Das unabhängige Portal rund um Automobil & Verkehr
Donnerstag, 25. April 2024
Schrift: kleiner | größer
Lesezeit: ~ 6 Minuten
Limousine startet in vier Versionen im Frühjahr 2005

Das ist der neue BMW Dreier - mutmaßlich

Siehe Bildunterschrift
Bild anklicken für Großansicht Darunter steht er,
der neue Dreier
BMW
BMW wird die Premiere des neuen Dreier voraussichtlich gegenüber der ursprünglichen Planung um ein halbes Jahr vorziehen und die neue, intern E90 genannte Generation bereits im Frühjahr 2005 auf dem Genfer Salon und nicht erst im September auf der IAA vorstellen. Das jedenfalls berichtet die Presse, und es würde (einmal abgesehen zur zeitlichen Nähe der 1er-Laufzeit) auch Sinn machen: Die Mercedes C-Klasse ist bereits überarbeitet, und noch im Herbst wird Audi den A4 aufmöbeln. Für den vorgezogenen Termin spricht auch, dass man in München offenbar bereits dabei ist, Broschüren und Ähnliches fertigen zu lassen, sogar für ausländische Märkte.

Bereits am vorletzten Samstag erreichte unsere Redaktion jedenfalls ein slowenischer Flyer zum neuen Auto, der inzwischen vielerorts im Internet kursiert - mit Fotos, technischen Daten und Ausstattungstabellen. Ganz offensichtlich hat es bei der Produktion der Broschüre eine undichte Stelle gegeben, nach der die Münchner gerade fahnden. Letzteres jedenfalls sagt BMW-Sprecher Andreas Sauer auf Autokiste-Anfrage. Ob es sich bei dem Material auch wirklich um endgültige Bilder handelt, mag Sauer naturgemäß nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Mehr als ein "Kein Kommentar" ist dem PR-Profi dazu nicht zu entlocken. Doch vieles spricht dafür, dass die Broschüre tatsächlich den E90 zeigt - in allen Facetten. Allerdings, und darauf weisen wir ausdrücklich hin, ist dies nicht 100%ig sicher - denkbar wäre etwa, dass BMW seine Agenturen schlauerweise vorab nur mit "Platzhalter"-Bildern versorgt hat. Auch aus diesem Grund hatten wir bisher von einer Veröffentlichung abgesehen - doch nun, wo nach und nach alle großen Anbieter die Bilder zeigen, kommen wir kaum umhin, uns anzuschließen.

Zu sehen ist also mutmaßlich die endgültige Formgebung des nach wie vor wichtigsten BMW-Modells, und sie entspricht weitgehend dem, was nach Betrachtung der schon länger in diversen Magazinen gedruckten Erlkönig-Bilder und Fotomontagen zu erwarten war. Konkret bedeutet dies, dass sich die Münchner in punkto Optik weitgehend zurückhalten, also auf Experimente wie das Siebener-Heck oder die Z4-Seiten- und Hecklinie verzichten: Was sich über Jahre hinweg gut verkaufen muss, darf keine zu großen Experimente wagen und Risiken eingehen. Für BMW ist der Dreier letztlich wichtiger als der Golf für VW.

Die neue Limousine wächst in der Länge um knapp fünf Zentimeter auf jetzt 4,52 Meter, der Radstand parallel dazu um 3,5 Zentimeter auf 2,76 Meter. Die Spurweite wächst in gleicher Größenordnung ebenfalls auf 1,50 Meter vorne bzw. 1,53 Meter hinten. In der Höhe geht es um knapp einen Zentimeter nach oben auf jetzt 1,424 Meter, die Breite schließlich steigt von knapp 1,74 deutlich auf künftig knapp 1,82 Meter.

Vorne gibt es im Grundsatz die klassische BMW-Linie mit Scheinwerfern à la 1er, einer nochmals gewachsenen "Niere", die eher an den Sechser erinnert, und einer Motorhaube, die über diesem Grill endet. Alles darunter gehört zur Frontschürze, die groß ausgefallen ist, ohne aber zu mächtig zu wirken. Auffallend ist der nach hinten versetzte Übergang zwischen Grill und dem unteren mittleren Lufteinlass, was in seiner Auffälligkeit und V-Form durchaus ein bisschen an das neue Audi- und künftige VW-Antlitz erinnert. Die Scheinwerfer verfügen unter der gemeinsamen Klarglasscheibe über zwei Rundleuchten, wie man es von BMW kennt. Der Blinker sitzt dort, wo er hingehört, also außen, ist aber nicht rund, wie es teilweise erwartet worden war.

