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Donnerstag, 25. April 2024
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Kleinerer Q7-Ableger feiert Premiere in Peking

Audi Q5: Das Mittelgewichts-SUV

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Audi Q5
Audi
Audi Q5: Markentypisch im Auftritt, gegenüber dem Q7 eine Nummer geschrumpft und mit praktischen Details gerüstet geht demnächst das neue SUV der Ingolstädter auf Kundenfang. Der erste Eindruck ist gut. War es Glück oder Voraussicht? Mit dem X3 hat BMW einen wahren Volltreffer gelandet, jedenfalls bei der Kundschaft. Seit der Premiere 2004 steht das SUV der Bayern mehr oder weniger durchgehend an der Spitze der Zulassungsstatistik in der SUV-Klasse.

Erst mit vierjähriger Verspätung blasen die beiden wichtigsten Wettbewerber nun zum Angriff: Am Wochenende feierte nicht nur die Serienversion des schon weitgehend bekannten Mercedes GLK auf der "Auto China" in Peking ihre Premiere, sondern auch der Audi Q5. Für beide Marken war es die erste wichtige Neuvorstellung eines Modells in der Volksrepublik, und hier wie dort verbindet man große Erwartungen mit den Neuzugängen in dem nach wie vor gefragten Segment.

Der Audi Q5 ist mit einer Länge von 4,63 Metern gute 45 Zentimeter kürzer als der zweifellos mächtige, aber oft auch nur deswegen sinnlos kritisierte Q7, und misst sogar noch ein paar Finger weniger als der neue A4. Andererseits überragt der Q5 damit einen Kompakt-SUV à la VW Tiguan um gut zwanzig Zentimeter. Eine Besonderheit des Audi ist die niedrige Höhe von 1,65 Metern (Q7: 1,74 m) - Audi schwärmt schon einmal von den sportlichsten Proportionen im Wettbewerbsumfeld.

Ob sportlich oder nicht - in der Tat: Der Q5 sieht gut aus. Die kleineren Ausmaße im Vergleich zum Q7 stehen dem Auto gut und machen es leichtfüßiger, ohne den selbstbewussten Auftritt zu kaschieren, der neuere Audis prägt. Der mit 2,81 Metern vergleichsweise lange Radstand sorgt für ausgewogene Proportionen. Im übrigen haben sich die Ingolstädter optische Experimente verkniffen. Wie der große Bruder trägt auch der Q5 eine niedrige Dachreling in Chrom und kommt ohne abgeteiltes zweites Seitenfenster aus. Auch die weniger stark ausgestellten Radhäuser und die entfallene Sicke oberhalb der Türgriffe stehen dem Q5 gut.

Auffälligstes Merkmal sind auch beim Q5 die Heckleuchten: Sie sind einteilig ausgeführt und in der seitlich umgreifenden Gepäckraumklappe - wie die Fronthaube aus Aluminium gefertigt - platziert. Die ungewöhnliche Lösung erfordert einen zweiten Satz an Rückleuchten in der Schürze - damit der Hintermann auch dann etwas sieht, wenn mal mit geöffneter Klappe gefahren werden sollte.

Oft wird dies in der Praxis nicht vorkommen, auch wenn der Q5 natürlich kein T5-Ersatz sein will, sprich: kein Lademeister ist. Dennoch verspricht der großzügige Radstand gute Platzverhältnisse für die maximal fünf Passagiere. Eine dritte Notsitzbank wie beim Q7 gibt es sinnvollerweise nicht, dafür ist die Rückenlehne in der Neigung verstellbar. Gegen Aufpreis liefert Audi auch ein weit praktischeres Merkmal: Die "Rücksitzbank plus" lässt sich um zehn Zentimeter in Längsrichtung verschieben und erlaubt so das Ausjustieren von Fond-Fußraum und Kofferraumvolumen je nach persönlichem Geschmack und Bedarf. Der Kofferraum fasst je nach Konfiguration zwischen 540 und 1.560 Liter Volumen, unter seinem Ladeboden verbirgt sich ein zweiter Stauraum.

