Von Hanno S. Ritter
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Vom PR-Bild an der |
Volkswagen |
Tankstelle aufs Abstellgleis: Lupo 3L TDI |
Die Geschäftspolitik des Herrn Pischetsrieder ist, soweit von außen beurteilbar, nach wie vor nicht nachvollziehbar.
Dass der Konzern mit dem aktuellen Golf ein Problem hat, ist bekannt und zweifellos bitter — dürfte aber letztlich
nicht nur an der Kostenstruktur liegen, sondern insbesondere an den Verkaufszahlen, die wiederum im Zweifel nicht
nur durch den Verkaufspreis negativ beeinflusst werden: Die meisten Konkurrenzmodelle sind, wenn überhaupt, so viel
günstiger nicht.
Zulieferer im Preis zu drücken, ist kein neues Mittel — und wahrscheinlich manchmal unumgänglich. Aber es ist auch
gefährlich, jedenfalls wenn man nicht nur kurzfristig denkt: Mit jedem Cent, den Bosch, Hella, Visteon & Co. einsparen
müssen, steigt auch das Qualitätsrisiko: Rückrufe kennt das Land genug, auch bei VW. Und wenn die deutschen Zulieferer
erst noch mehr Arbeitsplätze in Billiglohn-Länder verschieben, sinkt parallel dazu auch der Kreis potentieller
Golf-Käufer: Von "Hartz IV" ist nicht mal ein Polo drin. Porsche-Chef Wiedeking hatte das kürzlich sehr richtig
formuliert: "Wir verarmen, wenn wir asiatisch werden wollen."
Sollte VW dem Golf tatsächlich künftig auch das angedeihen lassen, was man "Entfeinerung" nennt, dürfte der Schuss eher
nach hinten losgehen: Was der Golf braucht, um so begehrenswert zu werden wie sein(e) Vorgänger, ist genau das Gegenteil.
Nur als Beispiel: Eine dritte Sonnenblende, selbst aufrollende Halter der Kofferaumabdeckung, bessere Interieur-Gestaltung
und eine zweite Rückfahrleuchte.
Im Falle des Lupo 3L (der notabene aus der Nicht-Pischetsrieder-Ära stammt und also zwei Rückfahrscheinwerfer hat) ist
es natürlich wahr, dass die Verkaufszahlen schlecht waren und dies auch mit dem relativ hohen Preis zu tun hat. Vielleicht
ist der Markt noch nicht reif oder sind die Spritpreise noch immer zu niedrig für den Erfolg dieses einigermaßen
vollwertigen Autos, das nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis mit drei Litern Verbrauch auskommt.
Dennoch darf der angebliche finanzielle Verlust bei VW getrost als "Peanuts" abgehandelt werden, wenn man sich den
Imagegewinn anschaut, den dieses und nur dieses Auto dem Konzern über Jahre eingebracht hat. Schon mit den Kosten für
die jüngst erschienene zehnseitige Anzeige für den (von Pischetsrieder bereits kaputt geredeten) Phaeton in diversen
Tageszeitungen hätte man noch viele Exemplare subventionieren können.
Anstatt die Entwicklung fortzuführen und womöglich gar zu forcieren, dem Auto endlich einen Rußfilter zu verpassen und
anschließend wieder sämtliche Umweltrankings zu gewinnen, wird der Fortschritt schlicht eingestellt. Dass dies fast
zeitgleich auch für das einzige weitere echte Dreiliter-Auto auf dem Markt, den Audi A2 TDI, gilt, ist umso bedauerlicher.
Zukunftsvisionen sehen anders aus.