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Freitag, 29. März 2024
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Neuer Microvan-Kleinwagen mit elektrischen Schiebetüren kommt 2005

Sesam öffne Dich: Vorstellung Peugeot 1007

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Peugeot-Microvan 1007
Peugeot
Gibt es noch eine Auto-Nische, die nicht besetzt ist? