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Donnerstag, 25. April 2024
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Neue 3-Zylinder-Motoren und kleine Retuschen für den eleganten Bruder des VW Polo

Audi A1 : Facelift für Feinschmecker

Audi
Leichtes Facelift für
den Audi A1
Kurz nach den renovierten Baureihen A6 und Q3 setzt Audi den Reigen der Facelift-Vorstellungen mit dem überarbeiteten A1 und A1 Sportback fort. Nach gut vier Jahren durchaus ansehnlicher Absatzzahlen werden dem Kleinwagen, der sich die technische Basis mit dem VW Polo teilt, neue bzw. weiterentwickelte Motoren sowie ein leicht aufgefrischtes Exterieur spendiert. Die Änderungen fallen allerdings so subtil aus, dass sie nur dem Kenner auf Anhieb ins Auge fallen dürften. Tatsächlich aber bedeuten die Neuerungen unter der Haube des "kleinen Kompakten" - wie das hauseigene Marketing ihn nennt - eine kleine markeninterne Revolution, denn erstmals sorgt in einem Audi ein 1,0-TFSI Benzinmotor mit nur drei Zylindern für Vortrieb. Die neue, 95 PS starke Einstiegsmotorisierung soll mit 4,3 l/100 km auskommen; sie unterbietet damit die werbewirksame 100 g/km-CO2-Grenze, ist aber durstiger als der Polo, der nahezu zeitgleich mit dem gleichen Triebwerk anrollt. Gegenüber dem ersetzten 1,2 TFSI mit 86 PS beträgt der Verbrauchsvorteil 0,7 Liter.

Ebenfalls neu im A1, allerdings mit ähnlichen Eckdaten bereits im seligen A2 zu Ehren gekommen: Der 1.4 TDI mit 90 PS und einem Normverbrauch von 3,4 (5-Gang) bzw. 3,6 (7-Gang S-tronic) l/100 km. Damit nennt nun auch die A1-Baureihe eine Motorvariante mit dem offenbar unverzichtbaren Namenszusatz "ultra" ihr Eigen.

Die höheren Leistungsstufen bei den Benzinmotoren markieren der auf 150 PS gesteigerte 1,4 TFSI mit Zylinderabschaltung (COD) sowie der analog zum Polo GTI neu eingesetzte 1,8 TFSI mit 192 PS. Letzterer ist im A1 anders als im Polo ausschließlich mit 7-Gang S-tronic zu haben und ersetzt mit einem Minderverbrauch von 0,3 l/100 km das sieben PS schwächere und deutlich hubraumärmere 1,4-TFSI-Triebwerk. So ausgerüstet erreicht der A1 eine Höchstgeschwindigkeit von 234 km/h und bewältigt den Standard-Sprint in 6,8 Sekunden.

Dagegen müssen Freunde kräftiger Dieselmotoren in Kleinwagen vorerst stark sein, denn der bis dato angebotene 2,0 TDI mit 143 PS ist nach aktueller Preisliste nicht mehr im Programm. Stärkster Selbstzünder ist damit der von 105 auf 116 PS erstarkte 1,6 TDI, der nun neben dem weiterhin verordneten 5-Gang-Schaltgetriebe auch mit 7-Gang S-tronic lieferbar ist. Kurioserweise ist dieses Aggregat mit Handschaltung das einzige im A1-Portfolio, welches die Effizienzklasse A+ tragen darf - aber nicht das "ultra". Dennoch sind die 250 Nm für 9,4 Sekunden von 0 - 100 km/h und 200 km/h Vmax gut.

Als weitere technische Neuerungen des A1-Facelifts sind die inzwischen weit verbreitete elektromechanische Servolenkung mit geschwindigkeitsabhängiger Servounterstützung sowie die optional verfügbaren, softwareseitig anpassbaren Fahrmodi - namentlich bei Audi "drive select" - mit den Einstellungen "auto", "efficiency" und "dynamic" zu nennen. Ebenfalls interessant ist die offenbar stillschweigend, jedoch laut Ausstattungsliste nun durchgängig eingeführte 4-Lenker-Hinterachse, welche beim Vormodell nur der Sportversion S1 vorbehalten war. Alle Varianten haben nun ein Start-Stopp-System, Bremsenergie-Rückgewinnung und die Multikollisionsbremse.

