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Freitag, 29. März 2024
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Neue Systeme in Berlin und an der Saar wirklich ein Fortschritt?

Pilotprojekte: Parkgebühren zahlen per Handy

Autofahrer in Berlin und im Saarland können jetzt im Rahmen von zwei Pilotprojekten ihre Parkgebühren mittels Handy bezahlen.

In der Berliner Innenstadt beginnt das vom ADAC begleitete Projekt "Handyparken" am 8. Februar für zunächst ein Jahr. Zur Teilnahme muss sich der Nutzer auf der Website des Projekts anmelden. Anschließend erhält er eine Vignette mit Barcode für die Windschutzscheibe. Zu Beginn des Parkvorgangs und an dessen Ende ist eine gebührenfreie Servicenummer des Betreibers anzurufen. Die Abrechnung erfolgt per Bankeinzug am Monatsende, wobei die Parkzeit minutengenau fakturiert wird. Die Überwachung erfolgt durch ein Handy mit Barcode-Leser durch die Ordnungskräfte.

Ähnlich funktioniert das Projekt MOPAS (Mobile Parking System) im Saarland, das am 18. Februar auf den insgesamt rund 2.900 gebührenpflichtigen Parkplätzen in den Städten Saarbrücken und Neunkirchen startet und ebenfalls vom ADAC unterstützt wird. Autofahrer können sich hier über eine Internetplattform oder per Mobiltelefon als Teilnehmer anmelden und müssen dazu persönliche Daten wie Handy-Nummer und Kfz-Kennzeichen hinterlegen. Beim Parken wählt man zu Beginn und Ende eine Telefonnummer, die auf dem Verkehrszeichen am Straßenrand abzulesen ist.

Das System erkennt registrierte Teilnehmer automatisch und ohne abzunehmen, so dass keine Telefongebühren anfallen - jedenfalls solange die Netzbetreiber solche Tricks dulden. Abgerechnet werden die Parkgebühren vorerst per Bankeinzug und künftig auch über die Telefonrechnung. Anders als in Berlin gibt es im Saarland keine Vignetten. Daher benötigen die Ordnungskräfte hier spezielle Handcomputer, mit deren Hilfe die Parkdauer anhand der Eingabe des Kfz-Kennzeichens überwacht werden kann.

Initiiert und koordiniert hat MOPAS das saarländische Innenministerium: "Wir haben", so Staatssekretär Gerd Müllenbach, "auch eigens Ausnahmegenehmigungen von der Straßenverkehrsordnung erwirkt, die den Einsatz überhaupt erst möglich machen."

Das Wirtschaftsministerium des Landes hat die Einführung des Systems mit über 300.000 Euro als "Innovation in der Telekommunikation" gefördert. Alle Beteiligten loben die Neuheit als zukunftsweisend und erwarten sich wegen der Benutzerfreundlichkeit eine erhöhte Attraktivität ihrer Städte für den Einkaufsverkehr. Der Hauptvorteil dürfte jedoch auf Seiten der Kommunen liegen, die keine Parkscheinautomaten mehr kaufen, betreiben und leeren müssen. Auch erhofft man sich detaillierte Informationen über das Nutzungsverhalten auf den städtischen Parkflächen - und schweigt zum Thema Datenschutz.

Die Parkplätze beider Projekte stehen weiterhin auch für Nichtteilnehmer zur Verfügung. Dann muss wie bisher konventionell über den Parkscheinautomaten bezahlt werden.

Ob das wirklich viel nerviger ist als eine Registrierung, eine Plakette auf der Windschutzscheibe und zwei Anrufe mit dem Handy, die jedenfalls im Falle von MOPAS auch noch zu unterschiedlichen Nummern erfolgen müssen und darüberhinaus per SMS bestätigt werden, bleibt freilich dahingestellt. Funktionierende EC-Karten-Leser für die Automaten wären im Zweifel der größere Fortschritt.
text  Hanno S. Ritter
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