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Mit VW-Motor: |
Witt/Lichtblick |
"ZuhauseKraftwerk" |
Volkswagen und LichtBlick wollen gemeinsam den Energiemarkt aufrollen. Der Autobauer wird Gasmotoren produzieren,
die in Privathaushalten Wärme und Strom erzeugen. Der bekannte Ökostrom-Anbieter wird 100.000 dieser Anlagen
vermarkten und per intelligenter Steuerung auch als Mittel gegen Versorgungsengpässe nutzen. Die Leistung ersetzt
zwei Atomkraftwerke.
Die am Mittwoch in Salzgitter unterzeichnete Vereinbarung der beiden Unternehmen sieht vor, dass VW in seinem dortigen
Motorenwerk hocheffiziente Blockheizkraftwerke namens "EcoBlue" produzieren wird, die von Gasmotoren aus eigener Fertigung
angetrieben werden - sozusagen ein Golf-Motor für den Kellerraum. LichtBlick vertreibt die Anlagen als "ZuhauseKraftwerke" und
setzt sie für ein neues, intelligentes Konzept der Wärme- und Stromversorgung ein.
Die kleinen Kraftwerke versorgen dabei nicht nur lokal Gebäude mit Wärme, sondern werden durch den Energieanbieter zu
einem Großkraftwerk vernetzt. "Man muss sich die ZuhauseKraftwerke wie einen Fischschwarm vorstellen: Viele kleine
Einheiten bilden eine große, leistungsfähige Gemeinschaft, die 'SchwarmStrom' erzeugt", erklärt Lichtblick-Chef
Dr. Christian Friege.
Geplant sind zunächst 100.000 "ZuhauseKraftwerke". Mit einer Leistung von 2.000 Megawatt erreicht dieses dezentrale
Gaskraftwerk die Kapazität von zwei Atomkraftwerken. Während die Aggregate auf Nachfrage Strom erzeugen, wird die
dabei entstehende Wärme gespeichert, so dass die Gebäude jederzeit zuverlässig mit Heizenergie und Warmwasser
versorgt werden. Die Anlagen werden zunächst mit Erdgas und in Zukunft mit regenerativem Biogas betrieben.
Was die Stromerzeugung betrifft, so soll das Konzept nicht zuletzt auch zur Minimierung von Engpässen im Netz dienen.
Wenn nach Expertenschätzungen bis 2020 fast die Hälfte des Stroms aus regenerativen Quellen stammt, gilt es, die
wetterbedingt schwankende Stromeinspeisung aus Windkraftanlagen oder Photovoltaik abzumildern. Herkömmliche
Grundlastkraftwerke können nicht schnell genug an- oder abgeschaltet werden, "SchwarmStrom" kann hingegen
binnen einer Minute ins Netz eingespeist werden - die Steuerung erfolgt zentral über Mobilfunk oder DSL. Will
heißen: Weht kein Wind, laufen die Motoren.
LichtBlick bringt die ZuhauseKraftwerke zunächst in Hamburg an den Markt. Ab Frühjahr 2010 können die ersten Anlagen
eingebaut werden. Der Kunde zahlt einen Installationszuschuss von 5.000 Euro. Anschließend soll der Vertrieb sukzessive
auf das ganze Bundesgebiet ausgedehnt werden.
Volkswagen sieht die Produktion der Motoren in Salzgitter als ersten Schritt, sich unabhängiger vom reinen Autogeschäft
machen. 160 Mitarbeiter werden die kleinen Kraftwerke produzieren.