In der Seitenansicht fällt eine deutlich modellierte Sicke in Höhe der Türgriffe ins Auge, die auch durch die Tankklappe verläuft, mehr aber noch eine weitere zwischen der Oberkante der Heckleuchten und der unteren Fensterlinie. Dieses Gestaltungselement kommt ganz offensichtlich nicht nur bei Mercedes, sondern auch bei BMW wieder verstärkt zum Einsatz. Die Tür-Unterkanten sind nur leicht nach hinten oben gebogen, der Schweller weist ebenfalls eine Sicke auf. Seitliche Schutzleisten gibt es nicht mehr - ein klarer Rückschritt. Mehr Mühe gegeben haben sich die Designer mit den neuen, formschönen Außenspiegeln, die BMW-typisch nicht direkt am Fenster anliegen. Insgesamt ist auch aus der Seitenperspektive der Dreier sofort als Dreier oder wenigstens als BMW zu erkennen.

Am Heck wird das etwas schwieriger, wozu vor allem die Rückleuchten beitragen. Hier hat BMW - wohlgemerkt nach dem ersten Eindruck der ersten Bilder - wie schon beim Einser ein nicht ganz so glückliches Händchen gehabt. Markenspezifisch sehen die weiterhin geteilten Leuchten jedenfalls nicht aus, eher etwas japanisch, allenfalls noch an den 5er Touring erinnernd. Die dritte Bremsleuchte verbleibt sinnvollerweise oben in der Scheibe, und auch die Navi-Antenne ist so auffällig geformt wie von BMW gewöhnt. Das Kofferraumvolumen wächst von 440 auf 460 Liter, die maximale Zuladung von 500 auf 520 Kilogramm. Den Zuwachs beim Leergewicht hat BMW ebenfalls auf nur rund 20 Kilogramm beschränken können.

Zuletzt der Blick ins Interieur: Auch hier keine allzu großen Überraschungen. Das iDrive-Bediensystem wird es geben, aber nur als Extra. Wer es ordert, bekommt den typischen, umstrittenen "Doppel-Höcker". Eine zum Fahrer geneigte Mittelkonsole hat BMW auch beim Dreier nicht mehr vorgesehen, was manche Fans sicher ärgern dürfte, letztlich aber kein echter Nachteil ist. Unter dem iDrive-Bildschirm gibt es zwei rechteckige Lüftdüsen, Warnblink-, Zentralverriegelungs- und ESP-Schalter, darunter folgt die Bedieneinheit der Klimaanlage, dann Radio bzw. bei iDrive nur die CD-Schlitze und schließlich eine Schalterreihe, u.a. mit den Tasten für Sitzheizung.

Lenkrad, Lichtschalter und dergleichen sind konventionell ausgeführt, und auch Rundinstrumente gibt es schönerweise immer noch, wenn auch nur noch zwei große mit zwei integrierten kleinen für Tankinhalt (im Tacho, links) und, soweit erkennbar, Momentanverbrauch (rechts, im Drehzahlmesser). Eine analoge Wassertemperaturanzeige sucht man dagegen vergebens, mutmaßlich lässt sich diese Information aber wenigstens noch über die Displays zwischen beiden Uhren abrufen. Gestartet wird wie im Einser über einen Druckknopf links neben den Lüftungsdüsen, was ohne Verbindung mit einem schlüssellosen Zugangssystem den Anlassvorgang nicht erleichtert, sondern unnötig verkompliziert, wie hinzugefügt werden muss.

Zum Leben erweckt werden damit in der vorläufigen Basisversion der 320i mit 150 PS, wobei es sich insoweit nicht mehr um den 2,2 Liter-Sechszylinder, sondern nur noch um den Vierzylinder aus dem 1er handelt. Während hier also die Leistung 20 PS geringer ist als bisher, bietet der ebenfalls vierzylindrige 320d mit jetzt 163 PS ebenfalls wie im Einser mehr Kraft als aktuell. Außerdem gibt es die beiden Sechszylinder 325i und 330i, die dann 218 und 258 PS leisten werden. Wie üblich wird BMW nach und nach weitere Motor-, Karosserie- (Kombi, Coupé, Cabrio) und Antriebsversionen (Allrad) nachlegen. Eine erfolgreiche Familie muss schließlich wachsen und gedeihen.

Bei BMW dürfte dieser Tage wegen der Panne schlechte Stimmung herrschen, aber man sollte die Bedeutung solcher Vorabinfos auch nicht überbewerten: Man erinnere sich nur, wie Touristen die damals noch nicht vorgestellte neue Mercedes E-Klasse bei Dreharbeiten in New York ungetarnt ablichten konnten. Der 211er wurde trotzdem ein sehr erfolgreiches Auto.
text  Hanno S. Ritter
Verwandte Themen bei Autokiste
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
BMW
Sie befinden sich im Archiv. Meldungen und enthaltene Links können veraltet sein. Bitte beachten Sie das obenstehende Veröffentlichungsdatum dieser Nachricht. Aktuelle Auto-News finden Sie hier.