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Induktionsschleifen in der Straße |
IAV |
könnten berührungslos Auto-Akkus laden |
Elektroautos sind derzeit das Thema schlechthin – und noch sind jede Menge Probleme dieser fraglos
zukunftsfähigen Idee ungelöst. Dazu gehören neben der geringen Reichweite die langen Ladezeiten und die
fehlende Ladeinfrastruktur. Ein Forscher-Team will das "Tanken" während der Fahrt ermöglichen – kabellos.
Telefone, Tastaturen, Computer-Mäuse sind kabellos geworden, selbst das Radio verzichtet immer häufiger auf das
Antennenkabel. Doch Stromübertragung per Induktion ist noch eine Seltenheit - die meisten Menschen kennen das,
wenn überhaupt, nur von ihrer elektrischen Zahnbürste, wo das Prinzip seit Jahren erfolgreich angewendet wird,
oder, leicht abgewandelt, vom Induktionsherd.
Das Engineering-Unternehmen IAV (Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr) verfolgt diesen Ansatz zusammen mit
dem Energieübertragungsunternehmen Vahle nun auch für Elektroautos. Sie sollen sich künftig einfacher, zuverlässiger
und bequemer mit Strom versorgen lassen und so in einem Aufwasch ihre Reichweite erhöhen. "Der Akku wird ohne Kabel
während der Fahrt oder beim Parken aufgeladen", erklärt IAV-Bereichsleiter Wilfried Nietschke das Prinzip.
Induktionsschleifen in der Fahrbahn erzeugen ein Magnetfeld, das die Autos berührungsfrei mit Energie versorgt.
Steckdose und ein Kabel sind in dem Szenario nicht erforderlich.
Nur eine fixe PR-Geschichte eines weithin unbekannten Unternehmens? Das wäre zu einfach. Die IAV mit Hauptsitz
in Berlin beschäftigt immerhin über 3.800 Mitarbeiter, Hauptgesellschafter sind Volkswagen und Continental.
Nietschke ist denn auch zuversichtlich, die innovative Technologie - so wörtlich - "in den nächsten Jahren" zur
Serienreife entwickeln zu können: "Im Modellversuch funktioniert unser neues System bereits tadellos", sagt der
Elektroingenieur und präsentiert als Beweis eine Anlage im Modellauto-Maßstab. Eine echte Versuchsstrecke wird
den Angaben zufolge bereits in Niedersachsen geplant.
In der Praxis wäre nach IAV-Vorstellung zukünftig die Fahrbahn mit versenkten elektrischen Leitern bestückt, die
ein Magnetfeld erzeugen. Am Unterboden des Elektroautos befände sich als Gegenstück ein berührungsfreier Aufnehmer,
in dem der Strom induziert wird. Das kann direkt während der Fahrt geschehen oder auf Vorrat beim Parken. Der
Primärleiter in der Fahrbahn könnte darüber hinaus ein Steuersignal übertragen, mit dem das Auto auf der virtuellen
Schiene ferngesteuert werden könnte - das Prinzip der Carrerabahn für die Autobahn, sozusagen, nur ohne Schlitz
in der Fahrbahndecke.
Auch wenn in der Autoproduktion oder auf großen Lagergeländen schon heute ferngesteuerte Flurförderfahrzeuge
auf diese Art automatisch bewegt und mit Strom versorgt werden, steht die Umsetzung in der Praxis aber noch vor
etlichen Problemen. Ein Steuerungssystem müsste garantieren, dass der Ladevorgang nur dann aktiviert wird, wenn
per Sensor zweifelsfrei festgestellt wurde, dass sich tatsächlich auch ein Elektroauto über dem Induktionsfeld
befindet. Auch ist eine exakte Identifikation eines bestimmten Fahrzeugs (beispielsweise per Funkchip) für ein
korrektes Abrechnungsverfahren unverzichtbar. Man arbeite auch daran, lässt die IAV wissen - und hat hoffentlich
auch das Thema Datenschutz im Blick.
Zu den weiteren Schwierigkeiten, die dem Projekt mehr den Status einer interessanten als bereits praxistauglichen
Idee geben, gehört die erforderliche Definition und Umsetzung eines Standards, am besten europaweit - und noch
bevor das halbe Land mit oberirdischen (und damit vandalismusgefährdeteren) Ladestationen übersät sein wird. Und:
Die Ladeverluste liegen jedenfalls derzeit viel zu hoch, weswegen sich bisher noch nicht einmal Handys kabellos
aufladen lassen. Von zehn Prozent ist die Rede, was summa summarum viel zu viel wäre - und wie der Induktionsherd
metallische Gegenstände erhitzen könnte.
Dennoch: Probleme sind dazu da, sie zu lösen, und das hat die Autoindustrie inklusive ihrer Zulieferer bisher ja
meist gut geschafft. Vielleicht steht der Unterflur-Induktionsaufnehmer dereinst tatsächlich in den Sonderausstattungslisten
unserer Autos. Dann bestimmt mit einem coolen Marketing-Namen, vielleicht als HighVoltageBlueFlexEfficientPowerSystem.
Oder so.