Das unabhängige Portal rund um Automobil & Verkehr
Donnerstag, 28. März 2024
Schrift: kleiner | größer
Lesezeit: ~ 4 Minuten
Achtzylinder-Hochdrehzahlmotor mit jetzt 450 PS / Grundpreis 78.000 Euro

Audi RS 5: Der M3-Jäger macht sich bereit

Audi RS 5: Der M3-Jäger macht sich bereit
Bild anklicken für Großansicht Premiere in Genf:
Audi RS 5
Audi
Audi krönt die Baureihe 5 mit einem RS-Modell auf Basis des Coupé. Mit reichlich V8-Power unter der Haube und einem moderaten Norm-Verbrauch macht er sich auf, dem BMW M3 das Fürchten zu lehren. Ein Sonderangebot darf man natürlich nicht erwarten. Unter der Haube des RS5 arbeitet weder der Zehnzylinder aus dem RS6 noch (natürlich) der Fünfzylinder aus dem TTRS, und auch den Turbo-V6 aus S5 Cabrio und Sportback erspart Audi den Fans. Stattdessen blubbert der prinzipiell aus dem S5 Coupé bekannte Achtzylinder mit 4,2 Litern Hubraum unter der Haube. Anstelle einer künstlichen Beatmung setzt Audi auf ein Hochdrehzahlkonzept. So wird die Höchstleistung von 450 PS erst bei 8.250 Umdrehungen erreicht.

Gegenüber dem schwächeren Pendant im S5 (354 PS) entwickelt der in Handarbeit gebaute Direkteinspritzer zehn Newtonmeter weniger Drehmoment: Die Spitze wird bei 430 Nm erreicht, die zwischen 4.000 und 6.000 Touren anliegt. Wer die Launch Control des serienmäßigen, verstärkten 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes ("S-tronic") bemüht, kann das Coupé mühelos in 4,6 Sekunden auf Tempo 100 treiben. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h elektronisch abgeregelt; auf Wunsch liefert Audi auch eine 280-km/h-Konfiguration.

Der Verbrauch genießt bei einem solchen Auto naturgemäß nicht die oberste Priorität; die 10,8 Liter im Norm-Mittel sind aber dennoch nicht nur erwähnenswert, weil sie unter den 12,1 Litern des handgeschalteten S5 liegen, sondern auch, weil Audi damit die Konkurrenz unterbietet. Der ähnlich gestrickte, demnächst mit Start-Stopp-System ausgerüstete BMW M3 mit 420 PS kommt etwa je nach Getriebe auf 11,2-12,4 Liter, der hubraumstärkere Mercedes C 63 AMG mit 457 PS gar auf 13,4 Liter. Möglich machen den "Vorsprung durch Technik" neben der S-tronic mit ihrem lang übersetzten 7. Gang die serienmäßige Bremsenergie-Rückgewinnung und eine bedarfsgerecht gesteuerte Ölpumpe.

Wie jedes RS-Modell bringt natürlich auch der RS 5 seine Kraft über alle vier Räder auf die Straße. Beim Mittendifferenzial kommt dabei erstmals ein sogenanntes Kronenrad-Differenzial zum Einsatz. Dank seiner Lamellenpakete kann es die Verteilung der Momente zwischen Vorder- und Hinterachse breit variieren; bei Bedarf strömen bis zu 70 Prozent nach vorn und maximal 85 Prozent nach hinten. Die Standard-Auslegung ist mit 40:60 sportlich heckbetont.

Das neue Differenzial arbeitet mit einer elektronischen radselektiven Momentensteuerung zusammen, die auf alle vier Räder zugreift. Wenn bei dynamischer Gangart eines der kurveninneren Räder zu stark entlastet wird, bremst es das System leicht ab, noch bevor Schlupf auftritt. Optional ergänzt Audi den quattro-Antriebsstrang um ein Sportdifferenzial an der Hinterachse. Es verteilt die Kräfte aktiv zwischen den Hinterrädern und steigert damit Stabilität und Grip im Grenzbereich.

Fahrwerk und Lenkung sind härter bzw. straffer abgestimmt als regulär, die Bremsanlage verstärkt und mit schwarz lackierten Sätteln versehen, und auf Wunsch liefern die Ingolstädter sogar besonders standfeste und langlebige Keramikbremsscheiben für die Vorderachse.

Optisch fährt der RS 5 genauso vor, wie man das erwartet. Das schnelle Coupé kauert zwei Zentimeter näher am Asphalt als der reguläre A5, den Kontakt zu diesem stellen 265/35-Pneus im 19-Zoll-Format sicher. 20-Zöller mit 275/30er-Walzen sind ebenfalls verfügbar. Der Kühlergrill trägt ein glänzendes, anthrazitgraues Gitter in Rautenstruktur. Bi-Xenon-Scheinwerfer sind Serie. Die Luft für den Motor, die vorderen Bremsen und die Kühler strömt durch vergrößerte Öffnungen in der modifizierten Frontschürze ein.

Die Radläufe sind ausgestellt, die Schweller mit kantigen Aufsätzen versehen, und die Zierleisten an Grill und Seitenfenstern sowie die Außenspiegelgehäuse tragen eine silbern-matte Lackierung. RS-typisch gibt sich die Auspuffanlage ziviler als bei den schwächeren S-Modellen, nämlich mit zwei ovalen Endrohren zufrieden. Der große Diffusor am Heck ist weit nach oben gezogen. Der Spoiler in der Heckklappe fährt bei 120 km/h selbsttätig aus und unterhalb von 80 km/h wieder ein.

Im weitgehend schwarz gehaltenen Interieur darf sich die Kundschaft auf elektrisch verstellbare, mit Leder und Alcantara bezogene Integralsitze freuen, je nach Geschmack stehen auch Schalensitze und belüftetes Komfortgestühl zur Wahl. Das Lenkrad ist mit gelochtem Leder bezogen, die Instrumente tragen schwarze Ziffernblätter mit weißer Beschriftung, die Dekoreinlagen bestehen aus Carbon. Die Pedalerie glänzt in "Aluminiumoptik", die Türöffner bestehen RS-typisch aus zwei schmalen Stegen. Der Bordcomputer beinhaltet einen Laptimer zum Festhalten von Rundenzeiten und ein Ölthermometer.

Natürlich stehen für die Individualisierung von Dekorleisten, Sitzbezügen und Applikationen jede Menge Wahlmöglichkeiten zur Verfügung. So sind beispielhaft Wildleder-bezogene Bedienelemente, schwarze Auspuffblenden, Carbon-Look für den Motorraum oder ein silberner Dachhimmel erhältlich.

Der Audi RS 5 wird nach der Messe-Premiere in Genf noch im Frühjahr zu den Händlern kommen. Als Preis peilt Audi 77.700 Euro an. Zur Einordnung: Das sind etwa 5.500 Euro mehr als BMW für das heckgetriebene M3 Coupé mit DKG aufruft; gegenüber dem S5 errechnen sich 204 Euro Aufpreis für jedes der zusätzlichen 96 PS - und diese knapp 20 Tausender wiederum entsprechen ungefähr dem Gegenwert eines A1 1,4 TSI. Dass ein RS 5 Cabrio, ein RS 5 Sportback und ein RS 4 folgen werden, ist wahrscheinlich, aber noch nicht offiziell.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
Sie befinden sich im Archiv. Meldungen und enthaltene Links können veraltet sein. Bitte beachten Sie das obenstehende Veröffentlichungsdatum dieser Nachricht. Aktuelle Auto-News finden Sie hier.