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Samstag, 27. April 2024
Zulieferer will Jobs im zweistelligen Prozentbereich abbauen

Webasto vor Kündigungswelle

Bei Webasto läuft es nicht rund. Der Zulieferer aus Oberbayern spricht von einer äußerst angespannten Lage seiner Branche – und kündigt an, Tausende von Jobs zu streichen.
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Webasto hat das Geschäftsjahr 2023 deutlich unter seinen Erwartungen abgeschlossen. Laut vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz im vergangenen Jahr zwar auf knapp 4,6 Milliarden Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern lag jedoch mit rund 20 Millionen Euro nur leicht im positiven Bereich.

"Das Jahresergebnis 2023 ist enttäuschend und zwingt uns zu handeln", sagt Webasto-Chef Dr. Holger Engelmann. Man habe daher ein breit angelegtes Programm zur nachhaltigen Verbesserung des Unternehmensergebnisses und Sicherung der Zukunft von Webasto gestartet. Derzeit überprüfe man in allen Regionen und Bereichen die Kapazitäten und Strukturen hinsichtlich ungenutzter Optimierungspotenziale. Engelmann: "Ein Stellenabbau im zweistelligen Prozentbereich ist voraussichtlich unvermeidbar."

Webasto hat in den letzten Jahren eigenen Angaben zufolge mehr als eine Milliarde Euro in seine Weiterentwicklung investiert und damit sein angestammtes Geschäft mit Dachsystemen auf neue Mobilitätstrends ausgerichtet sowie sich mit Lösungen im Markt für Elektromobilität etabliert. Man sei mit dem erweiterten Produktportfolio "sehr gut aufgestellt", sagt Engelmann, allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen 2023 weiter verschlechtert. "Erhebliche Nachfrageschwankungen, gesteigerter Kostendruck, inflationäre Effekte, Störungen in der Lieferkette und eine schwache Entwicklung in vielen Märkten spiegeln sich in unseren Zahlen wider."

Angesichts der konjunkturellen Eintrübung in einigen Regionen hatte Webasto bereits 2023 die Kapazitäten, unter anderem in China, angepasst und im Herbst einen weltweiten Einstellungsstopp beschlossen. Die Anzahl der Mitarbeiter lag Ende 2023 mit rund 16.600 erstmals seit Jahren leicht unter der des Vorjahres. Nach einer klareren Fokussierung auf die Bereiche Dach und Elektrifizierung verbunden mit einer Schärfung der Produktstrategie im Bereich Elektromobilität trennte sich Webasto Anfang dieses Jahres zudem mehrheitlich von seinem Geschäft mit Ladelösungen.

Die Automobilzulieferindustrie befinde sich "insgesamt in einer äußerst angespannten Lage", erklärt das Unternehmen. Es sei eine große Herausforderung, die eigene weit fortgeschrittene Transformation in Zeiten globaler Krisen weiter voranzutreiben. Man stelle sich darauf ein, dass viele externe Faktoren auch weiterhin die Geschäftsentwicklung hemmen.

"Um künftig innovative und nachhaltige Lösungen für die Mobilität von heute und morgen entwickeln zu können und zugleich nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, muss sich Webasto finanziell resilienter aufstellen", heißt es. Über Details zu den Plänen will Webasto, so wörtlich, "in ein paar Wochen" informieren.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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