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Spektakel beendet: |
DaimlerChrysler |
Die E-Klassen nach der Ankunft in Beijing |
"Paris - Beijing", die nach Veranstalterangaben größte Diesel-Langstreckenfahrt aller Zeiten und eines der
größten Marketingspektakel der deutschen Autoindustrie, ist beendet. Alle 36 Autos und die Fahrer der
"E-Class Experience" kamen wohlbehalten im Reich der Mitte an. Der logistische Aufwand war immens.
Mit dem insgesamt über 500.000 Kilometer langen Dauertest will Mercedes die hohe Leistungsfähigkeit seiner modernen
Diesel in punkto Emissionen, Sparsamkeit und Zuverlässigkeit unter Beweis stellen.
In der Tat ist der durchschnittliche Verbrauch gering ausgefallen. Der Durchschnitt lag insgesamt bei 8,32 Litern pro
100 Kilometer, was an sich schon nicht schlecht für ein sechszylindriges Auto mit 224 PS ist. Zu berücksichtigen sind
insoweit aber außerdem die oft schlechten Straßenzustände und aufgrund dessen eine Höherlegung der Karosserien um fünf
Zentimeter sowie die teilweise schwere Beladung der Fahrzeuge und die Winterreifen.
Insgesamt verbrauchte die Flotte mit rund 40.530 Liter Kraftstoff etwa 10.000 Liter schwefelarmen Diesel weniger als
ursprünglich veranschlagt. Die 18 heckgetriebenen Fahrzeuge konsumierten im Mittel 8,01 Liter, die weiteren 18
Allrad-Modelle 8,53 Liter. Detailwerte für die drei E-Klassen mit BLUETEC-Technik wurden nicht verlautbart.
Die 36 Fahrzeuge hätten bei diesem Härtetest das Potenzial modernster Dieseltechnologie eindrucksvoll aufgezeigt,
sagte DaimlerChrysler- und Mercedes-Chef Dieter Zetsche bei der Zieleinfahrt am Pekinger Yongding Gate, dem südlichen
Zugang zur "Heiligen Achse" der Verbotenen Stadt - wobei hinzugefügt werden darf, dass auch ein Mercedes-Diesel aus
den 1970er-Jahren damit keine Probleme gehabt hätte, wenn er auch etwas langsamer, trinkfreudiger und rußiger zur
Sache gegangen wäre.
Am Steuer der Autos wechselten sich im Verlauf der fünf Etappen der "E-Class Experience" rund 360 Fahrer aus 35
Nationen ab, darunter Journalisten ebenso wie Privatpersonen, die sich um eine Teilnahme erfolgreich beworben oder
diese in Preisausschreiben gewonnen hatten. Sie legten die Strecke durch neun Länder unter teilweise schwierigen
Bedingungen wie Schnee und Eis sowie über unbefestigte Wege in 25 Fahrtagen zurück, was einem durchschnittlichen
Tagespensum von rund 560 Kilometern entspricht. Zusammen mit den 24 Begleitfahrzeugen - von den G-Klassen der
Mercedes-Crew über Technik-Lkw bis hin zur mobilen Diesel-Tankstelle - absolvierte der Langstrecken-Tross eine
Gesamtfahrleistung von rund 840.000 Kilometern.
Nach dem Start im Schatten des Eiffelturms am 21. Oktober führte die Strecke zunächst durch Frankreich, Deutschland,
Polen und das Baltikum nach St. Petersburg, wo nach sieben Tagen der erste Fahrerwechsel stattfand. Die zweite Gruppe
steuerte die E-Klassen durch Russland und über den tief verschneiten Ural nach Jekaterinburg, die dritte durch die noch
spätsommerlich heißen Steppen von Kasachstan nach Almaty. Der letzte Gruppenwechsel fand nach Durchquerung der
Taklamakan-Wüste und rund 1.000 Kilometern auf der legendären Seidenstraße in Lanzhou am Gelben Fluss statt. Von dort
aus führten die letzten 1.700 Kilometer südlich der Wüste Gobi durch die Grassteppen der Inneren Mongolei.
Das gesamte Spektakel, vom Autobauer ungewöhnlich ausgiebig für PR-Zwecke benutzt, war eine logistische Herausforderung.
So hatten etwa die 360 Teilnehmer und die 40-köpfige Begleitmannschaft einen vergleichsweise höheren Verbrauch als die
Autos. Sie konsumierten zwischen Paris und Peking neben Frühstück und Abendessen ca. 8.200 Lunch-Sandwiches, 5.300
Bananen, 4.000 Schokoriegel und 9.600 Flaschen Mineralwasser.
Außerdem mussten im Vorfeld nicht nur fast 5.000 Hotelzimmer in 27 Städten reserviert, hunderte von Visa besorgt,
Flüge gebucht und Material in die entlegensten Regionen von Russland, Kasachstan und China transportiert werden -
selbst der Dieselkraftstoff für die Flotte wurde vorab auf die Stationen entlang der Route verteilt. Da auf mehr als
10.000 Kilometern der Strecke kein schwefelarmer Diesel erhältlich ist, wie ihn moderne Motoren benötigen, wurden
110.000 Liter "Super-Diesel" in Tagesrationen portioniert und in Containern auf die Reise geschickt.
Alle Beteiligten überstanden die Strapazen des Marathons - von gelegentlichen Magen-Darm-Verstimmungen und
Erkältungserkrankungen abgesehen - bei guter Gesundheit, sodass es für das zweiköpfige Ärzteteam, das die gesamte
Tour begleitete, kaum etwas zu tun gab. Schwere Unfälle gab es nicht, allerdings kam es zu fünf Blechschäden. Als
Ersatzteile wurden nach Werksangaben nur drei Stoßfänger, zwei Kotflügel, eine Felge, vier Windschutzscheiben sowie
eine Heckleuchte benötigt. Hinzu kamen zwölf Glühbirnen, eine Lichtmaschine (nach einer beherzten Wasserdurchfahrt
abseits der vorgesehenen Route) sowie 20 Reifen, die vom mitreisenden Serviceteam gewechselt wurden.
Die ungewöhnlichsten Fahrzeuge in der Flotte waren zwei E-Klasse-Taxen, die den Konvoi über die Gesamtdistanz hinweg
begleiteten. Dabei zeigten sich im Wettbewerbsvergleich deutliche Kostenunterschiede: Der Fahrpreis im deutschen Taxi
belief sich am Ende der vierten Etappe nach knapp 12.000 Kilometern auf 16.050 Euro. Die Tour im Pariser Taxi wäre
deutlich teurer gekommen: Hier standen zu diesem Zeitpunkt bereits stolze 34.090 Euro auf dem Taxameter. Bei der
Ankunft in Peking sind daraus fast 40.000 Euro geworden.
Wie viel Geld der Autobauer in die aufwändige Aktion investiert hat, ist nicht bekannt.