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Donnerstag, 25. April 2024
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Flexibles System versteht sich auch mit markenfremden Handys

Angetestet: Nokia-Freisprecheinrichtung mit Bluetooth-Funktechnik

Siehe Bildunterschrift
Gelungen in Design Nokia
und Bedienung: Wer das CK-7W ohne Gerätehalter nutzt, sieht nur den kleinen Bedienknopf, der am Armaturenbrett oder an der Mittelkonsole befestigt wird
Telefonieren im Auto ist so eine Sache — und dabei sind an dieser Stelle nicht die zweifellos berechtigten Überlegungen zum Thema Sicherheit gemeint, sondern mehr der Komfort, der oftmals auf der Stelle bleibt: Gespräche mit dem Handy am Ohr sind ebenso unzulässig wie unpraktisch (zumal im handgeschalteten Auto im Stadtverkehr), Kabel-Headsets in der Regel ebenfalls verboten und nebenbei optisch eine kleinere Katastrophe, und gute Freisprechanlagen sind teuer, zu unflexibel und verlangen nach einem aufwändigen Einbau — wenn es denn für das betreffende Auto überhaupt eine ansehnliche Konsole als Zubehör gibt, was leider gerade bei älteren oder selteneren Modellen nicht immer der Fall ist.

Abhilfe von gleich mehreren dieser Probleme versprechen funkbasierte Freisprechanlagen, die es inzwischen in einigen neuen Autos als Sonderausstattung und auch als nachrüstbare Zubehör-Lösung gibt. Eine der bekanntesten dieser Art stammt von Nokia, hört auf den Namen "CK-7W" und hat uns eine gute Woche lang begleitet.

Der Clou der Lösung liegt also in der Funkübertragung. Konkret greift die Freisprechanlage im Auto per Bluetooth auf das Handy zu, was gleich mehrere Vorteile mit sich bringt: Wer mag, lässt das Mobiltelefon einfach in der Hosen-, Hand- oder Jackentasche — und kann trotzdem im Auto telefonieren, jedenfalls was ankommende Gespräche betrifft. Zum System gehört ein kleiner kabelgebundener Knopf, der an beliebiger Stelle zum Beispiel auf dem Armaturenbrett befestigt wird. Damit lassen sich Gespräche annehmen und beenden, außerdem kann durch einen außenliegenden Ring die Lautstärke geregelt werden. Der Knopf ist optisch angenehm gestaltet, hinreichend klein und angenehmerweise auch dezent beleuchtet. Außerdem fällt positiv auf, dass der Drehregler ohne überflüssigen Start- und Endpunkt auskommt, wie man das von einigen Autoradios kennt.

Vor der ersten Benutzung muss das Handy — wie bei Bluetooth-Apparaten üblich — einmalig am eingebauten System im Auto angemeldet werden, was aber selbst halbwegs versierte Handy-Benutzer nicht vor Probleme stellt: Im Handy-Menü wird der Bluetooth-Punkt aufgerufen und dort nach Geräten gesucht. Sofort erscheint das "CK-7W" zur Auswahl auf dem Display - bestätigen, PIN des Fahrzeugkits eingeben, fertig. Künftig erkennen sich, wenn gewünscht, beide Komponenten automatisch, was durch ein kleines Auto-Symbol im Handy-Display angezeigt wird.

Und damit wird auch schon ein weiterer Vorteil des Systems deutlich, wenn nicht der größte überhaupt: Dem Carkit ist es nahezu völlig egal, mit welchem Handy es zu tun hat — Hauptsache, das sogenannte "Bluetooth Handsfree Profil" wird unterstützt. Das erhöht die Flexibilität in der Praxis ungemein, sowohl beim Neukauf eines Handys, der nicht zusätzlich merkbare Investitionen in die Auto-Hardware erfordert, aber auch dort, wo der Fahrer zwei verschiedene Handys nutzt oder das Auto von mehreren Personen mit verschiedenen Handymodellen benutzt wird.

Nicht einmal herstellergebunden ist die Technik: Das Nokia-Carkit, man höre und staune, spricht auch etwa mit Siemens-Handys (beispielsweise dem S55 und S65) — im Test problemlos. Die Sprachqualität ist nota bene ähnlich der einer konventionellen Freisprechanlage, bis Tempo 120 war die Verständigung in aller Regel gut, bis 150 okay, wobei dies auch stark auf das verwendete Handy-Netz und darauf ankommt, ob der Angerufene auch nur ein Handy benutzt. Die Wiedergabe erfolgt über die vorhandenen Lautsprecher im Fahrzeug inklusive einer automatischen Radio-Stummschaltung, das Mikro muss wie üblich separat an der A-Säule oder dem Dachhimmel angebracht werden.

Alles perfekt also? Nicht ganz. Wer nämlich selbst auch aus dem Auto heraus anrufen will, braucht, um sich gesetzeskonform zu verhalten, doch wieder eine Halterung für das Handy, weil auch die Sprachwahl-Funktion vieler neuerer Handys im Auto letztlich nicht ideal ist. Die Halterung empfiehlt sich im übrigen sowieso, weil nur dann auch ein Antennenabgriff stattfinden kann, und nur dann die Verbindungsqualität so ist, wie man es erwartet. Schönerweise ist die Halterung einzeln austauschbar, dennoch zeigt das Prinzip hier die Grenzen seiner an sich großen Flexibilität auf. Außerdem fiel im täglichen Gebrauch auf, dass das Anmelden weiterer Handys problemlos funktioniert — es sei denn, etwa ein Nokia 6230 ist eingebucht, während ein zweites Gerät vom gleichen Typ angemeldet werden soll.

Wäre der Bedienknopf auch noch per Funk realisiert, würde es den Einbau vereinfachen und vergünstigen. Schließlich empfiehlt es sich, den Piepston, der normalerweise kurz nach dem Losfahren ertönt und die Betriebsbereitschaft signalisieren soll, abzuschalten — er nervt sonst ähnlich wie die bei neueren Autos laut klackend abschließenden Zentralverriegelungen. Schade auch, dass selbst ganz neue Handys zwar meist über eine integrierte Kamera und jede Menge sonstigen Schnick-Schnack verfügen, jedoch nicht durchgehend auch über die Bluetooth-Funktionalität — selbst bei Nokia.

Der Preis ist mit 163 Euro (ohne Gerätehalter) zwar kein Sonderangabeot, aber doch günstiger als viele Festeinbau-Anlagen und für den gebotenen Komfort angemessen.

So bleibt am Ende festzuhalten, dass das "CK-7W" nicht perfekt ist — andererseits aber doch das vermutlich Beste darstellt, das man als Telefon-Lösung nachrüsten kann. Kurz gesagt: Noch mehr Spaß als das Nokia-Set hat nur der Mini Cooper gemacht, in den es zum Test eingebaut war.
text  Hanno S. Ritter
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