2015 ist das SUV-Jahr für Mercedes: Nach dem GLE und GLE Coupé folgt jetzt noch vor dem neuen GLS als GL-Facelift mit
dem GLC das wichtigste Modell. Der GLK-Nachfolger dürfte vor einer erfolgreichen Laufbahn stehen: Er ist in nahezu jeder
Beziehung besser geworden, obendrein in den Augen der meisten schöner gezeichnet – und nicht teurer.
Daimler
Der Mercedes GLC kommt als
GLK-Nachfolger im Herbst auf den Markt
Der neue Mercedes GLC wird auf der IAA im September erstmals öffentlich präsentiert, nahezu zeitgleich werden die Auslieferungen beginnen.
Der Wagen wächst in allen Dimensionen, auch, um Abstand zum GLA zu schaffen. Die Länge steigt um zwölf Zentimeter auf 4,66 Meter, wobei
der Radstand insoweit bis auf wenige Millimeter folgt. Die Breite legt um fünf Zentimeter zu, die Höhe um einen.
Das deutliche Wachstum versickert aber nicht in Designsperenzchen oder Sicherheitszonen, sondern kommt den Passagieren zugute.
Nahezu alle Innenraummaße steigen merklich, was angesichts der gefühlten Enge im GLK auch notwendig erscheint. Auch der Gepäckraum
profitiert: Die Rückbank verfügt über eine Cargostellung, die das Ladevolumen durch eine steilere Lehnenarretierung erhöht. Das
Laderaumvolumen hinter der Rückbank steigt um 80 bis 110 auf bis zu 580 Liter, maximal kann der GLC 1.600 Liter und damit 50 Liter
mehr transportieren. Die größte Laderaumlänge beträgt 1,32 Meter, die maximale Breite steigt auf 1,10 Meter.
Trotz der größeren Außenabmessungen und einer erweiterten Ausstattung konnte das Fahrzeuggewicht um 80 Kilogramm reduziert werden.
Den größten Anteil daran hat die völlig neu entwickelte Karosserie, die durch den Materialmix aus Aluminium und Stählen 50 Kilogramm
leichter ist als das kleinere GLK-Vorgängermodell. Mit einem cW-Wert von 0,31 (GLK 0,34) und einem Gesamtluftwiderstand von 0,794
(GLK 0,87) setzt der GLC einen Bestwert in diesem Segment. Neu entwickelt und umfangreich verbessert haben die
Ingenieure das Fahrwerk,
unter anderem durch Gewichtsreduktion und den Wechsel von der Dreilenker- zur Vierlenker-Vorderachse.
Neu im Angebot sind neben zahlreichen neuen oder optimierten Assistenzsystemen, die zu erläutern den Umfang dieses Textes sprengen würden,
die Luftfederung mit elektronisch geregelter, stufenloser Verstelldämpfung und Ladekantenabsenkung um vier Zentimeter, ein Head-Up-Display,
die Kofferraumöffnung per Fußschwenk, eine Kindersitzerkennung auf dem Beifahrersitz (die Mercedes-untypisch nicht mit Transponder arbeitet
und also mit allen Kindersitzen funktioniert), eine vollelektrische Anhängerkupplung, eine mehrfarbige Ambientebleuchtung, Sitzheizung hinten,
das "AIR-BALANCE"-Paket mit Ionisierung und Beduftung, eine optimierte 360-Grad-Kamera, Voll-LED-Scheinwerfer, ein umfangreiches Ablagepaket
und die Fahrdynamikregelung "DYNAMIC SELECT".
Letztere ist serienmäßig und visualisiert ihre fünf Fahrprogramme auf dem zentralen Bildschirm, wobei verschiedene Parameter wie Steigung,
Lenkeinschlag oder Kompasskurs dynamisch in Echtzeit dargestellt werden. Dies und auch die Tatsache, dass der abgebildete GLC dort immer
die Farbe des echten Autos trägt, zeigt, dass man sich bei Mercedes wieder der früheren Detailliebe annähert.
Apropos Bildschirm: Sieben statt bisher 5,8 Zoll groß ist dieser serienmäßig mit dem Radiosystem oder dem optionalen Garmin-Navi. Wer
sich das große COMAND Online mit Festplatte, W-LAN-Hotspot und diversen Zusatzfunktionen gönnt, bekommt ein 8,4 statt 7,0 Zoll großes
Display. Wie bereits bei den Modellen der C-, E- und S-Klasse steht auch beim GLC "Mercedes connect me" bereit. Neben den Standardfunktionen
wie eCall, Unfallmanagement, Pannenhilfe oder Kundendienstservice bietet die Remote Online App via Smartphone
auch Tracking zum geparkten Fahrzeug, die Steuerung der Standheizung, die Fahrzeugver-/-entriegelung oder die Abfrage
verschiedener Statusinformationen wie km-Stand, Tankinhalt oder Reichweite.
Der neue GLC startet in vier Antriebsvarianten. Häufigste Wahl dürfte der GLC 220d mit 170 PS werden, etwas mehr Spaß verspricht
der 204 PS starke GLC 250d. Beide sind nun trotz konstanter Leistungsdaten etwas schneller, vor allem aber mit einem Normverbrauch von
5,0 Litern 19 Prozent sparsamer als bisher. Benziner-Freunde können den GLC 250 mit 211 PS und 6,5 statt 7,5 Liter Normverbrauch
bestellen. Die V6-Modelle entfallen. Die Rolle des GLK 350 übernimmt der GLC 350e Plug-in-Hybrid (Systemleistung 320 PS) mit einer
elektrischen Reichweite von 34 Kilometern, einer elektrischen Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und einem Normverbrauch von 2,6 Litern.
Alle vier Varianten sind mit permanentem Allradantrieb ausgestattet; im Gegensatz zur früheren Auslegung wird das einstufige Verteilergetriebe
nicht mehr konstruktiv in das Automatikgetriebe integriert, sondern als eigenes System an die 9G-TRONIC angeflanscht. Diese "Add-on"
genannte Lösung soll für eine Gewichtseinsparung, einen besseren Wirkungsgrad, weniger Verschleiß und mehr Geräusch- und Vibrationskomfort sorgen.
Reine Hecktriebler, schwächere Motoren und eine AMG-Variante dürften folgen. Während der Hybrid-GLC mit der 7-Gang-Automatik kombiniert wird,
erhalten die anderen Versionen stets das 9-Gang-Pendant.
Das Beste (oder Nichts) zum Schluss: Der GLC wird insgesamt nicht teurer als der Vorgänger, trotz der besseren Ausstattung, des besseren
Platzangebots und all der sonstigen Fortschritte. Als Benziner kostet das SUV unverändert 44.506 Euro, der 220d verteuert sich um 700 auf
44.863 Euro, und der GLC 250d steht mit 46.410 Euro in der Preisliste - das sind sogar 450 Euro weniger als zuvor. Der Hybrid-Preis
liegt noch nicht vor. Mit etwas Ausstattung kommen trotzdem schnell 60 und mehr Tausender zusammen, womit der GLC am Ende eine
Gemeinsamkeit mit dem Vorgänger hat: Ein Familienauto ist er nicht.
Vorherzusagen, dass die Verkaufszahlen trotzdem merklich anziehen werden, ist angesichts des technischen Mehrwerts, des massenkomformeren Designs
und des erstmals angebotenen Rechtslenkers kein Hexenwerk. Oder, wie Daimler-Chef Dieter Zetsche sich in einem für alle Medien bereitgestellten
"Exklusivinterview" zitieren lässt: "Der GLC wird die sehr guten Absatzzahlen des bisherigen Modells bescheiden wirken lassen".