Einer der bedeutendsten und bekanntesten Automobil-Designer verlässt die Bühne: Walter Maria de Silva
geht in den Ruhestand. Dass dies mit den jüngsten Entwicklungen bei dem Autobauer zusammenhängt,
will dieser nicht bestätigen.
Volkswagen
Meisterwerk (Audi A5 Coupé) und Meister (de Silva):
Bei VW enden derzeit eine erfolgreiche Epoche nach der anderen
Bei Volkswagen enden derzeit viele Epochen: Die der Betrügereien (hoffentlich), die von Winterkorn und Piëch (sowie Vahland,
Hackenberg, ...) und jetzt auch die von Walter Maria de Silva (64), dem obersten Leiter Design des VW-Konzerns. Er wechsele
Ende November in den Ruhestand, teilten die Wolfsburger mit.
Dass de Silva in den Abgasskandal verwickelt ist, darf ausgeschlossen, ein Zusammenhang mit diesem aber dennoch
vermutet werden: Der Italiener gilt als Vertrauter des zurückgetretenen VW-Chefs Martin Winterkorn. Zudem dürfte
sein Rückzug auch ein Signal gegen die anstehenden Mittelkürzungen sein: Laut "Handelsblatt" verschlang sein Etat
jährlich rund 100 Millionen Euro.
Seine berufliche Laufbahn hatte de Silva 1972 beim Fiat-Designzentrum in Turin begonnen. 1975 wechselte er zum Studio R. Bonetto
in Mailand. Von 1979 bis 1986 war er Leiter des Bereichs für Industriedesign und Automobile am Instituto Idea in Turin.
Nach einer Zwischenstation bei "Trussardi Design Milano" wechselte er 1986 zu Alfa Romeo, wo er bis 1998 die Designleitung
innehatte und mit dem Alfa Romeo 156 (1997) eine neue Designausrichtung der Marke begründete.
De Silva trat vor 17 Jahren in den VW-Konzern ein, als er 1998 zum Leiter des Seat-Designzentrums berufen wurde. 2002
wurde ihm die Verantwortung für das Design der damaligen Markengruppe Audi mit den Marken Audi, Lamborghini und Seat
übertragen. Seine neue Designsprache bei Audi verkörperte die 6. Generation des Audi A6 und das Audi A5 Coupé, das
er selbst als einen besten Wurf bezeichnete.
Im Februar 2007 wurde de Silva zum Leiter Konzern Design berufen und verantwortete seit Februar 2007 die Designlinien
für alle Pkw-Marken des Volkswagen-Konzerns. Seit letzten Herbst ist er auch Präsident der italienischen, inzwischen zu
Audi gehörenden Designschmiede Giugiaro.
Zu den herausragenden Fahrzeugen aus de Silvas Feder zählen neben den genannten Audis und dem Alfa 156 (1997) der VW Up,
der Polo und der Audi R8. Auch der Golf der sechsten und siebten Generation gehen auf de Silva zurück - zwei Autos, die
gut zeigen, dass angeblicher Fortschritt auch Rückschritt bedeuten kann, ist der Golf VI jedenfalls als Fünftürer doch
rein formal betrachtet deutlich stimmiger als sein Nachfolger. Dies gilt ähnlich auch für den Audi TT II (de Silva) gegenüber
dem Ur-TT (Peter Schreyer).
De Silva bleibe dem Konzern beratend verbunden, teilte VW mit. Der neue VW-Chef Matthias Müller würdigte: "Walter de Silva
verkörpert Kreativität und italienischen Sinn für Schönheit und Stil und steht zugleich für Gründlichkeit, systematisches
Vorgehen und Disziplin." Ihm sei es gelungen, eine markenübergreifende Designkultur und Designmethodik bei Volkswagen zu
etablieren, die einmalig in der Branche sei. "Gleichzeitig war er der Garant dafür, dass sich die Marken und ihre Designabteilungen
immer eine hohe kreative Autonomie bewahrt haben."