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Donnerstag, 28. März 2024
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Mehr Sicherheit, Komfort, Ausstattung für den Kleinwagen / Neue Motorenpalette

Facelift VW Polo: Mini-Golf par excellence

Volkswagen
Facelift steht bevor:
VW Polo
Der VW Polo ist ein schönes und gutes Auto. Mit dem jetzt vorgestellten Facelift wird er schon bald nur unwesentlich schöner, aber technisch noch besser, nämlich sicherer, multimedialer, sparsamer – und so zusammen mit vielen neuen Extras und erweiterter Ausstattung mehr als zuvor zu einer Golf-Alternative. Ein Facelift zu planen kann man sich schön vorstellen, wenn die Designer und sonstigen Verantwortlichen ein Auto optisch aufhübschen dürfen, frühere Irrwege beseitigen und neue Ideen einbringen. Beim aktuellen VW Polo dagegen scheint ein Facelift keine dankenswerte Aufgabe zu sein, weil das Auto keine Schminke braucht, keine Fehler hat und nicht nach Ideen ruft. Der Polo gehört - neben Golf IV, Golf VI, Touareg II und Passat B7 - sicher zu den schönsten Volkswagen der letzten beiden Jahrzehnte. Kaum ein Auto scheint so stimmig gezeichnet wie der kleine Bruder des Golf.

Nichtsdestrotrotz steht jetzt das Facelift bevor, weil der Polo sich gegen die erstarkte Konkurrenz wie Peugeot 208 oder Renault Clio wappnen will und vor allem weil der technische Abstand zwischen Polo und Golf zu groß geworden war. Noch im Frühjahr werden die Modelle in Deutschland zu den Händlern rollen und so dem neuen Opel Corsa zuvorkommen.
Neue Motorenpalette von 60 bis 192 PS
Was ist neu? Vieles, darf man sagen, vor allem unter dem Blech. Hier sind es zuvorderst die Motoren, die die Wolfsburger aktualisiert haben, und zwar quer über das Angebot. Die Basis markiert der aus dem Up bekannte Dreizylinder-Benziner mit 1,0 Litern Hubraum, der in den Leistungsstufen 60 und 75 PS angeboten wird (bisher 60 und 70 PS). Darüber rangiert der TSI-Vierzylinder mit 90 und 110 PS (90 und 105) aus 1,2 Litern Hubraum. Später folgt eine 90-PS-Variante des Dreizylinders, die als "BlueMotion" vermarktet wird und mit 4,1 Litern Normverbrauch angekündigt ist, außerdem wieder ein BlueGT-Modell mit Zylinderabschaltung, das um zehn auf 150 PS erstarkt, und natürlich der neue GTI mit dann 192 statt 180 PS.

Bei den Dieseln entfällt die Koexistenz von 1,2-Liter-Dreizylinder und 1,6-Liter-Vierzylinder. Stattdessen gibt es künftig nur noch einen dreizylindrigen 1,4 TDI, der in Varianten mit 75, 90 und 105 PS angeboten wird. Während die Leistungsdaten damit dem Vorgänger entsprechen, wächst das maximale Drehmoment, bei der mittleren Variante beispielhaft von 180 auf 210 Newtonmeter, die überdies bereits bei 1.500 statt bei 2.000 Touren anliegen.

