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Freitag, 29. März 2024
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Roadster kommt mit aufgefrischtem Design und neuem Basismodell

Mercedes SL: Das neue Gesicht

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Mercedes SL
Daimler
Mercedes beginnt das Jahr 2008 mit einer wahren Neuheiten-Flut. Neben den Facelifts von SLK und CLS und dem neuen CLC zeigen die Stuttgarter nun auch offiziell den aufgefrischten SL: Neues Basismodell und neue Details treffen auf ein deutlich gestrafftes Frontdesign, das man künftig noch öfter sehen wird. Kein Mercedes wurde öfter gebaut als der SL - als Modellauto -, und bei kaum einem anderen müssen die Stuttgarter sich so konzentrieren wie bei diesem Roadster, der seit dem legendären Flügeltürer 1954 als Klassiker gilt.

Die aktuelle Generation wurde am 31. Juli 2001 mit viel Tam-Tam in den Hamburger Deichtorhallen präsentiert. Exakt sechseinhalb Jahre später zeigt der Autobauer nun die MOPF-Varianten - MOPF wie Modellpflege, die Mercedes-interne Bezeichnung für ein Facelift, das in diesem Fall den Sportwagen noch bis mindestens ins Jahr 2011 aktuell halten muss.

Demzufolge fallen die Design-Retuschen jedenfalls an der Front außerordentlich deutlich aus. Manifestiert wird dies insbesondere durch neue Scheinwerfer in L-Form, die auch hier die Abkehr vom "Vier-Augen-Gesicht" bedeuten, sowie einem Kühlergrill, der mit seiner nur noch einzelnen Querspange Reminiszenzen an frühere SL-Modelle wecken soll - genau wie die beiden Powerdomes auf der Motorhaube, die an den Ur-SL erinnern. Das Scheinwerfer-Design, so heißt es, werde sich in ähnlicher Form auch an künftigen anderen Baureihen wiederfinden.

Apropos Scheinwerfer: Alle Modelle erhalten nun serienmäßig Bi-Xenon-Technik inklusive Kurven- und Abbiegelicht, wobei letzteres nun bis 70 statt 40 km/h aktiv ist. Bi-Xenon sei "weitaus leistungsfähiger und energieeffizienter als vergleichbare Leuchtdioden-Scheinwerfer", schreibt Mercedes im Begleittext als kleinen Seitenhieb auf Audis R8. Bisher war im SL teilweise nur Solo-Xenon Standard und Kurvenlicht gar nicht lieferbar. Zusätzlich ist jetzt auf Wunsch das u.a. aus der E-Klasse bekannte "Intelligent Light System" erhältlich, das fünf verschiedene Lichtfunktionen bietet.

Die Seitenlinie bleibt abgesehen von größeren Außenspiegeln mit integrierten Blinkern im neuen Mercedes-Stil, dem Pfeil-Look, unverändert. Das Heckdesign mit seiner neuen Diffusor-Optik wirkt, je nach Sichtweise, sportlicher oder protziger und unwürdiger als bisher. Während die Endrohrblenden nun wie beim CLS trapezförmig statt oval ausgeführt sind, übernimmt Mercedes dessen Pfeildesign-LED-Blinker nicht, auch wenn diese dem Roadster sicher gut gestanden hätten.

In punkto Technik neu sind die optionale Direktlenkung und eine optimierte Abstimmung des aktiven Fahrwerks "Active Body Control", das weiterhin nur ab den Achtzylindern Serie ist. Der SL 500 erhält zudem Räder im 18- statt 17-Zoll-Format.

Bei den Motoren kommt im SL 350 die ernsthaft "Sportmotor" genannte Maschine zum Einsatz, die statt der bisherigen 272 dank Hochdrehzahlkonzept und anderen Maßnahmen nun 316 PS leistet. Es handelt sich um das gleiche Aggregat wie im SLK, wo die Leistung 205 PS beträgt. Das Drehmoment liegt in beiden Fällen bei 360 Newtonmetern. Der Verbrauch sinkt von 10,3 Liter im Mittel auf besser klingende 9,9 Liter, was zweifellos ein Fortschritt ist, aber mutmaßlich längst nicht das bestmögliche Ergebnis.

An der Spitze des SL-Motorenprogramms stehen weiterhin der 388 PS starke Achtzylinder des SL 500 und das V12-Triebwerk für den SL 600, das dank Biturbo-Aufladung 517 PS leistet. Auch bei diesen beiden Modellen sinkt der Verbrauch um bis zu 0,4 Liter. Der SL 55 AMG mit ebenfalls 517 PS wird ersetzt durch den SL 63 AMG mit 525 PS, brachialste SL-Variante bleibt der SL 65 AMG V12 mit seinen 612 PS. Interessanter für die meisten Kunden dürfte das neue Basismodell sein, das wie in früheren Generationen SL 280 heißt, de facto seine 231 PS aber aus 3,0 Litern Hubraum schöpft. Der Normverbrauch liegt hier bei 9,4 Litern.

Noch ein Blick in den Innenraum: Tachometer und Drehzahlmesser mit senkrecht stehenden Zeigern, die beim Start einmal entlang der Skalen rotieren, sind die augenfälligste Neuheit, aber vor allem im Zusammenspiel mit den beiden weiteren Instrumenten nicht unbedingt so chic und zeitlos ausgeführt, wie man sich das von einem Auto wie dem SL wünschen mag. Ebenfalls neu präsentieren sich das Lenkrad und die Kopfstützen, jedenfalls dann, wenn man die nun auch im SL endlich verfügbare Kopfraumheizung "AIRSCARF" bestellt, dessen Technik sich, anders als im SLK, komplett in den Kopfstützen befindet.

Ebenfalls neu sind die Sitzbezüge, einzelne Farbkombinationen und Zierteile sowie die Multimedia-Systeme in ihren verschiedenen Ausbaustufen. Bluetooth-Technik, DVD-Wiedergabe und Speicherkarten-Slot sind nun stets Standard, Navigation kostet modellabhängig nach wie vor Aufpreis. Außerdem halten die verbesserte Sprachsteuerung und die integrierten DVD-Wechsler Einzug.

Premiere feiert der SL auf dem Genfer Automobilsalon im März, bei den Händlern steht der Roadster ab dem ersten April-Wochenende. Auch oder gerade weil sich die meisten SL-Kunden nicht in erster Linie für den Preis interessieren dürften, hat Mercedes hier teilweise deutliche Aufschläge kalkuliert. Während diese beim 350er und 500er mit 1.500-2.000 Euro maßvoll ausfallen, müssen für den SL 600 nun fast 8.000 Euro mehr hingeblättert werden. Die Preise lauten ca. 86.600, 108.700 und 147.000 Euro; ähnlich eingepreist wie letzterer ist auch der 63er-AMG.

Wer zwölf Zylinder und AMG verbinden möchte, kurzum den teuersten Benz überhaupt - sagen wir - auf die Kiesauffahrt vor der Villa stellen möchte, darf sich auf eine Schnapszahl gefasst machen: Rund 222.000 Euro sind zu überweisen. Der Faszination wird das keinen Abbruch tun, und als Zweitwagen würde sich ein SL 280 empfehlen, der nicht 100 Tausender kostet, wie heute verschiedene Medien berichten, sondern für derer 80 zu haben ist.
text  Hanno S. Ritter
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