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Neu ab Herbst: Opel Astra |
Opel |
Während die Opel-Zukunft nach wie vor ungeklärt ist, legen die Rüsselsheimer in punkto Produkte ein hohes Tempo vor.
Mehr als vier Monate vor der Premiere auf der IAA im September zeigt der Autobauer jetzt bereits das Modell, mit dem
er aus der Krise fahren will: Der neue Astra gefällt so gut wie nie zuvor.
Der Insignia verkauft sich jedenfalls bisher gut, und er hat der Marke Opel sicherlich den größten Imageschub
der letzten Jahre verpasst. Das nachzuholen und im großen Markt der Kompaktklasse ein ordentlich' Stück Kuchen zu
ergattern, hat sich der Astra auf die Fahnen geschrieben.
Auf einen neuen Namen verzichtet der kompakte Opel dabei, nicht aber auf einen völlig neuen Auftritt. Zwar ist der noch
aktuelle Astra per se kein hässliches Auto. Eines, das den Kunden das Portemonnaie aufspringen lässt, aber auch nicht -
zu bieder präsentieren sich speziell Fünftürer und Kombi. Die Neuauflage geht optisch einen völlig anderen Weg, und man
weiß nach dem ersten Blick auf die ersten Bilder gar nicht so Recht, welche Neuerung die wichtigste ist - das Auto wirkt
in sich harmonisch.
Zunächst einmal gibt es ein Größenwachstum zu vermelden, wie es eigentlich derzeit nicht in Mode ist: Der Astra misst
nun gut 4,42 Meter, das sind über 17 Zentimeter mehr als bisher und sogar 22 mehr als der wichtigste Konkurrent aus
etwas Wolfsburg. Der Radstand folgt dem Wachstum um immerhin rund 7 Zentimeter auf nun gut 2,68 Meter, womit die Überhänge
größer ausfallen. Auch die (Spur-)Breite legt zu; genaue Daten liegen aber noch nicht vor.
Die Frontansicht wird geprägt von kleineren, vor allem flacheren Scheinwerfern und einem deutlich gewachsenen Frontmodul,
das nun bis über den Kühlergrill reicht. Während dieser ebenfalls kleiner ausfällt, wächst die Breite des unteren Lufteinlasses
deutlich - die bisher angedeutete V-Form entfällt. Die Blinker finden dort ihren Platz, wo bisher die Nebelscheinwerfer
zu finden waren - eine Lösung, die etwas an frühere VW Golf erinnert. Nebelscheinwerfer gibt es nicht mehr, jedenfalls dann,
wenn der Kunde das Bi-Xenon-Lichtsystem AFL+ bestellt, das mit bis zu neun verschienenden Modi für Intensität und Reichweite
operiert. Wo Nebelscheinwerfer und Blinker bei Modellen mit Halogen-Licht angeordnet sind, bleibt abzuwarten.
Die Seitenpartie präsentiert sich ebenfalls völlig neu gezeichnet. Auffälligste Merkmale sind das auch durch die flacher
stehende Windschutzscheibe bedingte neue Dreiecksfenster an der A-Säule, das man vom Corsa kennt, in dieser Klasse aber
gewöhnungsbedürftig ist. Im Gegensatz zum kleinen Bruder sind die Außenspiegel nicht stehend, sondern konventionell
angeordnet; integrierte Blinker sind weiterhin nicht die Sache der Opelaner. Die Seitenblinker sitzen nach wie vor auf
dem vorderen Kotflügel, aber nicht mehr so eng am Türspalt.
Die Schulterlinie haben die Designer deutlich geglättet, was zusammen mit den entfallenen Schutzleisten auf den
Türen für mehr optische Ruhe sorgt - function follows form. Die vom Insignia bekannte Sichel in der Seitenlinie trägt
auch der Astra, allerdings spiegelverkehrt: Der Schwung läuft nach hinten oben zur C-Säule, die nun auch das dritte
respektive vierte Seitenfenster aufnimmt. Dessen etwas bieder wirkende Integration wie beim Vorgänger oder dem Corsa ist
Geschichte. Dem Auge schmeicheln dürfen die nicht mehr angesetzt wirkenden Radhäuser ebenso wie die endlich gestrichene
Griffhutze am Tankdeckel.
Am Heck entfällt (im Gegensatz zur Front) die Mittel-Pfeilung und die Chromleiste, die bisher den Griff beinhaltete, so dass
nun eine Griffmulde unter dem Opel-Logo das Bild bestimmt. Diese als sichtbarer Einsatz ausgeführte Lösung dürfte nicht
jedermann gefallen. Die Heckleuchten sind fortan horizontal geteilt und stark auf Nachtdesign getrimmt: Die neuerdings für
Opel stilbildenen Pfeile leuchten beim Schlusslicht gleich vierfach. Dies mag ein bisschen an VW erinnern - wie auch die Abkehr
von zwei Rückfahrleuchten, die nicht nur optisch, sondern auch funktional und sicherheitstechnisch einen ärgerlichen Rückschritt
darstellt.
Einen Blick in den Innenraum mag Opel noch nicht gewähren. Als gesichert darf gelten, dass es vier statt drei Rundinstrumente,
den Controller aus dem Insignia und deutlich mehr Ablagen geben wird; zudem stehen Ergonomie-Sitze mit dem Gütesiegel der
"Aktion Gesunder Rücken" (AGR) zur Wahl. Das "Opel Eye"-Frontkamerasystem mit Verkehrsschilderkennung und Spurverlassens-Warnung
ist ebenfalls auf der Optionsliste zu finden.
Das Motorenprogramm besteht zum Start zunächst aus acht EU5-konformen Aggregaten. Bis auf die beiden Basis-Aggregate
sind sie mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe ausgestattet. Ein Doppelkupplungsgetriebe kann Opel weiterhin
nicht offerieren. Die vier Benziner mit nur noch 1,4 und 1,6 Liter Hubraum leisten zwischen 100 und 180 PS. Ein neuer,
1,4-Liter-Turbomotor mit 140 PS ersetzt den derzeitigen 1,8-Liter-Saugmotor - Downsizing zum Verbrauchssparen allerorten.
Das Diesel-Programm besteht aus vier Maschinen (1,3 bis 2,0 Liter), die 95 bis 160 PS leisten. Auch eine ecoFLEX-Version
mit besonders niedrigem Verbrauch wird angeboten.
Premiere feiert der Fünftürer auf der IAA Mitte September 2009. Die Markteinführung dürfte, wenn nichts mehr schiefgeht,
bald im Anschluss beginnen. Während ein besonders sportlicher Dreitürer und ein Kombi (und ein OPC-Modell) folgen werden,
ist die Cabrio-Zukunft noch mit einem großen Fragezeichen versehen. Dies gilt aktuell für die gesamte Opel-Zukunft - die
größte Krise ereilt das Unternehmen in Zeiten, wo die Produkte wieder mehr Spaß machen als in den letzten Jahren.
Der neue Astra gefällt dem ersten Eindruck nach jedenfalls so gut wie schon lange kein Opel mehr, und ihm deutlich größeren
Zuspruch als dem Vorgänger vorherzusagen, ist keine Kunst. Dass er den Golf zumindest in Deutschland trotzdem nicht vom
Thron stoßen wird, auch.