Zum Marktstart stehen drei Motoren zur Wahl. Neu entwickelt ist der Vierzylinder-Benziner mit dem bekannten Kürzel TFSI, der nun auf 211 PS kommt. Im Q5 soll er sich mit 8,5 Litern im Mittel zufriedengeben. Bei den Dieseln steht der neue TDI mit 170 PS und Common-Rail-Einspritzung ebenso zur Verfügung wie der bekannte Dreiliter-Sechszylinder mit 240 PS. 6,7 bzw. 7,7 Liter lautet hier die Verbrauchsangabe - auffallend gute Werte: Ersterenfalls beträgt der Aufschlag etwa zu einem frontgetriebenen VW Passat Variant TDI gerade mal 0,3 Liter, letzterenfalls sind es gut zwei Liter weniger als beim entsprechend motorisierten Q7.

Einer der Gründe hierfür liegt in dem beim 3,0 TDI und 2,0 TFSI serienmäßigen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe alias S-tronic. Der kleine Diesel wird mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe geliefert. Alle Q5 sind der Markenphilosophie entsprechend Allradmodelle. Das Verteilergetriebe schickt die Kräfte im Normalbetrieb im Verhältnis 40 : 60 an Vorder- und Hinterachse; bei Bedarf kann der "quattro"-Strang bis zu 65 Prozent der Momente nach vorn und bis zu 85 Prozent nach hinten leiten.

Erwähnenswert ist das ESP, das Audi um weitere Funktionen ergänzt hat. So verfügt die Elektronik über Kennfelder für den Offroad-Betrieb, wobei die Beschaffenheit des Bodens automatisch erkannt und sodann für Sand, Schotter oder Geröll die ideale Regelstrategie verwendet wird. Außerdem erkennt und berücksichtigt das System einen höheren Schwerpunkt etwa bei Benutzung eines Dachträgers.

Apropos Geländetauglichkeit: Die Steigfähigkeit liegt bei 60 Prozent (31 Grad), der Böschungswinkel bei 25 Grad, und der Rampenwinkel beträgt 17,5 Grad. Die Bodenfreiheit liegt bei 20 Zentimetern, und die Wattiefe schließlich beziffert der Autobauer auf 50 Zentimeter. Wer den Q5 auch als Zugfahrzeug für Boot, Pferd oder was auch immer nutzen möchte, darf maximal zwei Tonnen an den (schwenkbaren) Haken nehmen.

Eine ganze Armada an Assistenzsystemen kümmert sich auf Wunsch um Komfort und Sicherheit: Einparkhilfe mit Rückfahrkamera, Spurhalteassistent, Tote-Winkel-Überwachung und Abstandstempomat sind lieferbar. Das optionale Regelsystem "Audi drive select" steuert die Arbeitsweise verschiedener Technikkomponenten, zudem gibt es eine Dynamiklenkung mit variabler Lenkübersetzung und ESP-Lenkeingriff.

Zur Serienausstattung gehören in allen Modellen u.a. 17-Zoll-Aluräder (maximal sind 20-Zöller möglich), Bergabfahrassistent, eine elektromechanische Parkbremse, ein Chip-Schlüssel und eine Klimaautomatik. Für das MMI-Bediensystem verspricht Audi überarbeitete Grafiken und eine intuitivere Steuerung, für die Navigationssysteme ebenfalls eine bessere Darstellung, und natürlich ist die Liste der möglichen Extras lang: Zu nennen sind beispielhaft der schlüssellose Zugang, das große Panoramaglasdach mit zusätzlicher Ausstellfunktion, der Fernlichtassistent, belüftbare Vordersitze und die elektrisch betriebene Heckklappe. Interessant klingt auch ein Fixierpunkt im Beifahrerfußraum, an dem sich verschiedene Ablagen befestigen lassen.

Auch Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht kosten nach wie vor extra - das Paket umfasst offenbar wie beim A6 Avant zudem Rückleuchten mit LED-Technik. Die meisten Kunden dürften es ordern - und statusbewusste Q7-Fahrer damit ärgern.

Preise liegen noch nicht vor - und dennoch darf man wohl sagen: Am Erfolg des Autos bestehen kaum Zweifel. Wer es sich leisten kann und will und sich nicht in die kantige Optik eines GLK verguckt hat, dürfte den Q5 im Fokus haben - und sicher wird das Mittelgewichts-SUV auch den ein oder anderen A4- und A6-Kunden überzeugen. Jene, die den Q5 noch immer zu mächtig finden, müssen sich noch gedulden: Mindestens ein kleinerer Ableger alias Q3 und/oder Q1 scheint beschlossene Sache zu sein.
text  Hanno S. Ritter
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