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Donnerstag, 25. April 2024
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Komplett neues Design für Limousine und Kombi / Auch mit Hydropneumatik

Citroën C5 II: Félicitations

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Citroën C5
Citroën
Bisher spielte der C5 in Deutschland keine nennenswerte Rolle, zumal bei Geschäftskunden. Mit der Anfang 2008 zu den Händlern kommenden zweiten Generation will Citroën dem ein Ende setzen. Das Vorhaben könnte durchaus gelingen: Das Design macht eine komplette Kehrtwendung und gefällt auf Anhieb. Gerüchte über eine Abkehr von der Hydropneumatik haben sich nicht bestätigt. Wie so vieles im Leben, verläuft auch das Glück einer Automarke oft zyklisch: Während etwa Renault in punkto Design momentan subjektiv eher zurückfällt, ist es beim heimischen Konkurrenten Citroën genau andersherum: C4, vor allem aber C4 Picasso und C6 dürfen als gelungene Autos gelten, die ihre jeweiligen Vorgänger in punkto Gestaltung um Längen schlagen.

Das Prinzip haben die Franzosen nun auch beim C5 angewandt: Auf den trotz gelungenen Facelifts langweiligen, blassen und etwas spießig daherkommenden C5 folgt ein frischer, mutiger, aber nicht zu extrovertierter C5 neuer Generation. Die am Donnerstag zum Start der letzten Probephase auf öffentlichen Straßen veröffentlichten Bilder zeigen ein stattliches, ganz offensichtlich mit Liebe zum Detail gezeichnetes Mittelklasse-Auto.

Zum ersten Mal trägt eine Citroën-Limousine dieser Kategorie ein eindeutiges Stufenheck - nicht ganz so ausgeprägt wie bei den deutschen Mitbewerbern, aber doch klar auszumachen. Weitere Details sind die nach innen gewölbte Heckscheibe als Reminiszenz an historische Citroën-Modelle sowie die stehenden Außenspiegel und zweiteiligen, bumerangförmigen Heckleuchten als Teil der aktuellen Markensignatur. Im übrigen blickt das Auge auf eine flach, bullig und gestreckt wirkende Silhouette, wozu auch die hohe, ausgeprägte Gürtellinie und die eng an den Rädern anliegenden Radhäuser beitragen.

Ein Blick auf die Maße: Mit 4,78 Metern ist der neue C5 einen Fingerbreit länger als etwa ein VW Passat, mit 1,86 Metern jedoch vier Zentimeter breiter, während die Höhe zwei Zentimeter geringer ausfällt (1,45 Meter). In punkto Radstand übertrifft der C5 mit 2,82 Metern den in dieser Disziplin sowieso schlechten Passat gleich um elf Zentimeter, was gute Platzverhältnisse im Innenraum verspricht.

Ob Passat oder C5 - die Mehrheit der Kunden wird zum Kombi greifen. Der neue C5 Break ist noch einmal fünf Zentimeter länger und einen höher als die Limousine, wobei der Vorderwagen jeweils identisch ist. Wichtigste Design-Merkmale sind hier eine überraschenderweise an der C-Säule auslaufende Chromleiste an der Fensterunterkante und die Abkehr von den langen, vertikalen Rückleuchten, an deren Stelle waagerechte, geteilte Einheiten treten, die beide Karosserievarianten näher als bisher aneinander rücken und viel erwachsener wirken.

Details zum Fassungsvermögen des Ladeabteils hat Citroën noch nicht veröffentlicht. Klar ist eine asymmetrische Teilbarkeit der Rücksitzbank, wobei eine ebener Boden versprochen ist. Auch eine Durchladeeinrichtung wird es, möglicherweise optional, geben.

In punkto Innenraum gibt es bereits genauere Informationen und auch Bilder. Wichtigstes Merkmal hier ist das weiterentwickelte, gleichwohl prinzipiell aus anderen Citroën-Modellen bekannte Lenkrad mit seiner feststehenden Nabe. Der Autobauer hat sich hier ein - gewöhnungsbedürftiges - Alleinstellungsmerkmal geschaffen, und begründet dies auch mit Sicherheitsaspekten: Der Airbag muss nicht rotationssymmetrisch ausgelegt sein, und alle Bedienelemente finden sich stets an der gleichen Position.

