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Samstag, 27. April 2024
Realer Test-Einsatz ab Ende 2024 in zwei Modellregionen

ADAC bestellt erste Multikopter für Flugrettung

Als der ADAC 2018 erste öffentliche Gedankenspiele zum Thema Mini-Hubschrauber im Rettungsdienst offenbarte, wirkte das wie ein bemühtes PR-Projekt, und bei Folgeaktionen war es mindestens ähnlich. Doch das Projekt nimmt inzwischen immer realistischere Züge an: Zwei echte Maschinen sind verbindlich bestellt.
ADAC bestellt erste Multikopter für Flugrettung
ADAC
Ende 2024 sollen erstmals Notärzte
im ADAC-Multikopter zum Einsatz fliegen
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Die ADAC Luftrettung und die Firma Volocopter haben ihre Partnerschaft zum Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst vertieft. Das gaben beide Unternehmen an diesem Montag heute auf der Paris Air Show, der weltgrößten Luftfahrtmesse bekannt. Volocopter präsentiert dort elektrisch angetriebene, senkrechtstartende Fluggeräte (eVTOLs). An dem Unternehmen mit Sitz in Bruchsal und mehr als 500 Mitarbeitern ist Daimler beteligt, Geld sammelte es unter anderem auch von Geely und DB Schenker ein.

Der ADAC hat nun zwei dieser Multikopter vom Typ VoloCity bestellt. Nach aktuellen Planungen sollen die - inzwischen auch passabel aussehenden - Maschinen ab Herbst 2024 von der gemeinnützigen ADAC Luftrettung in Betrieb genommen werden. Sollte ein mindestens zweijähriger Forschungsbetrieb erfolgreich verlaufen, könnte das Multikopter-Projekt dann mit einem Nachfolgemodell in den Rettungsdienst-Regelbetrieb gehen. Offenbar glaubt der Club daran, denn er hat in einer weiteren Vereinbarung mit Volocopter bereits eine Option für 150 weitere solcher Fluggeräte der Nachfolge-Generation getroffen.

Man sei von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass diese Fluggeräte auch den Rettungsdienst der Zukunft prägen und verbessern können, erklärte Frédéric Bruder. "Mit höheren Reichweiten und Einsatzgeschwindigkeiten sowie deutlich mehr Zuladung der nächsten Multikopter-Generation können wir die Vorteile für die Notfallversorgung auch in der Praxis umsetzen", so der Chef der ADAC-Luftrettung. Damit könne man den satzungsgemäßen Auftrag erfüllen, den Rettungsdienst aus der Luft mit zukunftsweisenden Innovationen weiterzuentwickeln.

Die weltweit erste Machbarkeitsstudie für den Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst war in Kooperation mit Volocopter Ende 2018 von der ADAC Luftrettung auf den Weg gebracht worden. Für die von der ADAC Stiftung geförderte Studie hatte das international renommierte Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Ludwig-Maximilians-Universität München für die Bundesländer Bayern und Rheinland-Pfalz Einsatzpotentiale des Multikopters ermittelt und für zwei Modellregionen mehr als 26.000 Notfalleinsätze mit Multikoptern am Computer simuliert: für den Rettungsdienstbereich Ansbach mit dem Luftrettungsstandort Dinkelsbühl in Bayern sowie Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz - die gleichen Modellregionen sollen 2024 auch mit den ersten Maschinen ausgestattet werden.

Im Vergleich zu einem Rettungshubschrauber ist ein Multikopter günstiger, leiser, lokal emissionsfrei und wartungsärmer. Die Besatzung besteht nur aus einem Piloten und einem Notarzt - und nicht wie bei einem klassischen Rettungshubschrauber (RTH) aus Pilot, Notarzt und Notfallsanitäter. Der Multikopter soll nicht nur mangels Transportmöglichkeit für Patienten den RTH ausdrücklich nicht ersetzen, sondern die schnelle Hilfe aus der Luft ergänzen.

Noch bevor der ADAC die ersten Maschinen voraussichtlich Ende 2024 betreiben wird, sollen den Angaben zufolge ab Sommer 2024 bereits VoloCity-Exemplare als Flugtaxis in Paris zum Einsatz kommen.
text  Hanno S. Ritter
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