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Donnerstag, 28. März 2024
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Ansehnlicher Logan-Ableger mit Front- oder Allradantrieb / Weder ESP noch Rußfilter

Dacia Duster: Das bezahlbare SUV

Dacia Duster: Das bezahlbare SUV
Bild anklicken für Großansicht Neu ab Frühjahr 2010:
Dacia Duster
Renault
Nach monatelangen Gerüchten herrscht endlich Klarheit in punkto Modellerweiterung bei Dacia: Im Frühjahr 2010 erscheint der Duster. Die ersten Infos und Bilder versprechen ein überraschend ansehnliches und sparsames Auto – das sich wie die bekannten Schwestermodelle allerdings wenig um Dieselruß und Sicherheit kümmert. Der Preis ist heiß. Mit der gleichnamigen Studie vom Genfer Salon im März 2009 hat der Dacia Duster so viel gemeinsam wie ein Renault Mégane mit einem Renault Master, was aber nicht überraschend und auch nicht zwingend schade ist.

Weder das asymmetrische Türkonzept mit gegenläufiger Öffnung noch Glasdach oder untereinander schiebbare Sitze haben es in die Serie geschafft, und natürlich ist auch von dem an dieser Stelle bereits seinerzeit als abseitig bezeichneten Studien-Design rein gar nichts übrig geblieben. Wer sich ein futuristisch anmutendes, höchst individuelles Auto erhofft hatte, wird also enttäuscht sein, hat aber diesbezüglich sowieso wissend auf die falsche Marke gesetzt.

Schließlich ist Dacia die billige, rumänische Tochter von Renault, wobei billig nicht im modern-abwertenden, sondern durchaus klassischen Sinne zu verstehen ist, der heutzutage "preiswert" heißt. Das wird auch beim Duster als dann nach Logan, Logan MCV, Sandero, Sandero Stepway, Express und Pick-up bereits sechsten Modellvariante so sein.

Entstanden ist ein kleines SUV, das man wohl besser Geländewagen nennen sollte, eigentlich ein solcher aber auch nicht ist. Mit 4,31 Meter Länge sortiert sich der Duster ziemlich genau mittig zwischen Škoda Yeti und VW Tiguan ein. Die Breite liegt bei 1,82 Metern sogar etwas über diesen beiden Modellen, was für einen stattlichen Auftritt sorgt, zumal der Duster auf breit ausgestellte Radhäuser und eine bullige Front setzt.

Abgesehen von Details wie den Türgriffen und den separaten Türschlössern, den nicht abgedeckten Abschlepphaken, der langen Dachantenne vorne und den etwas gequetscht platzierten Seitenblinkern hat der Auftritt dabei nichts Primitives. Vielmehr ist der Duster, jedenfalls den ersten Bildern mit aufpreispflichtigen Extras wie Metalliclack und Alurädern nach zu urteilen, durchaus stimmig geraten und eher besser als manch noch gar nicht so alter Konkurrent speziell aus Japan oder Korea.

Das Platzangebot für Fahrer und Passagiere entspricht dem der Logan-Limousine, der Kofferraum bietet mit 475 Litern etwas weniger Raum. Wenn die Sitzfläche der Rückbank senkrecht hinter den Lehnen der Vordersitze aufgestellt wird und die Rückenlehnen in den hierdurch freigewordenen Raum geklappt werden, wächst die Ladekapazität je nach Version auf über 1.600 Liter.

Der Duster ist auch der erste Dacia mit Allradantrieb. Das System stammt von Renault-Allianzpartner Nissan und stellt drei Fahrstufen zur Verfügung, die per Knopfdruck aktiviert werden. Im AUTO-Modus wird normalerweise mit Frontantrieb gefahren; bei nachlassender Traktion leitet die elektromagnetische Kupplung einen Teil des verfügbaren Drehmoments automatisch an die Hinterachse. Bei extremen Bedingungen, etwa auf verschneiten Straßen oder matschigem Untergrund, gehen bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterräder.

Bei Fahrten im Gelände (Böschungswinkel v/h 30/35 Grad, Bodenfreiheit 20+ Zentimeter) kann der Fahrer manuell in den starren Allradmodus wechseln (LOCK-Modus). Dann fährt der Duster bei geringer Geschwindigkeit mit einer festen Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse im Verhältnis von 50:50. Alternativ kann der 4x4-Betrieb auch komplett abgestellt und kraftstoffsparend nur mit angetriebenen Vorderrädern gefahren werden (2WD-Modus). Und auch eine Version mit reinem Frontantrieb wird angeboten.

Das Motorenspektrum bietet keine Überraschungen, sondern besteht aus den millionenfach bewährten, aber nicht allzu modernen Aggregaten aus dem Renault-Regal. Der 1,6-Liter-Benziner leistet 110 PS, der 1,5-Liter-Diesel wird mit 85 und 105 PS angeboten. Der in der Studie vorhandene Rußfilter ist in der Serie allerdings wieder Fehlanzeige. Die 4x2-Diesel verbrauchen rund 5,2 Liter im Mittel, die Allrad-Diesel etwa 5,6 Liter - Werte, die besser sind als erwartet, wozu auch das geringe Gewicht von 1.200 bzw. 1.330 Kilo beiträgt. Zum Vergleich: Der erwähnte Yeti 2,0 TDI mit 110 PS (inkl. Rußfilter, EU5-Norm) genehmigt sich 6,1 Liter. Für den Duster-Benziner liegt eine Angabe noch nicht vor.

Dacia-typisch spärlich fällt indes die Sicherheitsausstattung aus. Sie beschränkt sich in der Basis auf Bremsassistent, zwei Airbags und Gurtkraftbegrenzer vorne. Optional sind Seitenairbags und Gurtstraffer vorne erhältlich. ESP ist ärgerlicherweise nicht angekündigt, dürfte früher oder später aber als Extra auftauchen.

Der Dacia Duster kommt im Frühjahr 2010 in Europa, der Türkei und den Maghreb-Staaten Algerien und Marokko auf den Markt. Ab Juni soll die Markteinführung unter dem Renault-Label in der Ukraine, in Ägypten sowie in mehreren Staaten im vorderen Orient und in Afrika erfolgen. Gebaut wird der Duster für diese Länder im rumänischen Pitesti. Ab 2011 plant Renault eine Fertigung auch im brasilianischen Werk Curitibia für die südamerikanischen Märkte, anschließend in Russland für die osteuropäischen Kunden. Renault hat eigenen Angaben zufolge seit 2004 über 1,8 Millionen Dacia weltweit verkauft. Bester Markt 2009 war vorläufigen Zahlen zufolge Deutschland vor Brasilien, Frankreich, Russland und dem Heimatmarkt Rumänien.

Und der Duster-Preis? Den mag Dacia noch nicht verraten, so dass einstweilen spekuliert werden muss: Selbst eine Allrad-Version dürfte demnach unter 15.000 Euro starten. Wir erwarten: Deutlich unter 15.000. Das wäre dann ungefähr die Hälfte von dem, was ein Renault Koleos Diesel kostet. Direkt vergleichbar sind beide natürlich nicht, aber dass der junge Rumäne unter diesen Verhältnissen kräftig am sowie wackelig stehenden Stuhl des Koleos sägen wird, ist ebenso absehbar wie verdient.
text  Hanno S. Ritter
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