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Facelift #3: VW Phaeton |
Volkswagen |
VW frischt den Phaeton auf. Merkmale des neuen Jahrgangs sind eine markantere Frontpartie, neue
Rückleuchten und zusätzliche Technik- und Assistenzsysteme. Das Motoren- und Getriebeangebot hat
VW dagegen erstaunlich stiefmütterlich behandelt.
Über den VW Phaeton ist viel geschrieben und gesagt worden - die meisten Menschen und Journalisten mögen
das Auto nicht, schon aus Prinzip. Ein Volkswagen darf ihrer Meinung nach nur ein Volkswagen sein, nicht
aber eine Oberklasse-Limousine, die womöglich "in Summe", wie man neudeutsch sagt, genauso gut ist wie
ein BMW, Mercedes oder Audi.
Dass der Phaeton nicht auf die Verkaufszahlen der Wettbewerber kommt, ist dabei kein Indiz für die
Qualitäten des Wagens, sondern hat rein mit Imagefragen zu tun. Auch die ersten Gehversuche von Audi in dieser
Klasse waren alles andere als ein Renner, und die meisten anderen Hersteller haben es in diesem Segment in
Deutschland gar nicht erst versucht oder nicht geschafft. Optisch gleiche der Phaeton zu sehr dem Passat, ist
ein weiteres Argument der Kritiker, das objektiv nicht stimmt, jedenfalls nicht mehr als bei Audi oder BMW.
Kurzum: Wer den großen VW kennt, weiß um seine Qualitäten, und für jene, die auf automobiles Understatement
setzen, war er sowieso seit jeher die beste Wahl.
Bereits zwei Mal haben die Wolfsburger ihr Flaggschiff leicht renoviert, was aber nur Kennern aufgefallen
sein dürfte. Zur Auto-Messe in China nun steht ein deutlicher modernisiertes Auto im Scheinwerferlicht.
Es ergänzt die bisherigen Qualitäten um nachgeschärfte Designdetails und neue Assistenzsysteme. Als reines
Facelift bleiben daher auch die Negativpunkte des Wagens, zuvorderst das hohe Gewicht und daraus resultierend
die hohen Verbrauchswerte, erhalten - zumal VW auf die Adaption der Achtgang-Automatik aus dem neuen Touareg verzichtet.
Der Phaeton des Modelljahres 2011 trägt insbesondere eine neue Front. Sie orientiert sich an der sogenannten
Design-DNA des Autobauers, die auf betont horizontale Elemente setzt. Wer glaubt, VW hätte hier das inzwischen
schon mehr als zur Genüge genannte "Gesicht" von Polo, Golf, Touran, Sharan und T5 abermals eingesetzt,
darf aber aufatmen. Anders als in diesen Modellen kommt im Phaeton keine glänzend schwarze Kühlergrillabdeckung
zum Einsatz, sondern ein vollkommen neues Chromelement. Im Detail steht der neue Grill aufrechter, ist in
seiner strengeren Geometrie markanter und beeindruckt durch den Materialwechsel zwischen poliertem und mattem
Chrom.
Als modellspezifisches Merkmal zeigt der Phaeton zudem eine dreidimensionale Ausformung des Grills und der Haube.
Für das VW-Logo, das die Radarsensoren beherbergt, hat VW eine neue Oberflächenoptik angekündigt, die man auf
den ersten Bildern noch nicht erkennen mag. Der Grill wird flankiert von ebenfalls überarbeiteten Scheinwerfern,
die nun selbst im Grundmodell nicht nur über Xenon-, sondern über Bi-Xenon-Technik verfügen. Kurvenlicht ist
Standard, Abbiegelicht ebenso. Letzteres wird wie im Passat nicht nur direkt im Scheinwerfer erzeugt (und
nicht primitiv in den Nebelleuchten), sondern ist auch mit LED-Technik realisiert. Gleiches gilt für die
Blinker und auch die Nebelscheinwerfer, die sich dadaurch als schmales Band realisieren ließen.
Korrespondierend mit dem Kühlergrill und den Scheinwerfern wurde der Stoßfänger neu gestaltet. Auch hier bilden
horizontale Linien den imaginären roten Faden des Designs. Der untere Abschlussbereich des Stoßfängers ist fortan
in Wagenfarbe lackiert. Dies gilt entsprechend auch für hinten und die unteren Bereiche der Seitenschweller.
