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Freitag, 19. April 2024
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CEO Blades plant fünf Großanlagen für 4 Mrd. Euro in Deutschland

Choren: Erste Großanlage für Biokraftstoff in USA

Siehe Bildunterschrift
Choren-Chef Tom Blades mit Choren
einem "SunDiesel"-betriebenen VW Beetle
Nach dem Einstieg der Autokonzerne VW und Daimler beim Freiberger Hersteller für Biokraftstoffe, Choren, rechnet deren Chef Tom Blades mit dem baldigen Bau der weltweit ersten Großanlage für synthetische Biokraftstoffe der zweiten Generation. Allerdings glaubt Blades nicht mehr, dass diese Anlage zuerst in Deutschland gebaut wird. Den "VDI nachrichten" sagte Blade, die USA seien sehr interessiert an der neuen Technik und bereit, die Investitionen mit einer Bürgschaft abzusichern.

"Die Amerikaner zerren schon sehr lange an uns", so Blades. "Ich war dieses Jahr schon mit Bundesaußenminister Steinmeier bei Condoleezza Rice. Wir haben lange diskutiert, wie wir deutsche Technologien in die USA bringen können. Nun haben wir für eine erste Anlage in Amerika auch beim Department of Energy eine Bundesbürgschaft beantragt. Das sieht sehr günstig aus. Von 143 Bewerbern wurden 16 Finalisten ausgewählt - und wir sind dabei. Anders leider in Deutschland. So stehen die Zeichen nicht schlecht, dass unsere erste Sigma-Anlage nicht in Deutschland, sondern in den USA startet."

In Deutschland plant Choren die erste Sigma-Anlage mit einer Jahreskapazität von 250 Millionen Liter Biodiesel in Ostdeutschland. "Ob die erste in Lubmin bei Greifswald entsteht oder im nordbrandenburgischen Schwedt, hängt von den Rahmenbedingungen und der Finanzierung ab." Insgesamt plant Choren fünf Großanlangen in Deutschland. Die Projektkosten liegen pro Anlage bei über 800 Millionen Euro, so Blades.

Ohne Unterstützung der Bundesregierung sei der Bau einer Großanlage aber zu risikoreich. Eine Bürgschaft sei schon nötig, so Blades gegenüber dem Blatt, dieses Projekt sei schließlich nicht ohne Risiko. "Immerhin wäre es die erste dieser Anlagen weltweit. Und wenn der Staat uns puscht und ermutigt, es zu tun, muss er auch dahinter stehen, schaffen wir doch pro Anlage um die 1.000 Arbeitsplätze. Drei Viertel davon im Umfeld, also bei Landwirten, Verarbeitern, Logistikern", betont Blades.

"Um in Deutschland eine Bürgschaft des Staates zu erhalten, muss man sich schon sehr ins Zeug legen. Das dauert dann bis zu zwei Jahre, in denen sich bei einem Projekt wenig tut. Es läuft hier alles sehr reaktiv, in den USA dagegen proaktiv." Dennoch geht der Manager davon aus, dass sich die synthetischen Biokraftstoffe auch dank der Unterstützung durch die großen Autobauer rasch am Markt durchsetzen werden und rechnet mit einem Anteil von 25 Prozent.

Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe ginge davon aus, dass Deutschland 2020 mit Technologien der zweiten Generation 25 Prozent des Kraftstoffbedarfs aus heimischen Quellen decken könnte, sagte Blades. Er meine, dass diese prognostizierten 25 Prozent machbar seien. Das Geschäft bedeute keine Konkurrenz zu Ackerfrüchten für Lebensmittel. "Wir nehmen das, was andere nicht haben oder brauchen: Abfallprodukte aus der Agrarwelt, Altholz, Sägerestholz, minderwertiges Waldholz wie Zweige und Kronen. Hinzu kommen schnellwachsende Holzsorten auf Feldern, die bisher ohnehin stillgelegt sind."
text  Hanno S. Ritter
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