Um dem A1 für den zweiten Lebensabschnitt einen angemessenen Auftritt zu verschaffen, schärfen die Ingolstädter die Front des "kleinen Kompakten" durch eine neue Schürze mit einer etwas kecker hervorstehenden Spoilerlippe sowie geänderten Scheinwerfern, deren LED-Tagfahrlichtstreifen nun an den oberen und äußeren Scheinwerferrand wandern und so (vom Innenleben abgesehen) mit der vom S1 bekannten kantigen Form gleichziehen. Anderslautende Interpretationen der Zunftkollegen hinsichtlich der kompletten Übernahme des Exterieurumfangs vom S1 konnten wir lediglich für die "S line"-Pakete nachvollziehen. Das Grundmodell bleibt weiterhin eigenständig.

Passend zur neuen Front sind die jetzt eckigen und in neue Schürzeneinsätze mit Wabenmuster eingelassenen Nebelscheinwerfer. Der Grill behält seine Form, kommt jetzt jedoch mit weniger, dafür geringfügig dickeren Querrippen aus. Am Heck zeigt sich ein neu abgesetzter Blendeneinsatz, welcher dem Abschluss etwas mehr Kontur verleiht. Die LED-Heckleuchten mit ebenfalls neuem Innenleben gehören bei den höherwertigen Linien bzw. Motorisierungen zur Serienausstattung. Mit den Änderungen am Exterieur geht für das Grundmodell eine Vergrößerung der Fahrzeuglänge um zwei Zentimeter auf 3,98 Meter einher. Inwiefern eine prähistorische Stabantenne auf dem Dach im Jahr 2014 mit "Vorsprung durch Technik" einhergeht, erscheint nach wie vor erläuterungsbedürftig. Ähnliches gilt für die nicht lieferbaren LED-Scheinwerfer, die sogar im Polo angeboten werden.

Abgesehen von umfangreicheren Optionen zur Farbakzentuierung gibt es kaum nennenswerte Updates im Interieur. Die herstellerseitig erwähnten "feinen Chromleisten" finden sich z.B. am Bedienfeld des Entertainment-Systems, sind aber selbst für das geschulte Auge nur im direkten Vergleich auszumachen. Das prägende Element, der aufragende Bildschirm, bleibt so dick wie bisher.

Damit der A1 mit einem neu organisierten Ausstattungsprogramm und nochmals mehr Individualisierungsmöglichkeiten als ohnehin schon aufwarten kann, gelten die altbekannten, gut eingeführten Ausstattungslinien "Attraction" und "Ambition" als ausgemustert und werden fortan durch die Linien "sport" und "design" ersetzt - Marketing kann ganz schön öde sein, auch bei Audi. Hinzu kommt als Einstiegsmodell der quasi nackte A1 ohne weiteren Namenszusatz. Erstmalig bietet Audi im Original-Zubehör ein Ausstattungspaket namens "active kit" mit speziellen Anbauteilen und Leichtmetallfelgen.

Der Einstiegspreis für den kleinsten Diesel beträgt 19.200 Euro und liegt damit 300 Euro über dem Vormodell mit gleicher Leistung. Der Preis für den nagelneuen 3-Zylinder-Benziner ist noch nicht kommuniziert, dieses Triebwerk setzt erst später ein. Bei den Motoren, die eine Leistungssteigerung erfahren haben, fällt die Preisanpassung schmerzhafter aus. Im Falle des 1,6 TDI 5-Gang mit zusätzlichen 11 PS sind es 600 Euro, während für den 10 PS stärkeren 1,4 TFSI COD S tronic in einer der höherwertigen Linien plus 1.100 Euro aufgerufen werden. Inwieweit sich dies bei gleichbleibenden Verbrauchswerten durch die technischen Neuerungen rechtfertigen lässt, sei zunächst dahingestellt. Für den Sportback ist weiterhin ein Aufpreis von 850 Euro einzuplanen, die aber in Sachen Praktikabilität und auch Design gut angelegt erscheinen. Mit den ersten Fahrzeugen im Handel rechnen wir im ersten Quartal 2015.

Bleibt letztendlich zu erwähnen, dass das Topmodell S1 vom Lifting quasi ausgenommen wurde und unverändert als rasende Kanonenkugel mit 231 PS sowie Allradantrieb über die Landstraße - deren Tempolimit dabei in beeindruckenden 5,8 s erreicht ist - pflügen darf. Während die S-tronic beim schwächeren Modell obligatorisch ist, bietet Audi sie in der Spitzensportversion gar nicht an.
text  Wolfgang Schultz
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