Volkswagen
Die Multikollisionsbremse
hilft, Folgeunfälle zu vermeiden
Die Bezeichnung ist etwas sperrig, die Idee dahinter aber ebenso simpel wie sinnvoll: VW bringt mit der sogenannten
Multikollisionsbremse ein System, das nach dem ersten Crash-Aufprall automatisch bremst. Die Einführung beginnt schon
in wenigen Monaten – serienmäßig.
Bis zu einem Viertel aller Pkw-Unfälle mit Personenschäden gehen laut Volkswagen auf Multikollisionsunfälle zurück. Bei
dieser Crashform kommt es nach der primären Kollision durch die kinetische Restenergie zu schweren Folgeunfällen, weil die
Fahrer körperlich oder mental nicht in der Lage sind, sofort korrekt zu reagieren. Diese Folgeunfälle zu vermeiden oder
jedenfalls in ihrer Intensität abzuschwächen, ist Ziel der automatischen Multikollisionsbremse, die der Konzern jetzt in
Wolfsburg vorgestellt hat.
Die Auslösung der Multikollisionsbremse basiert auf der Erkennung eines primären Aufpralls durch die Airbag-Sensorik. Diese wertet
hierbei die Verzögerung der Beschleunigungssensoren aus. Zusätzlich werden seitliche Intrusionen über Drucksensoren in den Türen
und die Ausbreitung von Körperschall im Fahrzeug über spezielle Sensoren in die Bewertung mit einbezogen. Die Verzögerung des
Fahrzeugs durch die Multikollisionsbremse wird durch das ESP-Steuergerät auf max. 0,6 g begrenzt. Dieser Wert entspricht dem
Verzögerungsniveau des Notbremsassistenten "Front Assist"; er soll die Beherrschbarkeit des Autos durch den Fahrer auch im Fall
der automatischen Bremsung sicherstellen.
Darüber hinaus kann die Multikollisionsbremse vom Fahrer jederzeit "übersteuert" werden. Gibt der Fahrer etwa erkennbar Gas,
wird die Multikollisionsbremse deaktiviert. Abgeschaltet wird das automatische System ebenfalls, wenn der Fahrer selbst eine
Vollbremsung mit noch stärkerer Verzögerung einleitet. Grundsätzlich führt das Multikollisionsbremssystem eine Bremsung bis
auf eine verbleibende Fahrzeuggeschwindigkeit von 10 km/h aus; dies dient dazu, es dem möglicherweise geschockten Fahrer zu
ermöglichen, mit dem Wagen einen sicheren Standort anzusteuern.
Die Multikollisionsbremse führt Volkswagen in diversen Modellen ein, die auf dem neuen Modularen Querbaukasten (MQB) basieren.
Den Anfang macht schon zum Genfer Salon im März der neue Audi A3, im Herbst folgt der Golf VII. Beide Modelle und mutmaßlich
auch die folgenden Ableger auf MQB-Basis wie etwa die Neuauflagen von Seat León, VW Passat/Touran/Tiguan oder Škoda Octavia
werden über das System serienmäßig verfügen. Wegen der
hohen Stückzahlen dieser Modelle erwartet der Autobauer eine signifikante Verringerung von Folgekollisionen im realen
Verkehrsgeschehen. Durch den Einsatz der Multikollisionsbremse demokratisiere man damit erneut ein bedeutendes Sicherheitsfeature
über viele Fahrzeugklassen hinweg, heißt es.