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BMU |
Trittin |
Gegendarstellungen muss die "Bild"-Zeitung derzeit alle paar Tage drucken. Heute handelte sich das Blatt im
Zusammenhang mit der "Benzin-Wut"-Kampagne gegen Umweltminister Trittin erneut eine gerichtliche
Niederlage ein.
Auf Antrag von Bundesumweltminister Jürgen Trittin untersagte das Landgericht Berlin dem Blatt gestern Abend per
einstweiliger Verfügung, einige Behauptungen wörtlich oder sinngemäß zu wiederholen. In einem weiteren Beschluss
verfügte das Gericht, dass "Bild" zum Abdruck einer Gegendarstellung verpflichtet ist. Ob Springer dagegen
Rechtsmittel einlegen wird, ist nicht bekannt.
Im Rahmen seiner "Benzin-Wut"-Kampagne hatte "Bild" in der vergangenen Woche über mehrere Tage hinweg eine Äußerung
des Bundesumweltministers in unzulässiger Weise verkürzt und damit falsch zitiert. In einem Interview des Blattes vom
27. August über die derzeitige Benzinpreisentwicklung hatte Trittin Forderungen an die Politik, die Energieversorger
und die Autoindustrie gerichtet. Außerdem hatte er Autofahrern geraten, zu sparsameren Autos zu wechseln, auf günstige
Erdgas- oder Biodiesel-Autos umzusteigen, benzinsparend zu fahren und - so wörtlich am Ende der Aufzählung - "ab und
zu das Auto stehen lassen, Bus und Bahn nutzen".
Das Blatt verkürzte Trittins Äußerungen sowohl am 27.8. auf ihrem Titel in Großlettern als auch in den Ausgaben der
folgenden Tage sinnentstellend auf den Satz, "ab und zu das Auto stehen lassen" - und machte den Minister damit zur
Zielscheibe einer angeblichen "Wut auf Trittin" (so "Bild" am 29.08.2005). Am 31. August schließlich wartete das Blatt
mit der falschen Behauptung auf, "gestern" habe Trittin ein "Drei-Punkte-Programm" gegen die hohen Spritpreise
präsentiert. Tatsache ist jedoch, dass Trittin diese drei Punkte (unter anderem) bereits im Interview am 27.08.2005
geäußert hatte.
Die "Bild"-Zeitung, die diese Woche in einem Kommentar den Spritpreis unserer Tage gar mit dem Brotpreis unserer
Vorfahren verglich, hatte in jüngster Zeit schon mehrfach falsch über die Benzinpreis-Entwicklung berichtet und dabei
stets zumindest den Eindruck zu vermitteln versucht, die rot-grüne Regierung sei alleine an den hohen Preisen schuld.
Trittin, dem das Blatt einst einen Schlagstock in die Hand montierte, scheint aber nicht nur bei der "Bild"-Zeitung
- gerade in Wahlkampfzeiten - der gefundene Buhmann für alles zu sein, wobei gerne auch mal Fakten außen vor gelassen
werden. Dies betrifft auch die ebenfalls Trittin betreffende Kritik in der vergangenen Woche an dessen Äußerungen zum
Hurrikan in den USA.
Bitte beachten Sie zu diesem Thema auch den nachfolgend verklinkten Surftipp in dieser Woche.