Das unabhängige Portal rund um Automobil & Verkehr
Dienstag, 19. März 2024
Leichte Retuschen / Mehr LED, Touchscreen und Assistenten

Facelift für den Seat Leon

Unsere zwölftausendste Meldung widmen wir dem erfolgreichen Seat Leon, der ab 2017 mit modifiziertem Design und erweitertem Technikumfang um Kunden in der hartumkämpften Kompaktklasse buhlt. Die Änderungen sind angenehm zurückhaltend ausgefallen.
Seat
Mit einem kleinen Facelift
schickt Seat den Leon in die zweite Lebenshälfte
ANZEIGE
Der aktuelle Leon ist der schönste Seat aller Zeiten, behaupten wir, und es war das erste wirklich ernstzunehmende Modell der Spanier seit vielen Jahren. Das sehen auch potentielle Kunden so, die entsprechend zahlreich zugriffen, den Leon zum echten Erfolgstypen und noch vor dem Ibiza zum meistverkauften Modell der Marke machten - und nebenbei die Seat-Sanierung dadurch wesentlich unterstützten.

Fast vier Jahre nach der Markteinführung ist es nun Zeit für ein Facelift. Keine leichte Aufgabe bei einem Auto, das von Anfang an richtig gut gezeichnet war. Und so haben die Designer auch nur Kleinigkeiten angepasst, wobei die Details aufgrund unscharfer Formulierungen und unzureichenden Bildmaterials zunächst unklar bleiben. So erklärt Seat klar unzutreffend, jede Linie sei "überprüft und angepasst" worden, die Front und das Heck trügen schärfere, spitzere Linien "und und markante Seitenlinien, die vorne und hinten weniger stark ausgeprägt sind".

Soweit erkennbar, wurden tatsächlich nur einige Formen in den Stoßfängern und das Innenleben der Leuchten geändert. Außerdem ist ein vergrößertes Markenlogo im Kühlergrill, der eine neues Gitter trägt, erkennbar. Seat spricht insoweit von einer "Streckung des Kühlergrills um 40 mm in einer Chromqualität, wie man sie normalerweise bei einem Fahrzeug der Oberklasse findet". Fragen Sie uns bitte nicht, was wirklich gemeint ist, der Fotovergleich zwischen alt und neu bringt nichts Erhellendes zutage.

Was die Leuchten betrifft, so tragen die in ihrer Form unveränderten Scheinwerfer einen modifizierten Look im Inneren, wo es jedenfalls bei den Versionen mit Voll-LED-Licht offenbar auch ein technisches Upgrade gibt. Außerdem sind die Blinker und sogar die Nebelscheinwerfer nun auch in LED-Technik ausgeführt. Auch hinten sind Blinker und Rückfahrlicht nun mit Dioden statt "Glühobst" bestückt. Dass dies allerdings für alle Varianten gilt, wie die Presseinfo es vermittelt, glauben wir erst, wenn wir es selbst gesehen haben.

Erweitert hat Seat das Angebot an elektronischen Fahrhilfen, etwa um den Stauassistenten, der den Wagen bis 60 km/h selbsttätig durch den Kolonnenverkehr steuert. Der Front Assist ist nun ab dem Niveau "Style" Standard und hat die Erkennung von Fußgängern dazugelernt. Erstmals erkennt der Leon auch Verkehrszeichen und beherrscht halbautomatisches Ein- und Ausparken.

Das Interieur bleibt überwiegend unverändert. Neu ist die Bildschirmgröße beim Top-Navi, sie wächst von 6,5 auf acht Zoll. Möglich macht dies der Verzicht auf eine seitliche Tastenreihe und einen von zwei Drehreglern. Ob und ggf. inwieweit die günstigeren Geräte hier ein Update erhalten, bleibt offen. Optik und Funktion gleichermaßen profitieren von der variantenunabhängigen Umstellung auf eine elektrische Handbremse. Eine neue Connectivity Box ermöglicht kabelloses Handy-Aufladen - wenn das Gerät es unterstützt - und bietet eine Boost-Funktion für schwache GSM-Signale.

Karosserieseitig bleibt es bei dem Trio aus Drei- ("SC") und Fünftürer sowie Kombi ("ST"), wobei der SC kaum eine Rolle spielt und der ST nach Werksangaben inzwischen auf fast rund 35 Prozent Anteil kommt. Nach dem namenslosen Basismodell gibt es wie bisher die Ausstattungslinien "Reference" und "Style". Der besonders beliebten, sportlich angehauchten Variante FR stellt Seat künftig eine "XCELLENCE" getaufte Version zur Seite, die preisgleich den Fokus mehr auf Komfort legt. Jedenfalls hier gibt es auch ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem und eine LED-Innenbeleuchtung.

Bei den Motoren tut sich wenig. Der 86-PS-Basisbenziner entfällt *), neue Einstiegsmotorisierung wird der 1,2 TSI mit 110 PS. Auch der dreizylindrige 1,0 TSI (115 PS) bleibt im Angebot. Ab dem 1,4 TSI mit 125 PS beginnt dann das entspanntere Fahren, die Maschine gibt es auch mit 150 PS. Top-Antrieb ist - vom Cupra abgesehen - der 1,8 TSI mit 180 PS. Der Basis-Diesel 1,6 TDI erstarkt um fünf auf 115 PS, ist aber offenbar nicht mehr als besonders sparsame "Ecomotive"-Version zu haben. Die Zweiliter-Diesel mit 150 und 184 PS bleiben unverändert.

Marktstart für den neuen Leon ist im Frühjahr 2017, die Bestellannahme startet noch dieses Jahr. Preise liegen noch nicht vor, sie dürften leicht steigen. Die neuen Cupra-Modelle werden demnächst vorgestellt. Wer jetzt noch den auslaufenden Leon bestellt, dürfte mehr Rabatt raushandeln können als er an Fortschritt verliert: Das Facelift ist zwar gelungen, aber doch auch sehr zurückhaltend ausgefallen. Wer sich aus LEDs nichts macht und den Stauassistenten sowieso dämlich findet, wird wenig vermissen.

In Sachen Werterhalt und Image hat Seat mit den behutsamen Retuschen alles richtig gemacht, wirkliche Neuheiten folgen in anderen Baureihen: Der nächste Ibiza rollt schon bald an, und selbst für das das kleine Crossover-SUV nennen die Spanier inzwischen nicht nur den Namen - Seat Arona -, sondern auch einen Zeithorizont von den "nächsten Monaten", und das sogar bis zur Markteinführung, nicht bis zur Vorstellung. Das freilich scheint uns wiederum auf die leider ohne Detailliebe verfasste Presseinfo zurückzuführen zu sein.
*) Nachtrag, 21.10.: Seat macht widersprüchliche Angaben darüber, ob der 86-PS-Basismotor wirklich gestrichen ist.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
ANZEIGE