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Tunneltest 2007: Testsieger in Kroatien |
ADAC |
Noch immer gibt es zu viele "schwarze Löcher": 51 Tunnel in 13 europäischen Ländern haben der ADAC und seine
Partnerclubs dieses Jahr unter die Lupe genommen. 18 Tunnel erhielten zwar die Bestnote "sehr gut", jeder fünften
Röhre allerdings musste die "Rote Karte" gezeigt werden – als Urteil "bedenklich" und gar "mangelhaft".
Der Testsieg geht nach Kroatien – ein Land, das auch schon in den vergangenen Jahren mit hervorragenden Testergebnissen
glänzte. Der Tunnel Brinje auf der A1 Zagreb – Split ist drei Jahre alt, anderthalb Kilometer lang, mit allen
sicherheitsrelevanten Details ausgestattet und vorbildlich für den Notfall gerüstet.
"Vize-Europameister" ist Deutschland. Der 2006 eröffnete Tunnel Tiergarten Spreebogen auf der B96 in Berlin-Mitte
muss sich hinter seinem kroatischen Mitbewerber nicht verstecken. Sein komplexes Tunnelsystem mit vielen Ein- und
Ausfahrten birgt allerdings nach Auffassung des ADAC mehr Risiko in sich. Die Bronzemedaille geht an den zweiröhrigen
Mrázovka-Tunnel in der tschechischen Hauptstadt Prag.
Schlusslicht sind wieder einmal die Italiener. Der Testverlierer Paci 2 auf der A3 Salerno – Reggio Calabria bei Scilla
befindet sich in einem katastrophalen Zustand und kann keinerlei Sicherheitsvorkehrungen aufweisen. Rund 200
Kilometer nördlich auf der A3 sieht es nicht viel besser aus. Auch der Serra Rotonda hat an Sicherheit wenig zu bieten.
Erneut fiel auch eine deutsche Röhre im Test durch: der Tunnel Gernsbach in der gleichnamigen Stadt im Schwarzwald auf
der B462. Gegenverkehr und der große Anteil an Lkw sorgen hier für ein hohes Risiko. Außerdem stellten die Tester in
der erst gut zehn Jahre alten Röhre große Defizite bei den Flucht- und Rettungswegen, der Lüftung und dem
Notfallmanagement fest.
Der Tunneltest wurde im Rahmen des EuroTAP (European Tunnel Assessment) bereits zum neunten Mal durchgeführt. Um die
Tunnel möglichst genau testen zu können, überprüfen die Experten jeden Tunnel an Ort und Stelle und klären mit den
Tunnelbetreibern sicherheitstechnische Fragen. Alle Ergebnisse werden in eine Checkliste eingetragen, die sich an den
hohen Vorgaben neuester Richtlinien orientiert und stets aktualisiert wird. Überprüft wird, wie durch bauliche,
technische und organisatorische Maßnahmen Notfälle beherrscht oder sogar vermieden werden können.
Acht unterschiedlich gewichtete Kategorien ergeben das Sicherheitspotenzial eines Tunnels. Dies sind Brandschutz
(18 Prozent), Verkehr und Verkehrsüberwachung (17), Tunnelsystem (14), Flucht- und Rettungswege (13), Kommunikation
(11), Lüftung (11), Beleuchtung und Energieversorgung (8) und Notfallmanagement (8).
Dem Ergebnis gegenübergestellt wird das Risikopotenzial eines Tunnels: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines
Unfalls in der Autoröhre und welches Ausmaß kann ein Notfall haben? Dabei wird unter anderem berücksichtigt, ob
Richtungs- oder Gegenverkehr herrscht, wie die Verkehrsdichte und -leistung ist, wie hoch die Belastung durch Lkw
und Gefahrguttransporte ist und ob es eine Längsneigung des Tunnels gibt. Am Ende aller Bewertungen steht eine
Gesamtnote, die eine vergleichende Betrachtung der Sicherheitsstandards von Straßentunneln ermöglicht.