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Käfer-Bau anno 1945 |
Volkswagen |
Vor ziemlich genau 60 Jahren produzierte Volkswagen den ersten Käfer nach dem Krieg. Was beschwerlich begann,
wurde zu einer Erfolgsgeschichte ungeahnten Ausmaßes und zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders.
Inmitten von Kriegstrümmern setzten die 6.033 Beschäftigten der damaligen Volkswagenwerk GmbH am 27. Dezember 1945
unter schwierigen äußeren Bedingungen die Fertigungsbänder in Gang. Noch bis Silvester des gleichen Jahres wurden
55 Autos - heute würde man "Einheiten" sagen - gefertigt.
Die Britische Militärregierung hatte dem Werk am 22. August 1945 den ersten Produktionsauftrag über 20.000 Volkswagen,
500 Sonderfahrzeuge mit Anhängern für die Post sowie 200 Anhängern für den Bedarf der Alliierten übertragen. Die
Auslieferung sollte bis Juli 1946 erfolgen.
Doch der Anfang war angesichts des herrschenden Mangels schwer. Im britischen Regiebetrieb konnten die britischen
Offiziere zwar manchen Versorgungsengpass überwinden helfen, jedoch war es vor allem der Hartnäckigkeit der um ihre
Zukunftschancen ringenden Belegschaft und der Improvisationsfähigkeit des Managements zuzuschreiben, dass die
Serienfertigung überhaupt aufgenommen werden konnte.
Trotz der Mangelwirtschaft verließen 1946 schon 10.020 Volkswagen die Werkshallen in Wolfsburg. Anfang 1947 versetzten
der harte Winter und der Zusammenbruch der Verkehrsinfrastruktur die Automobilfertigung am Mittellandkanal in eine
dreimonatige Zwangspause, bis der Frühling auch für den Autobauer wieder Träume brachte. Die Briten, die bis Oktober
1949 im Auftrag der Alliierten die Treuhänderschaft über die Fabrik ausübten, ermöglichten Volkswagen den Einstieg in
das Exportgeschäft, als im August 1947 die ersten fünf Autos nach Holland geliefert werden konnten.
Nach der Währungsreform und dem Übergang in marktwirtschaftliche Verhältnisse explodierte die Fertigung. Das später
"Käfer" genannte Fahrzeug machte zusammen mit dem seit März 1950 gefertigten Transporter das Volkswagenwerk zum
Symbolunternehmen des deutschen Wirtschaftswunders. 1955 feierte die Belegschaft in Wolfsburg den Bau des einmillionsten
Käfers - das Unternehmen bekam durch den Exporterfolg seine internationale Gestalt, nicht zuletzt durch seine
ausländischen Produktionsgesellschaften in Brasilien, Südafrika und Mexiko.
Nachdem 1974 in Wolfsburg und 1978 auch in Emden die Käfer-Fertigung eingestellt worden war, liefen die Montagebänder
zuletzt noch in Mexiko, bis auch dort am 30. Juli 2003 der letzte der insgesamt etwa 21,53 Millionen Käfer in einer
Sonderserie vom Band lief. Das von Béla Barényi, dem späteren Daimler-Benz-"Sicherheitspapst", und Ferdinand Porsche
konstruierte Erfolgsmodell ist nach dem Toyota Corolla und seinem "Nachfolger" Golf damit das am dritthäufigsten
gebaute Auto der Welt.
Geht man davon aus, dass ein Corolla oder Golf unserer Tage insbesondere den Namen mit seinen Vorgängern gemein hat,
krabbelt und krabbelt und krabbelt der Käfer nach wie vor ganz oben in der Bestenliste.
Im Mai 2005 produzierte Volkswagen das 100millionste Auto.