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Samstag, 27. April 2024
Facelift für Exterieur, Interieur, Details / Antrieb unverändert

Dacia Spring 2024: Frühlingsgefühle neu entfacht

Der Dacia Spring bleibt das kleinste, langsamste, leichteste und günstigste Elektroauto auf dem Markt, fährt ab Sommer 2024 aber schicker, moderner und praktischer vor. Antrieb, Akkutechnik und Sicherheit hat Dacia dagegen nicht verändert.
Dacia
Aufgehübscht zeigt sich
der Dacia Spring für 2024
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Kaum ein Autohersteller hat sich in den letzten Jahren so gemacht wie Dacia. Nur der Spring konnte da nicht so recht mithalten, er wirkt in den Augen vieler Betrachter klein, schmal, primitiv. Das Auto aus chinesischer Produktion, in anderen Teilen der Welt auch als Renault und Dongfeng im Handel, schaffte Aufmerksamkeit überwiegend durch seinen konkurrenzlos niedrigen Preis. 140.000 verkaufte Autos in drei Jahren zeigen aber auch, dass es genügend Kunden gibt, die nicht mehr Geld haben oder nicht mehr investieren mögen.

Im Zuge der Einführung neuer Assistenztechnik-Regeln in diesem Sommer und der kommenden Konkurrenz durch den Citroen e-C3 hat Dacia sein kleinstes Modell nunmehr überarbeitet. Die PR-Leute bemühen sich redlich, den Eindruck einer zweiten Generation zu erwecken, ohne dies direkt zu behaupten. Lediglich das Dach sei unverändert geblieben, heißt es, und dennoch: Der neue Spring ist klar ein Facelift.
Schickeres Exterieur
Zu erkennen ist der neue Jahrgang an einem nunmehr komplett horizontalen Kühlergrill mit leicht modifizierten Lichteinheiten inklusive einer etwas dicker auftragenden Tagfahrlicht-Signatur, von der Dacia betont, dass sie in "Voll-LED-Technik" ausgeführt sei. Das ist natürlich immer so, war auch bisher schon so, und auch wenn es früher Autos mit Halogen-Tagfahrlicht gab, so wurde niemals Teil-LED-Tagfahrlicht verbaut.

Apropos: Die Haupt-Scheinwerfer sind weiterhin eine Etage tiefer angeordnet und nur mit Halogen-Funzeln bestückt. Das ist weder schön anzusehen noch ist es sicher. Am Heck verbaut Dacia Teil-LED-Einheiten, hier wurde ebenfalls die Signatur auf größere Lichtsegmente umgestellt. Dass die Leuchten einteilig ausgeführt sind, stört dabei nicht. Zwei Rückfahrscheinwerfer sind vorhanden.

Weitere Merkmale sind eine weniger verspielt ausgeführte Frontschürze, eine veränderte Oberfläche der Motorhaube, neue Blenden in den weniger schwulstig ausgeführten Türen und eine Heckklappe mit klarerer Oberfläche und nun vertikalen Übergängen zur Schürze. Auffällig ist eine schwarze horizontale Blende zwischen den Rückleuchten.

Die Radlauf-Verkleidungen erlauben sich am oberen Ende eine kleine optische Spielerei, dazu kommt (im Topmodell) eine schwarze Leiste in der C-Säule, die den Namen Spring eingeprägt hat. Die Dachreling entfällt, weil sie eh keiner benutzt, weil es Geld und Gewicht spart und weil es die Proportionen positiv beeinflusst - ebenso wie die um drei Zentimeter auf 3,70 Meter verkürzte Fahrzeuglänge. Die Schutzleisten sind nun durchlackiert, Chrom entfällt vollständig, und die bisher auf nur vier Varianten beschränkte Farbauswahl wird um "Safari-Beige" und "Brick Red" (Fotostrecke) erweitert.

Insgesamt ist der Fortschritt im Design einerseits klar erkennbar, das Auto wirkt in jeder Perspektive etwas satter als bisher. Durch die mit 1,77 Metern (für heutige Verhältnisse) nach wie vor geringe Fahrzeugbreite, die hohe Bodenfreiheit und die schmalen und kleinen Reifen sowie durch die Beibehaltung der billigen Klapptürgriffe mit separatem Schloss, der langen Antenne, der kleinen dritten Bremsleuchte und der nur singulär vorhandenen Waschdüse für den Einarmwischer kann der Spring andererseits aber nicht an die optische Qualität etwa eines Sandero heranreichen.
Deutlich aufgewerteter Innenraum
Dies gilt auch für das Interieur. Verglichen mit dem bisherigen Spring ist der Fortschritt aber unverkennbar: Das Layout ist nun horizontaler ausgeführt, das varintenübergreifend individualisierbare Kombiinstrument ist mit sieben Zoll größer als in einem VW ID.4, und der zentrale Monitor wächst von sieben auf zehn Zoll. Er tauscht seine Platzierung mit den Luftduschen.