In der Silhouette fallen zudem zusätzliche Seitenleisten, schmaler gezeichnete LED-Blinker in den Außenspiegeln
und neue Räder auf, die nun modellübergreifend 18 Zoll groß sind.
Am Heck hat VW lediglich die Leuchten renoviert. Sie verfügen weiterhin über Voll-LED-Technik, tragen aber
ein völlig neues Innenleben mit einem Band in M-Form und zwei zusätzlichen punktförmigen Lichtern. Ob das
Erscheinungsbild so unverwechselbar ist, wie VW behauptet (und wie es bisher zweifellos war), erscheint
zweifelhaft, ist die Umsetzung doch nah an jener des neuen Touran und Sharan. Das nette Gimmick, das äußere
Rücklicht gleichzeitig als Blinker zu nutzen, wodurch ein rot-gelber Wechseleffekt wie im Passat entsteht,
ist ebenfalls Geschichte. Die Blinker sind nun als flaches Band ausgeführt, wie man es vom Golf R oder von
Audi kennt.
Motorenpalette nahezu unverändert
Antriebsseitig gibt es so gut wie keine Neuerungen. In Deutschland wird der V6-Diesel mit 240 PS weiter
die Hauptrolle spielen, dessen Verbrauch von 9,0 auf 8,5 Liter gesenkt wurde. Der Vergleich mit dem nahezu
identisch motorisierten Audi A8, der auf 6,6 Liter kommt, spricht Bände über das hohe Phaeton-Gewicht, die
fehlende Achtgang-Automatik und den mutmaßlich gebremsten Elan der Ingenieure.
Als weitere Motoren stehen der V6 FSI mit 280 PS und der Achtzylinder mit 335 PS zur Verfügung. Überraschend
ist, das VW den Zwölfzylinder-Motor weder gestrichen noch auf den aktuellen Stand gebracht hat. Gut möglich,
dass das neue Triebwerk im kommenden Jahr nachgereicht wird, nachdem es im A8 Premiere feierte.
Navi mit Google-Anbindung
Abgesehen von einem überarbeiteten, noch immer etwas überfrachtet und klobig wirkenden Lenkrad gibt es im Interieur
ebenfalls keine Änderungen - was hier aber die gute Nachricht ist, gilt der Phaeton doch insoweit sowieso als
besonders hochwertig und zeitlos. Hatte VW die Klima-Bedieneinheit und das Navigationssystem RNS 810 bereits
im Herbst 2008 aktualisiert, folgt nun für letzteres abermals ein Technik-Update. Das RNS 810 genannte Gerät
integriert nun auch Google-Daten in die Kartendarstellung.
Die entsprechenden Daten werden via Handy über einen eigens dafür eingerichteten Proxy-Server in das System geladen.
Dies erfolgt per UMTS-Verbindung über ein via rSAP-Profil komplett eingebundenes Handy - und nur über ein solches.
Wer alternativ ein Mobiltelefon nutzen will oder muss, das rSAP nicht unterstützt (wie etwa das Apple iPhone 3G S),
muss auf die Google-Daten verzichten.
Zusätzliche Assistenzsysteme
In punkto Assistenzsysteme ergänzt VW das bisherige Angebot von Abstandstempomat, Auffahrwarnung und Spurwechselassistent
um eine Verkehrszeichenerkennung, die dem Fahrer im Multifunktions- und/oder Navi-Display nicht nur Tempolimits
inklusive Zusatzhinweise (etwa "22 - 6 h" oder "Bei Nässe") signalisiert, sondern - erstmals umgesetzt - auch
Überholverbote. Ebenfalls neu im Programm ist der sog. "Dynamic Light Assist", der das Fernlicht adaptiv regelt.
Die Technologie "erkennt" mittels einer im Bereich des Innenspiegels integrierten Kamera andere Verkehrsteilnehmer
und regelt entsprechend die dynamische Ausleuchtung der Fahrbahn. Nicht verfügbar sind eine automatische Notbremsung
und Pre-Safe-Systeme.
Wann die ersten neuen Phaeton vom Parkettboden der Gläsernen Manufaktur in Dresden rollen werden, hat VW ebenso wie
die Preise noch nicht kommuniziert. Dass es schon bald zu kaum veränderten Konditionen losgeht, darf man annehmen.
Trotz Schminke und Technik-Nachschlag dürfte das Wolfsburger Flaggschiff hierzulande auch künftig eher ein Geheimtipp
bleiben. Schade eigentlich, wie die fehlenden Motorneuheiten. Die zunehmend chinesichen Käufer wird es wohl nicht
interessieren.