Aus dem CO2-Skandal des VW-Konzerns wird ein Sturm im Wasserglas: Nach neuesten Angaben aus Wolfsburg wurden nicht rund 800.000
Fahrzeuge bewusst mit falschen Verbrauchsangaben versehen, sondern weniger als fünf Prozent davon – und das womöglich auch nicht absichtlich.
Den NOx-Skandal nennt Volkwagen "Diesel-Thematik", den Verbrauchswerte-Skandal "CO2-Thematik". So beschönigend schaffen
das nur PR-Abteilungen, die vollständige Aufklärung versprechen, eigentlich aber doch lieber alles in
Watte packen wollen. Es ist ihr Job, mag man denken - aber dieses Mal bezogen auf Punkt zwei
gilt sogar: Mehr als eine Thematik war
es offenbar tatsächlich nicht.
Bei 800.000 Autos seien falsche Verbrauchswerte angegeben worden, hatte VW mitten in der "Diesel-Thamtik" mitgeteilt,
von 2.000.000.000 Euro wirtschaftlichem Risiko gesprochen und sich damit - zu Recht - jede Menge schlechte Stimmung eingebrockt,
im Unternehmen selbst, bei den Kunden, Aktionären und überall.
Nun kommt heraus, dass das so alles gar nicht stimmt. Der Konzern hat nachgemessen und festgestellt, dass eigentlich
doch nichts passiert war, oder jedenfalls fast nichts. "Nach umfassenden internen Prüfungen und Messkontrollen ist nun klar,
dass fast alle diese Modellvarianten doch den ursprünglich festgestellten CO2-Werten entsprechen", teilten die Wolfsburger
am Mittwoch offiziell mit. "Diese" bezieht sich dabei auf die 800.000 Fahrzeuge, die der Autobauer in einer umfangreichen
Liste aufgezählt hatte.
Diese Liste war am 19. November bereits aktualisiert worden und dabei auf gut die Hälfte zusammengeschrumpft. Die nun heute
veröffentlichte Übersicht listet gerade noch neun Modellvarianten. Die Abweichung der veröffentlichten zu den
tatsächlichen Verbrauchswerten soll bei nur 0,1 bis 0,2 Litern liegen, heißt es. Bisher waren Schätzungen von Abweichungen
um die zehn Prozent ausgegangen. "Diese Modellvarianten entsprechen mit einer Jahresproduktion von ca. 36.000 Einheiten nur
etwa 0,5 Prozent des Volumens der Marke Volkswagen", so VW. Die genaue Zahl der betroffenen Wagen wurde nicht verlautbart.
Unterstellt, die nunmehr genannten Fakten entsprechen der Wahrheit - VW will alle internen Messungen noch einmal
extern wiederholen lassen -, kann man wohl auch davon ausgehen, dass der Autobauer hier nicht wie zunächst angenommen
bewusst getäuscht hat, sondern es sich schlicht um Fehler handelt. Auch die Theorie, die vom abgetretenen VW-Boss Martin Winterkorn
vorgegebenen CO2-Werte seien ohne Messbetrug nicht zu erreichen gewesen, lässt sich vor dem Hintergrund dieser neuen
Erkenntnisse nicht halten, ebenso sind anders als kolportiert bis auf eine Ausnahme gerade nicht die besonders sparsamen
"BlueMotion"-Versionen von der "Thematik" betroffen.
Die nun noch schummelnden Modelle sollen "zum nächstmöglichen Zeitpunkt im Rahmen üblicher Prozesse neue Katalogwerte" bekommen.
Es handelt sich dabei nur noch um folgende Varianten:
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Polo 1,0 TSI BlueMotion 70kW, 7-Gang-DSG
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Scirocco 2,0 TDI BMT 135kW, 6-Gang-Schaltgetriebe
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Jetta 1,2 TSI BMT 77kW, 6-Gang-Schaltgetriebe
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Jetta 2,0 TDI BMT 81kW, 5-Gang-Schaltgetriebe
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Golf Cabriolet 2,0l TDI BMT 81kW, 5-Gang-Schaltgetriebe
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Golf 2,0 TDI BMT 110kW, 6-Gang-Schaltgetriebe
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Passat Alltrack 2,0 TSI 4MOTION BMT 162kW, 7-Gang-DSG
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Passat Variant 2,0 TDI SCR 4MOTION BMT 176kW, 7-Gang-DSG
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Passat Variant 1,4 TSI ACT BMT 110kW, 6-Gang-Schaltgetriebe