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Donnerstag, 25. April 2024
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Kompakt-SUV mit Nissan-Allradtechnik oder Frontantrieb

Renault Koleos: SUV à la française

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Bild anklicken für Großansicht Erstes SUV des Hauses:
Renault Koleos
Renault
Spät sind sie dran, die Franzosen beim Thema SUV. Nun aber wagt sich nach Peugeot/Citroën auch Renault auf ungewohntes Terrain im wahrsten Sinne des Wortes. Während Peugeot auf Mitsubishi-Technik setzt, greift Renault auf die Allradtechnik des Partners Nissan zurück – liefert den Koleos aber auch mit Frontantrieb. Keine Frage, der SUV-Markt ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen - und er dürfte, wenn auch wegen der aktuellen Verbrauchs- und Umweltdiskussionen weniger stark, weiterhin zunehmen. Dass ein Volumenhersteller wie Renault hier präsent sein will und muss, liegt auf der Hand - und so kommt der Koleos erstaunlich und reichlich spät.

Eine solche Vorgehensweise, Volkswagen hat es wiederholt vorgemacht, muss indes kein Grund für mangelnden Erfolg sein, und so kann und sollte man dem ersten SUV à la Renault zunächst unvoreingenommen gegenübertreten.

Der erste Eindruck: Ein Koloss ist der Koleos nicht, weder den Maßen noch dem optischen Auftritt nach. Mit 4,52 Metern Länge ist das auf der C-Plattform von Renault/Nissan basierende Auto nur eine Handbreit länger als der Scénic oder etwa ein VW Tiguan, und zudem einige Finger breiter als der Konkurrent aus Wolfsburg. In punkto Design verfolgt Renault ebenfalls einen ähnlichen Ansatz wie VW: Massenkompatibel muss es sein, Experimente sind nicht - mehr - die Sache des "Créateur d'Automobiles". So sieht denn der Koleos einerseits ein bisschen langweilig und nichtssagend aus, verkneift sich andererseits aber angenehmerweise auch jedes protzige Attitüde.

Sowohl die Front als auch und insbesondere die Heckansicht sind bestimmt vom großen Marken-Rhombus. Im übrigen unterscheidet sich das jetzt gezeigte Serienmodell von der IAA-Studie nur noch durch die üblichen Messeretuschen an Rädern, Schürzen und Spiegeln bzw. deren Weglassen. Auffällig sind hier wie dort lediglich die beiden gegenläufig verlaufenden Sicken in der Seitenansicht, die ein bisschen gewollt und unruhig wirken. Die Heckscheibe ist vergleichsweise flach ausgeführt, was einen Hauch von Dynamik vermitteln soll.

Der Zugang zum Ladeabteil, das in der Normalkonfiguration 450 Liter Gepäck aufnimmt, erfolgt über eine horizontal geteilte Klappe, wie sie etwa auch ein BMW X5 oder Mini Cabrio besitzt. Das untere Segment kann als Sitzgelegenheit fürs Picknick (Tragfähigkeit 200 Kilogramm) benutzt werden, soll aber zuvorderst das Beladen mit langem und schwerem Transportgut erleichtern. Insgesamt geben beide Klappen eine Öffnung von 1,07 Metern Höhe frei. Nach Umklappen der asymmetrisch geteilten Rückbank vom Kofferraum aus entsteht ein vollständig ebener Laderaumboden; maximal schluckt das Auto dann 1.380 Liter Gepäck.

Natürlich ist der Koleos wie die meisten seiner Artgenossen, die sich SUV und nicht Geländewagen nennen, "nicht wirklich" für den Geländeeinsatz gemacht. Für jene, die es trotzdem ausprobieren möchten, seien noch die Böschungswinkel von 27 und 31 Grad (v/h) und die Bodenfreiheit von 18,8-20,6 Zentimeter (motorabhängig) genannt. Die Vorderräder werden über eine McPherson-Vorderachse geführt. An der Hinterachse findet die Mehrlenkerkonstruktion des Nissan X-Trail Verwendung.

Motrseitig stehen drei Aggregate zur Wahl. Die beiden Diesel stammen von Renault selbst, sind u.a. bereits aus Laguna, Mégane und Scénic bekannt und leisten 150 bzw. 173 PS aus zwei Litern Hubraum. Das Drehmoment beträgt 320 respektive 360 Newtonmeter, ein Rußfilter ist stets serienmäßig. Benziner-Freunde können einen von Nissan beigesteuerten Vierzylinder ordern, der aus 2,5 Litern Hubraum 171 PS mobilisiert. Die Kraftübertragung obliegt einem manuellen Sechsgang-Getriebe oder optional bei den Dieseln einer sechsstufigen Automatik. Verbrauchswerte liegen noch nicht vor.

Abgesehen vom stärkeren Diesel sind alle Modelle auch mit reinem Frontantrieb erhältlich. Ansonsten kommt das "All Mode 4x4-System" von Renault-Allianzpartner Nissan zum Einsatz, das je nach Bodenbeschaffenheit automatisch bis zu 50 Prozent des verfügbaren Drehmoments an die Hinterräder leitet. Zusätzliche Sicherheit bieten der Bergabfahrassistent, der auch rückwärts funktioniert, und die Anfahrhilfe.

Preise und Details zur Ausstattung liegen im Vorfeld der Messepremiere noch nicht vor. Klar ist lediglich, dass sechs Airbags, ESP und eine Zweizonen-Klimaanlage mit Drei-Zonen-Gebläsewahl zum Serienumfang zählen werden. Zu den Extras gehören eine elektrisch bediente Handbremse anstelle der konventionellen, Bi-Xenon-Licht mit aktivem, aber nicht dynamischem Kurvenlicht, das auch als Abbiegelicht dient, Bose-Soundsystem sowie ein Navigationssystem mit integriertem CD-Wechsler, Bluetooth-Freisprechanlage und Bildschirm, der auch auch Informationen für die Fahrt im Gelände anzeigt - etwa Luftdruck, Himmelsrichtung, Höhenprofil oder Fahrzeugneigung.

Ebenfalls erhältlich ist ein 0,75 qm großes Panorama-Glasdach, das mit dem optionalen schlüssellosen Zugangs- und Startsystem gekoppelt ist: Sobald sich der Fahrer mit der Chipkarte vom Fahrzeug entfernt, schließt das Dach automatisch.

Gebaut wird der Koleos ausschließlich bei Renault Samsung Motors in Südkorea. Nach der Premiere auf dem Genfer Salon im März müssen sich deutsche Interessenten aber noch gedulden: Die Markteinführung ist auf den September terminiert. Dass der Koleos dann dem Tiguan allzu viel Gegenwind in den Kühlergrill blasen wird, ist unwahrscheinlich, aber er könnte für manchen durchaus interessanter sein als der französische Konkurrent mit der Doppel-Null im Namen - auch, weil es diesen als Diesel nicht mit Automatik gibt.
text  Hanno S. Ritter
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