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IAA-Studie: Smart Crosstown Hybrid |
Smart |
Da hatte man schon fast befürchtet, der im Sanierungsprozess befindliche Autobauer Smart hätte zur IAA tatsächlich
nur die absurde "Bellybutton"-Studie zu bieten – doch weit gefehlt: Der außerdem überraschend gezeigte
"Crosstown" verfügt über ein interessantes Konzept und auch über Hybridantrieb.
Glaubt man den Smart-PR-Leuten, hat sie außerdem eine interessante Entstehungsgeschichte: Im Rahmen eines
Kreativ-Workshops - die Branche redet so - waren die Smart-Designer eine Woche lang aufgerufen, sich Gedanken
über den überfälligen Fortwo-Nachfolger zu machen. Dabei hat offenbar einer der Teilnehmer ungefähr den
Crosstown skizziert, der dann als IAA-Highlight auserkoren und zwischen April und Ende August direkt bei Smart
realisiert wurde.
Das Auto basiert also im Wesentlichen auf dem Fortwo-Konzept, und das ist sicher eine schlaue Wahl. Deutlich wird
die Nähe schon an den Abmessungen: Mit einem Radstand von knapp 1,90 Meter und kurzen Überhängen (vorne 40, hinten
knapp 39 Zentimeter) liegt die Gesamtlänge des Crosstown bei 2,68 Metern, das sind 18 Zentimeter mehr als beim
Fortwo und mindestens das Maß für dessen zweite Generation, was auch mit US-amerikanischen Sicherheitsvorschriften
zu tun hat. Breite und Höhe betragen jeweils rund 1,58 Meter (Fortwo: 1,51/1,55 Meter), was den Proportionen
gut tut.
Auch das Prinzip der farblich hervorgehobenen "tridion"-Sicherheitszelle aus hochfestem Stahl in Verbindung mit
"Bodypanels" aus Plastik entspricht dem Smart-Konzept. Mit dicken 16 Zoll-Rädern - nach wie vor nur mit drei
Schrauben befestigt - und auffälligen Reifen sowie der Front, die entfernt an einen Jeep (den echten) erinnert, ist
ein kleines, aber bulliges und sattes Erscheinungsbild entstanden, das aber auch funktional überzeugt - quasi
ein Crossblade (die limitierte Smart-Variante ohne Dach, Türen und Scheibe) gepaart mit Alltagstauglichkeit.
Da ist zunächst die Konzeption als Cabrio mit elektrischem Stoffdach und die angenehm steil stehende Windschutzscheibe.
Diese wiederum kann bei offenem Dach nach vorne geklappt und unter der
Motorhaube vorderen Haube
verstaut werden - vom Offroad-Look-Stadtflitzer zum Cabrio zum Speedster in wenigen Sekunden. Offen sichtbare, außen
montierte Scharniere an Haube und Türen vervollständigen den außergewöhnlichen Ansatz - was man einem normalen Auto
mit Ausnahme der Mercedes G-Klasse nie verzeihen würde, macht sich hier richtig gut.
Puristisch ist auch das Interieur: Das Armaturenbrett ist, anders als im Fortwo, sehr geradlinig gestaltet und
gibt überdies, das verrät Smart, einen Hinweis darauf, wie ein künftiges Serien-Interieur aussehen könnte, das
den US-Vorschriften entspricht. Auffällig sind außerdem ein großes verschließbares Ablagefach, das von der
Beifahrertür bis in die Fahrzeugmitte reicht und in dessen Deckel eine Schalterleiste integriert ist.
An zentraler Stelle der Instrumententafel befindet sich die Bedieneinheit mit Anschlussmöglichkeiten für PDA-Navi
und USB-Sticks, des weiteren finden sich im Interieur ausgefallene Features wie Leder im "Used Look", Skaterrollen
und Pedalauflagen im Stil von Mountainbike-Pedalen. Die Sitze sind wie im Fortwo um 15 Zentimeter versetzt
angeordnet, die Kopfstützen noch stärker integriert.
Ebenfalls vom Fortwo stammt das automatisierte Getriebe, die stehenden Pedale, das Zündschloss auf dem Mitteltunnel
und schließlich der 61 PS-Dreizylinder-Benziner. Fast schon wäre man geneigt zu sagen, dass dieser natürlich mit einem
Elektromotor kombiniert ist - Hybrid ist
das Thema der IAA, auch wenn das manch zu ideologisch geprägter
Umweltverband nicht einsieht.
Im Falle des Crosstown leistet der E-Motor bis zu 23 kW (etwa 31 PS), das sparpotential hat Smart mit 15 Prozent
und damit dem üblichen Wert errechnet. In der Serie würde dies trotz des 85 Kilogramm höheren Gewichts (825 kg) einen
Drittelmix-Verbrauch von vier statt 4,7 Litern bedeuten, wozu allerdings auch die Start-Stopp-Automatik
beiträgt. Gleichzeitig verbessert sich das Spurtvermögen um zehn Prozent; die Höchstgeschwindigkeit bleibt auf
135 km/h begrenzt.
Und noch einen Vorteil hat das Konzept: Der Elektromotor könnte die jedenfalls gefühlt viel zu langen Schaltpausen
des Smart-Automaten überbrücken - man hätte dann wohl endlich den Komfort einer echten Wandlerautomatik ohne
Zugkraftunterbrechung, wohlgemerkt unter Beibehaltung der Vorteile des automatisierten Getriebes wie niedrigeres
Gewicht und kompaktere Abmessungen sowie geringere Herstellkosten.
Das Auto selbst ist ein reines Showcar und wird nicht in Serie gehen, wenn auch vielleicht eine Kleinserie als
Crossblade-Nachfolger eine schöne Idee gewesen wäre. Inwieweit und zu welchem Zeitpunkt ein solcher Hybrid-Antrieb
für eines der Serienmodelle erhältlich sein wird, sei noch nicht entschieden, so Smart. Der Autobauer verweist
stattdessen darauf, dass seine Fahrzeuge ab Frühjahr 2006 mit Rußfilter erhältlich seien - was uns nun wirklich
verwundert, wo doch ein Smart-Sprecher uns schon Mitte Juli sagte, dass der Filter dann Serienausstattung sein
werde.