Team die Axt an: Die Investitionen, im Jahr 2004 noch bei 2,7 Milliarden
Euro, sanken auf rund 1,9 Milliarden Euro und die Fabrikkosten pro Fahrzeug von 4.705 Euro auf 4.475 Euro. Im Jahr
2008 sollen diese nur noch 4.100 Euro betragen.
Wie unproduktiv der VW-Konzern trotz Aufholjagd noch immer arbeitet, belegt die vertrauliche Produktivitätsanalyse
"Harbour Report Europe 2006", aus der das Magazin zitiert. Danach brauchte die Marke VW im Jahr 2006 durchschnittlich
32,5 Stunden, um ein Auto zu montieren. Das ist zwar gegenüber 2005 mit 37 und 2004 mit 44 Stunden ein deutlicher
Fortschritt, aber immer noch zu viel. Ford schaffte das 2005 in 17,5 Stunden, Renault in 21,2 Stunden, Opel in
22,8 Stunden und Toyota in 25,4 Stunden. Das Ziel liegt nun bei unter 28 Stunden.