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Donnerstag, 28. März 2024
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VW Golf neuer Spitzenreiter / Alle Zahlen und Tendenzen

Autoklau-Statistik 2006: Ein Fünftel weniger Diebstähle

Siehe Bildunterschrift
Der Titel "Langfingers' Volkswagen
Liebling" geht 2006 an den VW Golf IV R32
Knapp 19.000 Pkw wurden in Deutschland im Jahr 2006 gestohlen. Damit hat sich die rückläufige Tendenz bei den Auto-Diebstählen weiter fortgesetzt. Den Titel "Langfingers' Liebling" gibt der Porsche Cayenne an Deutschlands auch sonst beliebtestes Auto ab. Alle Zahlen und Tendenzen. Bis alle Zahlen ausgewertet sind, dauert es meist bis den Herbst. Nun aber haben die deutschen Versicherer über ihren Gesamtverband (GDV) in Berlin das Zahlenwerk gesichtet, sortiert und veröffentlicht.

Die wichtigste Erkenntnis ist für Versicherungswirtschaft und Autofahrer gleichermaßen erfreulich: Erstmals wurden weniger als 20.000 Pkw (18.965) gestohlen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren (1996) waren es noch mehr als viermal so viel (76.266). Alleine gegenüber 2005 errechnet sich ein Rückgang um gut ein Fünftel.

Parallel dazu ist auch die Entschädigungssumme für gestohlene Pkw um 16,5 Prozent auf 211,4 Millionen Euro zurückgegangen. Gleichzeitig stieg jedoch der durchschnittliche Schadenaufwand um 4,6 Prozent auf 11.144 Euro an - ein Trend, der sich seit 1999 kontinuierlich fortsetzt. Die "Klaurate" pro 1.000 kaskoversicherte Fahrzeuge ging im Vergleich zum Vorjahr von 0,7 auf 0,6 zurück.

Im vergangenen Jahr waren der VW Golf IV R32 und der BMW X5 3,0d mit einer durchschnittlichen Entschädigungssumme von 17.444 Euro bzw. 38.540 Euro bei den Dieben am beliebtesten. Jeweils 13,7 pro 1.000 versicherte Fahrzeuge wurden gestohlen. Auf Platz drei in der Beliebtheitsskala folgt mit dem T5 ein weiteres Fahrzeug der VW-Gruppe. Der Porsche Cayenne 4.5, Spitzenreiter von 2005, rutscht auf Platz vier. Insgesamt kamen 11,1 Porsche pro 1.000 versicherte Fahrzeuge mit einer durchschnittlichen Entschädigungssumme von fast 59.000 Euro abhanden.

Ebenfalls beliebt bei den Dieben: Die Audi-Modelle Q7 3,0 TDI und S6 sowie der VW Golf III VR6. Das deutsche Erfolgsmodell steht als 4. Generation außerdem auf den Plätzen 9 und 11 der aktuellen Auswertung. Schon die Entschädigungssumme für einen Golf IV 1,9 TDI von rund 15.500 Euro spiegelt hier die Beliebtheit auch bei Käufern wider. Aus der Spitzengruppe herausgefallen sind 2006 die Mercedes-Modelle der Baureihe W124, wobei gemutmaßt werden darf, dass dies weniger auf rückläufiges Interesse bei Dieben zurückzuführen ist, als vielmehr auf das zwölf Jahre nach Produktionsende jedenfalls in Deutschland dezimierte Angebot an ordentlich erhaltenen Modellen.

Auffällig im letzten Jahr war, dass besonders geländegängige Autos mit Allradantrieb gestohlen wurden. Der GDV wertet dies als möglichen Hinweis darauf, dass diese Fahrzeuge gezielt gestohlen und in Länder gebracht werden, in denen aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse ein besonderer Bedarf für solche Pkw besteht. Außerdem sei davon auszugehen, dass die Diebe ihr technisches Know-how verbessert hätten, da auch Fahrzeuge mit guter elektronischer Sicherung gestohlen wurden.

Gemessen am Fahrzeugbestand hatten Porsche-Eigner auch 2006 das höchste Diebstahlrisiko zu ertragen (Klaurate 2,4 von 1.000), gefolgt vom Exoten Trabant (2,1) und Audi (1,2). Dahinter reihen sich BMW, VW, Chrysler und General Motors ein. Wenig attraktiv für "Langfinger" waren hingegen die Marken Seat, Fiat, Rover und Ford.

Ungewöhnlich hoch ist der Bedarf an älteren Fahrzeugen. Das größte Diebstahlrisiko (pro 1.000) haben vor allem Autos, die 12 Jahre oder älter sind. Dies liegt unter anderem daran, dass die Sicherungstechnik im Gegensatz zu neueren Autos leichter überwunden werden kann. Außerdem scheint die Nachfrage nach Ersatzteilen bei den älteren Fahrzeugen besonders hoch zu sein, so dass diese gezielt gestohlen werden.

Insgesamt wurden im letzten Jahr 41.632 Kraftfahrzeuge gestohlen - ein Rückgang von 10,6 Prozent gegenüber 2005 und mehr als der Hälfte gegenüber 1997. Während Krafträder, Zugmaschinen und Pkw im Vergleich zum Vorjahr weniger oft gestohlen wurden, wechselten eine steigende Anzahl von Mofas, Mopeds, Leichtkrafträdern und Camping-Kfz ungewollt den Besitzer.

Die Gesamtentschädigungssumme der Versicherer für Kfz-Diebstähle lag 2006 bei rund 318 Millionen Euro. Vor zehn Jahren waren es hingegen noch fast 525 Millionen Euro. Die durchschnittliche Entschädigungssumme ist bei den Kraftfahrzeugen in den letzten zehn Jahren dagegen um fast 30 Prozent auf 7.642 Euro gestiegen.

Gemessen an der absoluten Zahl der gestohlenen Autos sind in Bremen (- 39,2) und in Thüringen (- 34,9) die Diebstahlzahlen am stärksten zurückgegangen. Die meisten Fahrzeuge werden nach wie vor in Nordrhein-Westfalen (4.659) gestohlen - auch wenn hier ein Rückgang von 27,1 % zu verzeichnen ist. Es folgen Berlin (2.213), Niedersachsen (1.905) und Bayern (1.439). Die geringsten Abnahmen der Zahlen gab es in Berlin, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Aussagekräftiger bei der Bundesland-Betrachtung ist die Diebstahlquote gemessen an der Häufigkeit pro 1.000 Pkw. Spitzenreiter ist mit Abstand Berlin mit einem Wert von 2,7 - jedes 370. Auto wird hier geklaut. Es folgen Hamburg (1,6), Brandenburg (1,0) und Mecklenburg-Vorpommern (1,0). Beruhigter hingegen können Autobesitzer ihre Fahrzeuge in Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern abstellen. Mit 0,3 je 1.000 Pkw sind Diebe in diesen Bundesländern besonders zurückhaltend. Anders ausgedrückt: Das Risiko, plötzlich zu realisieren, dass das eigene Auto (meist für immer) verschwunden ist, ist in Berlin nicht weniger als neun Mal höher als in Saarbrücken, Koblenz, Stuttgart oder München.
text  Hanno S. Ritter
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