Das Handschuhfach ist nun zweigeteilt, Wählhebel und Lenkrad sind aufgehübscht, ebenso wie der untere Bereich der Mittelkonsole inklusive Tastenreihe, USB-C-Buchsen und Klimabedieneinheit. Diverse farbige (ausstattungsabhängig) und weiße (Standard) Einfassungen an Kombiinstrument, Handschuhfach und Wählhebel unterstreichen den neuen, frischen Look.

Während Dacia die Assistenztechnik an die teils merkwürdigen neuen EU-Regularien angepasst, sprich: erweitert hat, bleibt der Spring im Bereich der passiven Sicherheit konzeptbedingt unverändert: Die miserablen Ergebnisse im EuroNCAP-Crashtest und damit der größte Nachteil dürften bestehen bleiben.

Anstelle von bisher zwei Ausstattungslinien gibt es markentypisch künftig drei, namentlich Essential, Expression und Extreme. Das Basismodell ist nur mit dem schwachen und unveränderten 45-PS-Motörchen erhältlich, die Topvariante nur mit dem 65-PS-Triebwerk, und in der Mitte besteht die Wahl. Klimaanlage, Licht- und Regensensor und 15-Zoll-Stahlräder (ab 65 PS) gibt es ab "Expression", im Topmodell verbaut Dacia neben diversen optischen Details und elektrischen Außenspiegeln vor allem das erwähnte 10-Zoll-Navi mit kabelloser AppleCarPlay-und Android-Auto-Integration, das bei "Expression" optional bestellbar ist.
Antrieb und Akkutechnik ohne Veränderungen
Der Antriebsakku bleibt bei nur 26,8 kWh Kapazität, was einerseits den Preis und andererseits das Gewicht gering hält - selbst das Topmodell knackt die 1-Tonnen-Grenze auch weiterhin nicht. Als Reichweite stehen 220 statt bisher 230 Kilometer im Datenblatt, was für die meisten Kunden auch im echten Betrieb und auch im Winter reichen sollte, wenn sie täglich laden. Dacia hat offenbar Zugriff auf diese Fahrdaten und beziffert die durchschnittliche Tagesstrecke bisheriger Spring-Fahrer auf dieser Basis auf 37 Kilometer. Zum Vergleich: Der neue Citroën e-C3 als wichtigster Konkurrent hat (in seiner ersten Variante) 113 PS, 44 kWh und 300 Kilometer Reichweite.

Das Aufladen des Spring bleibt eine zähe Geschichte. Elf Stunden an der normalen Steckdose für 20 bis 100 Prozent nennt Dacia, alternativ vier Stunden an einer 7-kWh-Wallbox. Optional ist ein 30-kW-Gleichstromladegerät erhältlich, das eine Schnellladung in 45 Minuten ermöglicht - hier aber bezogen auf 20 bis 80 Prozent. Für das aktuelle Modell nennt die Dacia-Website demgegenüber nur 40 Minuten für 15 bis 80 Prozent.
Praktische Neuerungen
Erwähnenswert ist das das neue bidirektionale V2L-Ladegerät (Vehicle-to-Load), mittels dessen das Auto als Energiequelle angezapft werden kann - für Elektrogrill, E-Bike, Notebook, Staubsauger, Stichsäge oder was auch immer.

Ebenso positiv ist der neue, wohl optionale, Frunk unter der Motorhaube mit 35 Litern Volumen. Zwar eignet sich das Fach wegen der Gewichtsbegrenzung auf acht Kilo und mangels Gasdruckdämpfern an der Haube nicht für tägliche Einkäufe, ist aber dennoch eine praktische Sache, die selbst an vielen teuren Stromern nicht zu finden ist. Das Kofferraumvolumen wächst leicht um acht auf 308 Liter.
Preis und Ausblick
"Und, der Preis?", werden Sie fragen. Nun, den verrät Dacia trotz bald bevorstehenden Bestellstarts noch nicht, man will ja schließlich noch ein weiteres Mal mit dem Auto in die Medien. Vorauszusagen, dass die aufgehübschte Version etwas teurer als bisher sein wird, aber auch nur etwas, ist risikolos.

Insgesamt: Die neue Variante sieht so aus, wie sie schon 2021 hätte sein sollen. Dann wäre jetzt ein Technik-Update möglich gewesen. Dennoch: Der billigste Stromer kommt weiterhin von Dacia, der Spring dürfte seine Präsenz am Markt eher ausbauen. Und wem das Auto noch immer zu einfach ist, kann demnächst zum neuen Renault R5 greifen.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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