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Donnerstag, 18. April 2024
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Nur einen Stern nach EuroNCAP-Norm für Brilliance BS6

China-Limousine versagt im ADAC-Crashtest

Siehe Bildunterschrift
Bild anklicken für Großansicht Im Crashtest versagt:
China-Limo Brilliance BS6
ADAC
Eineinhalb Jahre nach dem katastrophalen Crash-Ergebnis des chinesischen Geländewagens "Landwind" hat wieder ein Fahrzeug aus dem Reich der Mitte im Crashlabor des ADAC versagt. Der Brilliance BS6 erhielt in einem nach EuroNCAP-Norm durchgeführten Test nur einen von fünf möglichen Sternen. Der zweite Stern, den die China-Limousine aufgrund der erreichten Punktzahl bekommen sollte, wurde ihm wieder aberkannt, weil beim Seitencrash die biomechanischen Grenzwerte im Brust- und Bauchbereich überschritten wurden.

In der ADAC-Crash-Anlage in Landsberg wurden ein Frontal- und ein Seitencrash durchgeführt. Der Frontcrash, bei dem das Fahrzeug mit 64 km/h auf der Fahrerseite (40 Prozent Überdeckung) auf eine feste Barriere trifft, zeigte, dass die Sicherheitszelle des Brilliance viel zu weich und deshalb zuwenig formstabil ist.

Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Vorderwagen samt A-Säule auf der Fahrerseite weit in den Innenraum hineingeschoben. Der Türschweller knickte nach unten durch und die Tür verkeilte sich so, dass sie nur noch mit schwerem Gerät geöffnet werden konnte. Der für die Sicherheit dringend erforderliche Überlebensraum wurde drastisch verkleinert. Die Pedale drangen 32 Zentimeter tief ein, das Armaturenbrett rund 20 Zentimeter. Das Lenkrad wurde zur Seite weggedrückt, so dass der Airbag relativ wirkungslos blieb, weil der Kopf des Fahrers daran vorbeischrammte und hart auf dem Armaturenbrett aufschlug.

Dem Beifahrer ging es etwas besser, weil auf der rechten unbelasteten Fahrzeugseite der Vorderwagen weniger stark geknautscht wurde. Wegen fehlender Gurtkraftbegrenzer sind Brust und Beine jedoch stark gefährdet. Beim Seitencrash traten beim Fahrer derart hohe Belastungswerte im Brust- und Bauchbereich auf, dass ein Mensch im realen Unfallszenario kaum eine Überlebenschance gehabt hätte.

Bei der Kindersicherheit hat der Brilliance mit 30 von 49 Punkten noch am besten abgeschnitten, was der ADAC aber auf die Qualität der beim Test eingesetzten Kindersitze zurückführt. Zu bemängeln gab es auch Dinge, die nichts mit Geld oder Ingenieurskunst zu tun haben: Die Gurtlänge auf den Rücksitzen ist zu kurz. Eine Babyschale lässt sich mit diesen Gurten nicht befestigen.

"Wir sind nicht zufrieden mit dem Test und werden unser Auto konsequent verbessern", sagte der Chef der deutschen Niederlassung des Generalimporteuers HSO, Hans-Ulrich Sachs, der F.A.Z. Brilliance-Ingenieure hätten schon jetzt an der Verstärkung der Fahrgastzelle gearbeitet, und Ende Juli werde ein Prototyp noch einmal zum Crashtest beim ADAC antreten, kündigte Sachs an. Schon vom kommenden Jahr an solle die für 20.000 Euro verkaufte Limousine drei Sterne erreichen. Der ehemalige VW-Mann deutete an, möglicherweise bereits verkaufte Autos von über das Ergebnis erschreckten Kunden zurückzunehmen. Der Verkauf solle aber weitergehen. Bisher sind in Deutschland 350 BS6 abgesetzt worden.
text  Hanno S. Ritter
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