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Donnerstag, 28. März 2024
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Bis zu siebensitzige Kombivariante kommt Anfang 2007 / Schlechte Sicherheit

Dacia Logan Kombi: Spar- und Lademeister

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Logan MCV
Renault Nissan
Dass aus dem Dacia Logan bei Erfolg eine Modellfamilie werden würde, war absehbar. Der Erfolg ist da – und so stellt die rumänische Renault-Tochter der Stufenheck-Limousine nun einen Kombi alias MCV (Multi Convivial Vehicle) zur Seite. Konzept und Design können sich in dieser Preisklasse sehen lassen, nur die Sicherheit überzeugt nicht.
Die stilistischen Unterschiede zur Limousine beschränken sich auf eine modifizierte Frontschürze mit breiteren Lufteinlässen und neuen Einfassungen für die Nebelscheinwerfer sowie auf eine breitere Kühlergrillumrandung.

Das Heck ist trotz des geschwungen auslaufenden dritten Seitenfensters auffallend gerade und zeitlos gezeichnet; und ganz nebenbei zeigt der Logan MCV als eines von wenigen Modellen auf dem Markt, dass nicht schwarz lackierte oder abgeklebte B- und C-Säulen durchaus gut aussehen können. Perfekt ist das Design sicher nicht, doch ist der Kombi insgesamt weit entfernt von hässlich und im übrigen deutlich stimmiger gelungen als der Viertürer. Von Details abgesehen könnte so ähnlich auch ein Renault Kangoo aussehen.

Wie das Schwestermodell basiert der Kombi auf der B-Plattform der Renault-Nissan-Allianz und ist auch für den Betrieb auf schlechten Straßen ausgelegt, so dass er etwa um eine zwei Zentimeter erhöhte Bodenfreiheit (gegenüber dem Standard) und verlängerte Federwege verfügt. Dazu kommen gegenüber der Limousine zusätzliche Schutzmaßnahmen wie bessere Dichtungen, eine wirkungsvollere Lüftung, eine Schutzabdeckung an der Unterseite des Motors und breitere Seitenschutzleisten.

Wenn man schon der Limousine eines nicht vorwerfen kann, dann ist es ein Mangel an Platz. Der Kombi mit seinem um 27 Zentimeter verlängerten Radstand setzt hier naturgemäß noch eins drauf - etwa dadurch, dass eine dritte Sitzreihe nötigenfalls Platz für bis zu sieben Personen schafft. Dort und insgesamt soll es dank der relativ geraden Dachform ordentlich Kopffreiheit geben. Die Rückenlehne der letzten Sitzreihe kann je nach Version vollständig oder zur Hälfte umgelegt und senkrecht gegen die Rückenlehne von Sitzreihe zwei gestellt oder ganz ausgebaut (16,7 Kilogramm) werden. Die Rückenlehne der zweiten Reihe wiederum kann, je nach Ausstattungsniveau, im Verhältnis 1/3 zu 2/3 umgelegt und senkrecht gegen die Frontsitze gestellt werden.

Einen Sonderweg verfolgt Dacia am Kofferraum-Zugang: Anstelle einer gewöhnlichen Heckklappe gibt es im Verhältnis 1/3 zu 2/3 unterschiedlich breite Flügeltüren, die sich je nach Platzverhältnissen und Bedarf in einem Winkel von 40, 90 und 180 Grad aufschwingen lassen. Als Grund hierfür nennt Dacia den geringeren Platzbedarf, das kleinere Gewicht und die höhere Flexibilität beim Öffnen; außerdem ist die Konstruktion vorteilhaft für Länder, in denen das Auto häufig auch für Berufszwecke eingesetzt wird.

Das Laderaumvolumen beträgt in der siebensitzigen Konfiguration 200 Liter, als Fünfsitzer stehen 700 Liter und bei voller Nutzung des Heckabteils bis zu 2.350 Liter zur Verfügung. Dazu kommen zahlreiche Staufächer im Innenraum, deren größtes immerhin 54 Liter fasst.

In punkto Antrieb gibt es die bekannte Palette aus drei Benzinern und einem Diesel, allesamt dem Renault-Regal entstammend. Die Ottomotoren leisten aus 1,4 und 1,6 Litern Hubraum 75 respektive 87 PS und ein maximales Drehmoment von 112 bzw. 128 Newtonmetern, hinzu kommt der wie berichtet neuerdings auch in der Limousine verfügbare 1,6-Liter-16-Ventiler mit 105 PS und 148 Nm, der den Logan MCV in 11,8 Sekunden auf Tempo 100 und danach bis maximal auf 174 km/h beschleunigt (Limousine: 10,2 Sekunden, 183 km/h). Den Verbrauch beziffert Renault auf 7,5 Liter - sogar etwas weniger als beim Basismodell (7,6 Liter). Sparsamer ist naturgemäß der 1,5-Liter-Diesel (68 PS, 160 Nm), der sich mit 5,3 Litern zufrieden gibt, aber keinen Rußfilter aufweist.

Gebaut wird der in der Basisversion 1.240 Kilogramm wiegende Logan MCV im rumänischen Werk Pitesti, dort, wo das "Abenteuer Logan" begonnen hat, wie Renault sich ausdrückt. Der Standort verfügt über eine Produktionskapazität von 360 MCV pro Tag. Für die Produktion des Kombi investierte Dacia 110 Millionen Euro in das Werk. Die Gesamtinvestitionen für Entwicklung und Vorbereitung der Serienfertigung belaufen sich auf 154 Millionen Euro, jeweils inklusive einer Nfz-Version. Preise liegen noch nicht vor, doch dürfte das Basismodell für etwa 8.500 Euro zu haben sein.

So weit, so gut, mag man sagen - doch erwähnenswert ist abschließend eben auch, dass der Kombi mit Trommelbremsen an der Hinterachse, mit zwei Airbags (Seitenairbags vorne optional) und ohne ESP auskommen muss. Davon abgesehen mühen sich die Renault PR-Mannen nach Kräften, die allgemeine passive Sicherheit umfangreich zu beschreiben, gehen letztlich aber selbst davon aus, im EuroNCAP-Crashtest nur ("problemlos") drei Sterne zu schaffen. Das mag für Rumänien ein Fortschritt sein, doch es kann jeder moderne Kleinwagen nicht zuletzt aus dem Hause Renault besser. Überleben hat auch heutzutage immer etwas mit Geld und Image zu tun. Deswegen mag der Logan MCV noch so günstig, anschaubar und pragmatisch sein, er wird unser Herz nicht erobern.
text  Hanno S. Ritter
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