Bedienelemente nämlich haben die Franzosen zuhauf aufs Lenkrad gepackt. Dazu gehören Tempomat und Geschwindigkeitsbegrenzer (stets serienmäßig) und Tasten zur Steuerung von Radio, Telefon und der Anzeige des Zentraldisplays. Im übrigen gibt es drei Rundinstrumente, deren Zeiger nicht mehr über die Mitte des Ziffernblatts wandern, sondern sich um seinen äußeren Rand drehen. Was Citroën als "Augenweide" beschreibt, dürfte Mercedes-Kunden schon länger ein vertrauter Anblick sein. Der "Trick" ermöglicht, in der Mitte jeder Anzeige ein Display anzuordnen.

Das mittlere Instrument zeigt analog die Geschwindigkeit und im Display die Informationen des Bordcomputers. Auf dem linken Instrument sind die Tankanzeige und die Fahrinformationen zusammengefasst, während das rechte die Drehzahl und den gewählten Schaltmodus bzw. den eingelegten Gang anzeigt. Auf dem für alle Insassen sichtbaren Zentralmonitor erscheinen nach Wunsch Informationen wie Uhrzeit und Datum, Außentemperatur oder die grafische Darstellung der Einparkhilfe. In der Dachkonsole ist ein weitere Bildschirm angeordnet, der in einer symbolischen Darstellung des Fahrzeugs einen Überblick gibt, welcher der fünf Insassen seinen Sicherheitsgurt bereits angelegt hat - EuroNCAP wird es lieben, ebenso wie den serienmäßigen Knieairbag.

Noch ein Blick auf die Technik, und hier insbesondere auf die Federung: Berichte, wonach der neue C5 nur noch über eine klassische Stahlfederung verfügen werde und nicht mehr über die 1953 erstmals eingeführte, markentypische Hydropneumatik, haben sich als falsch erwiesen. Vielmehr bietet Citroën beide Varianten an - die "Hydractive" mit zwei automatischen Modi und einem Sportprogramm für jene, die besonderen Wert auf Komfort und die integrierte Niveauregulierung legen, die zweite, weniger aufwändige für preisbewusstere und/oder weniger Citroën-affine Kunden. Hier wollen die Franzosen künftig vor allem auf dem Flottenmarkt ein Wörtchen mehr mitreden als bislang.

Das Motorenangebot umfasst drei Benziner und vier Diesel. Die Basis bildet ein 127-PS-Benziner mit 1,8 Litern Hubraum, gefolgt von einem Zweiliter-Pendant mit 143 PS. Die Diesel leisten 109, 136 und 170 PS und sind allesamt aus anderen Peugeot- und Citroën-Modellen bekannt. Als Top-Motorisierung steht jeweils ein Sechszylinder zur Wahl - 215 (Otto) bzw. 204 PS (Selbstzünder) stark.

Erwähnenswert sind in punkto Extras abschließend ein neues Telematiksystem mit Farbmonitor, Festplatte, Telefon, Sprachsteuerung und Notruffunktion, ein elektrischer Fahrersitz mit Massafunktion und der Möglichkeit, den oberen Teil der Rückenlehne separat in der Neigung zu verstellen, der Spurhalte-Assistent "AFIL" und ein Parklückendetektor, der im Vorbeifahren Lücken auf ihre Größe hin untersucht, nicht aber automatisch oder halbautomatisch einparkt.

Insgesamt ist der neue C5 den ersten Eindrücken nach zu schließen ein gelungenes Auto, wozu insbesondere das neue Design beiträgt. Auch die hydropneumatische Federung und der Sechszylinder-Diesel machen Lust auf eine erste Ausfahrt. Passat, A4 oder Mondeo vom Thron zu stoßen, wird der C5 auch künftig bei weitem nicht schaffen, aber er wird ein großes Wörtchen mehr mitreden als bislang und insbesondere der zweiten Mittelklasse-Riege das Leben schwerer machen. Das ist nahezu sicher - und verdient. Félicitations!
text  Hanno S. Ritter
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