Alle Antriebsvarianten erfüllen die EU6-Abgasnorm. Ab 90 PS gibt es künftig serienmäßig das Start-Stopp-System und die Rekuperation, für die schwächeren Modelle ist dieses bisher nicht durchgängig angebotene "BlueMotion Technology"-Paket optional bestellbar. Ist es an Bord, sinkt der Verbrauch des Basis-Benziners von 5,5 auf 4,6 Liter, das des 90-PS-TDI mit DSG um satte 21 Prozent auf 3,4 Liter. Weitere Verbrauchsdaten liegen noch nicht vor, außer die 3,2 Liter des neuen Polo TDI BlueMotion (75 PS). Was für sich genommen ein sehr guter Wert ist, enttäuscht im Vergleich mit dem entsprechenden Golf, der mit mehr Größe, mehr Gewicht und einem zusätzlichen Zylinder das gleiche Niveau erreicht. Ebenfalls merkwürdig: VW nennt als Vergleichswert für den bisherigen Polo BlueMotion 3,4 Liter, obwohl er je nach Ausstattung mit derer 3,3 gelistet war.
Verstellbares Fahrwerk und etliche Assistenzsysteme
Auch abseits der Motorisierungen hat VW den Polo kräftig modernisiert. Beispiel ist die Umstellung auf eine elektrohydraulische Lenkung, die mutmaßlich den Einsatz des Parkassistenten ermöglicht. Neu im Angebot ist auch ein sogenanntes "Sport Select"-Fahrwerk, das dank elektronisch schaltbarer Dämpfer auf Knopfdruck die Wahl zwischen zwei Abstimmungskennlinien bietet. Parallel halten viele Assistenzsysteme der Golf-Klasse im neuen Polo Einzug. Dazu gehören die Multikollisionsbremse (serienmäßig) sowie die Müdigkeitserkennung, das Umfeldbeobachtungssystem Front Assist mit City-Notbremssystem und die automatische Distanzregelung ACC. Ebenfalls neu auf der Optionsliste finden sich Rückfahrkamera, elektrisch anklappbare Außenspiegel, Licht- und Regensensor und - noch vor dem Golf - sogar Voll-LED-Scheinwerfer, die alternativ zu Bi-Xenon-Licht wählbar sind.
Multimedia-Optionen fast wie im Golf
Neu sind auch die Multimedia-Systeme des Polo. Sie folgen in Form und Funktion jenen Geräten aus dem Golf, die aus dem sogenannten "Modularen Infotainment-Baukasten" stammen. Erweckte VW bisher immer den Eindruck, dieser MIB sei technisch nur mit neuen Modellen auf Basis des "Modularen Querbaukastens" (MQB) wie Audi A3, Škoda Octavia oder Golf VII kombinierbar, bestätigt sich jetzt die Vermutung, das dem (wie auch bei der Multikollisionsbremse) nicht so ist - und belibt die Frage, warum Touran- oder Tiguan-Käufer weiterhin mit den alten Systemen abgespeist wurden und werden. Im Angebot sind also vier Touchscreen-Geräte analog dem Golf-Programm mit Ausnahme von dessen Topvariante "Discover Pro". Alle vier können mit dem DAB+ ausgestattet werden. Via "MirrorLink" werden zudem spezielle Smartphone-Apps über den Touchscreen nutzbar sein, das Smartphone nimmt über eine induktive Schnittstelle im Ablagefach Kontakt mit der Fahrzeug-Außenantenne auf.
Erweiterte Serienausstattung vor allem beim Basismodell
Auch in Sachen Serienausstattung macht das Facelift den Polo noch wertvoller. Neben der Multikollisionsbremse sind bereits im Basismodell "Trendline" ein doppelter Ladeboden im Kofferraum, 15- statt 14-Zoll-Räder, eine geteilte Rücksitzbank, die Fernbedienung für die Zentralverriegelung, die Multifunktionsanzeige und eine Reifenkontrollanzeige im Lieferumfang enthalten. Die Ausstattung des Polo "Comfortline" wird um 15 Zoll große Alu- statt Stahlfelgen, Parksensoren vorn, das Radiosystem "Composition Touch" und die Multifunktionsanzeige Plus erweitert. Serienmäßig mit 16-Zoll-Alufelgen (zuvor 15 Zoll) und der neuen Müdigkeitserkennung ausgestattet wird das Topmodell "Highline".

Schließlich noch ein Blick auf das Design. Hier haben sich die Wolfsburger zurückgehalten, was - siehe oben - eine gute Idee war. Kennzeichen des Facelifts sind eine modifizierte Frontschürze mit größerem Lufteinlass und Chromleiste zwischen den Nebelscheinwerfern und eine weitere Chromleiste unten auf dem Grill, die wie schon beim Golf nicht ganz stimmig wirkt. Am Heck fallen der größere, ebenfalls wie beim Golf "schmollend" wirkende Kennzeicheneinsatz und die Rückstrahler in der Schürze auf; die prinzipiell unveränderten Rückleuchten sind etwas dunkler ausgeführt. Die Seitenansicht bleibt abgesehen von neuen Räderdesigns unverändert, ebenso die Antenne lang, außerdem sind acht von 15 Außenfarben (inklusive solcher für spezielle Modellversionen) neu.

Golf-Feeling kommt auch im Polo-Interieur auf. So entspricht das überladen wirkende Multifunktions-Lenkrad jenem des größeren Bruders, die Instrumente sind in Tuben untergebracht, wie es schon dem Golf VI gut stand, die Klimabedieneinheit bekommt ein neues Layout, die Funktionsleiste oben auf der nun mattsilbern ausgeführten Mittelkonsole umfasst fortan neun statt sieben Tasten, und der Lichtschalter ist in Abblendlicht-Stellung um 90 Grad nach rechts gedreht. Zusätzliche Chromleisten finden sich in den Türverkleidungen und rund um den Schalt- oder Wählhebel.

Fast 14 Millionen Polo hat Volkswagen bisher verkauft. Dass die Erfolgsgeschichte weiter gehen wird, ist nicht schwer zu prognostizieren, zumal das Facelift fraglos gelungen wirkt und die Preise nicht oder kaum angehoben werden: Das Basismodell kostet trotz der vielen zusätzlichen Extras wie bisher ab 12.450 Euro (dreitürig). So geht ein gutes Facelift.
text  Hanno S. Ritter
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