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Dienstag, 19. März 2024
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Cabrio-Studie zum 100. Firmenjubiläum / Keine Serienproduktion geplant

Director's Cut: Rolls-Royce öffnet den Phantom

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Royce öffnet den Phantom
Rolls-Royce
Über den Rolls-Royce Phantom muss man nicht viele Worte verlieren - die Limousine spielt in ihrer eigenen Liga, und höchstens ein Maybach darf als das gelten, was man gemeinhin als "Mitbewerber" bezeichnet, wenn dieser auch völlig anders positioniert ist. Beiden gemeinsam ist neben dem hohen Luxus, der schieren Größe und Power sowie natürlich einem Preis, der selbst die Supperreichen schlucken lässt, das Dach über dem Kopf der Passagiere: Ein Cabrio haben beide Hersteller nicht im Programm - jedenfalls noch nicht.

Wie so etwas aussehen könnte, hat Rolls-Royce dieser Tage auf dem Genfer Salon gezeigt. Dort präsentierten die Briten den "100EX", wobei 100 das anstehende Firmenjubiläum kennzeichnet, das im Mai gefeiert wird, und "EX" die klassische Abkürzung für "Experimental Car" darstellt. Vor allem zwischen 1919 and 1957 gab es einige EX-Modelle, die im Gegensatz zu einem "Concept Car" nach Rolls-Royce-Lesart seriennäher sind und ursprünglich zum Test von neuen Techniken und Komponenten genutzt wurden. Der EX100 ist nun das erste Experiment seit der Übernahme durch BMW.

Das Design des wohl edelsten Cabrios der Welt wurde zunächst in den amerikanischen Studios von "Designworks" entworfen, einer Dependance des BMW-Stylings. Nach Auswahl der endgültigen Linie entstand das "Feintuning" direkt in München. Herausgekommen ist ein 5,67 Meter langer Wagen, was gegenüber der Limousine einen "Verzicht" von rund 16,5 Zentimeter bedeutet. Mit 1,56 Metern ist auch die Höhe rund sieben Zentimeter geringer ausgefallen. Der Radstand beträgt 3,47 Meter statt 3,57 Meter beim Phantom. Nur in der Breite geben sich beide nichts - fast zwei Meter sind auch kaum noch zu toppen.

Die Anmutung soll nach dem Willen der Designer eher an edle Motor-Yachten als ein Auto erinnern. Deswegen haben die Briten jede Menge Holz verbaut, und zwar sowohl innen als auch außen. So kommt edles Teakholz etwa statt Teppichboden in den Fußräumen zum Einsatz, das Armaturenbrett ist teilweise aus Mahagoni gefertigt. Auch der Verdeckkastendeckel ist eine Teak-Konstruktion. Selbstverständlich besteht das Interieur sonst weitgehend aus handvernähtem, feinstem Leder. Aus massivem Aluminium bestehen dagegen Windschutzscheibenrahmen und die Motorhaube und auch eine prägnante polierte Leiste rund um das Passagierabteil. Auch der Kühlergrill, wenn man die massive Front eines Rolls-Royce überhaupt so nennen kann, ist aus einem massiven Aluminium-Block gefräst. Oben auf sitzt natürlich die berühmteste Kühlerfigur, wenn nicht das berühmteste Markenzeichen, der Welt, die "Spirit of Ectasy" - besser bekannt als "Emily" und zur Feier des Jubiläums gemacht aus purem Silber.

Die Karosserie bietet natürlich viel Raum für vier Personen. Damit der Zugang zum Fond komfortabler ist, verfügt der 100EX über hinten angeschlagene Türen, wie man es hinsichtlich der hinteren Türen schon von der Limousine kennt. Dank einer ausgeklügelten Verdeckkonstruktion soll auch der Kofferraum viel Platz bieten. Auch hier besteht die Auskleidung aus Teak-Holz. Besonderheit ist ein zweiteiliger Kofferraumdeckel, dessen unterer Part waagerecht herausgezogen werden kann - etwa als angenehme Sitzmöglichkeit für ein Picknick, wie Rolls-Royce ganz lebensnah vorschlägt. Das Verdeck besteht aus einem neuartigen HighTech-Material mit eingewebten Metallfäden, um im geschlossenen Zustand höchstmöglichen Komfort zu bieten. Innen blicken die Passagiere auf eine Oberfläche aus Cashmere-Wolle.

Im übrigen baut der 100EX weitgehend auf dem Phantom auf und übernimmt auch dessen Alu-Spaceframe-Konzept. Luftfederung und Lenkung sowie ein Großteil der weiteren Technik wurden 1:1 adaptiert, darunter auch die sechsstufige Automatik. Dazu kommen Räder, deren Durchmesser nicht weniger als 21 Zoll beträgt, und auf denen Reifen der Dimension 255/50 (vorne) und 285/45 montiert sind.

Gedacht ist der 100EX als Einzelstück, das die Briten auf einer Reihe von Veranstaltungen im Jubiläumsjahr zeigen wollen. An eine Serienproduktion sei nicht gedacht - aber bekanntlich soll man ja nie nie sagen.

Zuletzt ein Blick auf die Motorisierung: Unter der mächtigen Haube werkelt ein technisches Meisterstück, noch einmal viel größer als das in der Limousine. Nicht weniger als 16 Zylinder und 64 Ventile zählt das Triebwerk, auf der Klasse nicht angemessene technische Spielereien wie Turboaufladung wird aber bewusst verzichtet. Der Hubraum beträgt neun Liter und begibt sich damit geradezu in Lkw-Dimensionen. Die Leistung? Hier bleibt Rolls Royce dem alten Grundsatz treu: "Ausreichend" verlautet dazu vom neuen Firmensitz in Goodwood. Wie sympathisch. Da wollen wir nicht einmal schätzen.
text  Hanno S. Ritter
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