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Donnerstag, 28. März 2024
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Viertüriges Konzeptauto als Blickfang in Detroit / Serienchancen ungewiss

Mercedes Concept Ocean Drive: Die S-Klasse als Cabriolet

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Bild anklicken für Großansicht Showcar: Mercedes
Concept Ocean Drive
DaimlerChrysler
Mehr als 30 Jahre nach dem Produktionsende für das letzte Cabriolet der S-Klasse belebt Mercedes-Benz die Idee neu. Auf der Detroit Motor Show Anfang Januar werden die Stuttgarter mit dem "Concept Ocean Drive" für Hingucker sorgen. Was daraus wird, bleibt offen.
Eines muss man Mercedes lassen: Mutig sind sie in Stuttgart. Egal ob in weniger als zehn Jahren nahezu die gesamte Modellpalette umgestrickt und erweitert und dabei fleißig neues Terrain in Design, Markenwerten und Image beschritten wird, ein viertüriges Coupé oder neue Techniken wie ESP oder Pre-Safe zum Serienstandard lanciert werden - Trendsetter und Vordenker sind durchaus Attribute, die Mercedes für sich in Anspruch nehmen darf, wenn auch manches Mal übers Ziel hinaus geschossen worden ist.

In punkto Studien dagegen gibt es Hersteller, die öfter Concept Cars auf die Räder stellen und mehr Aufhebens in dieser Hinsicht machen. Doch wenn am 7. Januar 2007 die Messetore in Detroit öffnen werden, steht wieder einmal ein Sternenauto im Mittelpunkt des Interesses. Dieses Mal ist es kein viertüriges Coupé, wie es wohl bald auch von anderen Herstellern nachgemacht wird, sondern ein viertüriges Cabriolet, wie es schon lange nicht mehr auf den Straßen zu sehen war.

Das Cabrio entstand auf Basis eines Mercedes S 600 der Langversion als Unikat ohne die Zwänge von Lastenheft oder Produktionsvorgaben. Wichtigste Änderung ist ein 3,2 Quadratmeter großes und in rund 20 Sekunden öffnendes oder schließendes Stoffverdeck anstelle des Stahldachs. Doch auch auf den zweiten Blick ist das Auto kaum wiederzuerkennen.

Während die Proportionen durchaus S-Klasse-like sind, erinnert der Kühlergrill in seiner Form mehr an die aktuelle E-Klasse und in seiner nahezu senkrechten Anordnung etwa an einen W126, der Vor-Vor-Vorgänger-S-Klasse. Scheinwerfer und Heckleuchten in LED-Technik sind wie auch diverse modifizierte Details weitere Blickfänge. Nicht zuletzt die gestreckte Seitenlinie ohne B-Säule macht das Auto aber zu etwas Besonderem. Ohne B-Säule ab der Gürtellinie wäre ganz korrekt, denn die Türen im Fond bleiben konventionell angeschlagen und benötigen demzufolge eine Befestigung.

Besonders ist auch das Interieur - besonders edel nämlich. Feinstes Leder, beste Verarbeitung und viel Vogelaugenahornholz selbst auf dem Verdeckkasten verströmen ein luxuriöses Ambiente. Die aus dem SLK bekannte Kopfraumheizung sorgt auch bei offenem Verdeck für Wohlfühlklima an Bord, und zwar standesgemäß auf allen vier Plätzen.

Für Vortrieb sorgt der aus der Serie bekannte Zwölfzylinder mit 517 PS aus 5,5 Litern Hubraum. Auch sonst ist das Showcar technisch auf dem neuesten Stand: Sicherheitstechniken wie der "Bremsassistent Plus", der präventive Insassenschutz Pre-Safe oder die Radartechnik sind weiterhin an Bord.

Und was wird aus dem Auto, wenn sich die Messetore wieder geschlossen haben? Nun, es wird im Keller oder bestenfalls im Museum bei Mercedes landen. Die Idee freilich könnte zu einer Kleinserie ausgebaut werden - dann vielleicht als Maybach: Die dort charakteristische Zweifarblackierung deutet es möglicherweise an. Allzu real sind die Aussichten dafür freilich nicht, sonst hieße das Auto mit Vornamen "Vision", wie es bei Mercedes für Serienvorläufer üblich ist.

Für die Entscheidung will der Autobauer aber auch die Reaktionen des Publikums kennen lernen, wie es stets so schön heißt. Glauben muss man das nicht unbedingt, aber es ist auch egal. Der "Concept Ocean Drive" ist nicht nur eine willkommene Fingerübung für die Designer, sondern auch ein Fest für die Damen und Herren in Marketing und PR. In der ersten Ankündigung zum Auto konnten diese einmal noch dicker auftragen als sonst sowieso schon: Von einem "faszinierenden Juwel", "Automobil-Kultur in ihrer schönsten und begehrenswertesten Form", dem "komfortabelsten und elegantesten Cabriolet der Welt", "außergewöhnlichem Charisma" und selbst von einem "automobilen Solitär" ist da die Rede.
text  Hanno S. Ritter
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