Von Hanno S. Ritter
Wenn Firmen schlechte Presse haben, gibt es in aller Regel nur einen Weg, einigermaßen unbeschadet aus der Sache
herauszukommen - indem man nämlich die Vorwürfe, wenn sie denn berechtigt sind, eingesteht, erklärt und Besserung
gelobt. Beispiele hierfür gibt es auch in der Autobranche etliche.
Die Verlautbarungen aus dem BMW-"Vierzylinder" passen jedoch nicht in dieses Schema. Es ist schon ein bisschen naiv,
anzunehmen, Google würde Seitenbetreiber vorher ansprechen - das ist angesichts von Milliarden Internetseiten schlicht
nicht möglich, und letztlich auch nicht die Aufgabe einer Suchmaschine, auch wenn sie mehr oder weniger eine
marktbeherrschende Stellung hat. Man mag es bedauern, aber es ist Fakt: Man kann nicht mal eben Google anrufen
und das Ranking der eigenen Seite besprechen.
Die Erklärung von BMW, man habe die Seiten als Kundenservice verstanden, ist entweder noch naiver oder eine bewusste
Verdrehung von Tatsachen. Wer ein bisschen versteht, wie das Internet im allgemeinen und Google im besonderen
funktioniert und sich die von dem Google-Mitarbeiter veröffentlichten Screenshots der fraglichen Seiten - vollgestopft
mit Keywords und Links - angesehen hat, wird den Kopf schütteln über eine solch haarsträubende Argumentation. Jeder
Anbieter im Internet möchte so gut wie möglich gelistet sein, aber BMW-Gebrauchtwagen, um beim Beispiel zu bleiben,
gibt es eben nicht nur bei BMW. Bereits zuvor hatte Automobile.de mit ähnlichen Argumenten den Manipulationsvorwurf
zurückgewiesen.
Mag sein, dass die BMW-Leute von den Details ihrer Website keine Kenntnis haben, weil alles in den Händen einer
nicht ganz unbekannten Agentur liegt, die möglicherweise die Brückenseiten auch aus technischen Gründen angelegt
hat. Eine Entschuldigung kann das freilich nicht sein, maximal eine Erklärung. Google nun noch hinterherzurufen,
sowieso unrelevant für die Besucherzahlen gewesen zu sein, erinnert an die beleidigte Leberwurst. Arroganz ist kein
guter Berater.
Die Münchner mögen gute Autos bauen, aber in punkto Internet haben sie nach wie vor Nachholbedarf. BMW.de ist bis
heute inhaltlich und gestalterisch nicht halb so gut, wie es sein könnte. Dass der dortige Aufmacher heute der
tendenziell unseriöse Mitmachaufruf (mit inhaltlich falschem Teasertext) an einer externen, weithin unbekannten Wahl
zum besten Newsletter Deutschlands ist, steht nur stellvertretend dafür.