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Mittwoch, 24. April 2024
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Drei Mrd. Euro aus vorhandenen Mitteln / Zukunftssicherung beider Unternehmen

Porsche plant 20prozentige Beteiligung an Volkswagen

Siehe Bildunterschrift
"Deutsche Lösung": Porsche
Porsche-Chef Wiedeking
Porsche will rund 20 Prozent der Aktien des Volkswagen-Konzerns übernehmen. Der Sportwagenbauer bestätigte am Sonntag Vormittag einen entsprechenden Bericht des "Spiegel" vom Vortag. Das Engagement hat nach derzeitigem Kurs ein Volumen von rund drei Milliarden Euro.
Als Grund für diesen Schritt bezeichnete Porsche die Tatsache, dass VW in der Zwischenzeit nicht nur ein wichtiger Entwicklungspartner, sondern auch ein bedeutender Lieferant für etwa 30 Prozent des Absatzvolumens geworden sei.

Porsche-Chef Dr. Wendelin Wiedeking sagte, man wolle durch dieses Engagement sowohl die Geschäftsbeziehungen zu VW als auch einen wesentlichen Teil der eigenen Zukunftsplanungen langfristig absichern. Die Zuffenhausener hatten erst kürzlich bekannt gegeben, einen Cayenne - der Geländewagen wurde ebenfalls zusammen mit VW entwickelt - mit Hybrid-Antrieb zur Serienreife zu bringen, wobei die Hybrid-Technik zusammen mit VW und Audi (und nicht wie zuvor gerüchteweise zu hören mit Toyota) entwickelt werden wird.

Der Aufsichtsrat hat den Porsche-Vorstand zur Realisierung des Aktienerwerbs ermächtigt. Weiterer Hintergrund der Transaktion ist das Ziel, es auch nach der zu erwartenden Aufhebung des sogenannten VW-Gesetzes durch ein entsprechendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht zu einer feindlichen Übernahme von VW durch Investoren kommen zu lassen. Die gerichtliche Entscheidung ist spätestens im Frühjahr 2007 zu erwarten.

Wiedeking sagte, das geplante Investment sei die strategische Antwort auf dieses Risiko. Man wolle damit im eigenen Interesse die Unabhängigkeit des VW-Konzerns sicherstellen. Wiedeking: "Diese von uns angestrebte 'deutsche Lösung' ist eine wesentliche Voraussetzung für eine stabile Entwicklung der Volkswagen AG und damit auch für die Fortführung der im Interesse beider Unternehmen liegenden Zusammenarbeit". Nach der Transaktion hätten Porsche (20 Prozent), das Land Niedersachsen (18,2 Prozent) und VW mit 13,1 Prozent seiner eigenen Aktien stets eine Mehrheit; Porsche wäre Hauptaktionär der Wolfsburger.

Der Deal würde sich auch finanziell für Porsche lohnen: Während das Zinsniveau niedrig ist und Zinseinkünfte versteuert werden müssen, sind Dividendeneinnahmen aus Industriebeteiligungen zu 95 Prozent steuerfrei. Schon bei der derzeit gezahlten Dividende von 1,05 Euro für eine VW-Stammaktie würde eine Beteiligung Porsche laut "Spiegel" netto genauso viel einbringen wie eine reine Geldanlage.

Porsche wird die Transaktion durchführen können, ohne die Bank anzurufen: Der Erwerb der Anteile, so Porsche offiziell, könne aus der vorhandenen Liquidität finanziert werden. Auch die auf über eine Milliarde Euro bezifferten Entwicklungskosten für die vierte Baureihe des Sportwagenbauers, den Panamera, wird das Unternehmen aus eigenen Mitteln aufbringen.

VW-Chef Dr. Bernd Pischetsrieder begrüßte für den Vorstand die Porsche-Pläne. Eine stabile Aktionärsstruktur sei für das langfristig angelegte Automobilgeschäft sehr wichtig.
text  Hanno S. Ritter
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