Das unabhängige Portal rund um Automobil & Verkehr
Freitag, 19. April 2024
Schrift: kleiner | größer
Lesezeit: ~ 3 Minuten
Daimler-Chef fürchtet sich wohl vor Zulieferer-Rolle

Zetsche: Joint Venture mit Apple und Google denkbar

Daimler- und Mercedes-Chef Dieter Zetsche kann sich ein Joint-Venture mit Google und/oder Apple vorstellen. Elektromobilität sieht er als Zukunft, die gerade im eigenen Haus lange entwickelte Brennstoffzelle eher nicht mehr. Das sagte der Manager jetzt in einem Interview.
Zetsche: Joint Venture mit Apple und Google denkbar
Daimler
Option zum Auto-Bau im Joint Venture
mit Google oder Apple denkbar: Daimler-Chef Dieter Zetsche
"Wir stehen vor der Neuerfindung des Automobils", sagte Zetsche im Interview mit dem Mittelstandsportal Deutsche Unternehmerbörse (DUB.de). Aus Sicht des Daimler-Chefs konvergieren die Branche für Consumer Electronics und die Automobilindustrie. Das eröffne unglaublich viele Chancen. Der Grund: "Aus der Idee des autonomen Fahrens wird eine realistische Perspektive", so der Daimler-CEO. "Das Schlagwort heißt 'the third place': Neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz wird mit dem Auto ein dritter Raum geschaffen, in dem nicht nur am Steuer gesessen wird, sondern in dem auch gearbeitet, kommuniziert und entspannt werden kann."

Den "beeindruckenden Leistungen und der finanziellen Macht" von Google und Apple zollt Zetsche Respekt. Auf ihr Eindringen in sein angestammtes Territorium verfalle er allerdings nicht in Angststarre, sondern setze auf Wettbewerb oder Zusammenarbeit. "Eine Option könnte sein, dass die Autos in einem Joint Venture entstehen und wir diese dann bauen. Aber ich spreche hier rein fiktiv", pokert der Daimler-Chef mit Blick auf die Zukunft. Die genaue Rollenverteilung, wer Partner und wer Konkurrent werden könnte, ist laut Zetsche noch unklar: "Auf der einen Seite gibt es Felder der Zusammenarbeit mit diesen Firmen. Auf der anderen Seite kann es sein, dass wir um den gleichen Kunden mit unterschiedlichen Produkten buhlen."

Auf keinen Fall aber will Zetsche, der ernsthaft "Bild"-Chef Kai Diekmann zitiert, sich zum Zulieferer degradieren lassen. Auf die Frage, ob es denkbar wäre, dass Daimler für Google oder Apple Autos produzieren würde, antwortet er: "Wir wollen keine Lieferanten werden, die keinen direkten Kundenkontakt mehr haben und Hardware an Dritte liefern."

Skeptisch zeigt sich der Daimler-Stratege mit Blick auf die Perspektive der Brennstoffzelle im Vergleich zum batterieelektrischen Elektroauto: "Wir sehen, dass die Batterie schneller leistungsfähiger wird als erwartet. Der Vorteil der Brennstoffzelle ist deshalb heute geringer einzuschätzen als noch vor fünf Jahren." Daimler gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Brennstoffzellen-Technologie, hat deren Serienfertigung jedoch immer wieder verschoben, so dass nun Toyota das Feld für sich besetzt, wenn auch zunächst im kleinen Umfang und mit haarsträubendem Design.

Zetsche argumentiert teilweise ähnlich wie VW-Boss Winterkorn. Man müsse versuchen, die Denkweise eines Start-ups zu gewinnen, und sich "ständig weiterentwickeln und neue Denkanreize zulassen", so der Manager. Man laufe in der Regel auch nicht mehr in Schlips und Kragen herum, "das entspricht unserem Gefühl". Er sei seit zehn Jahren in dieser Position, aktuell sei die Qualität "top", im Verbrauch sei man "überall führend", und die Fahrzeuge seien "vom Design her außerordentlich nachgefragt".
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
Sie befinden sich im Archiv. Meldungen und enthaltene Links können veraltet sein. Bitte beachten Sie das obenstehende Veröffentlichungsdatum dieser Nachricht. Aktuelle Auto-News finden Sie hier.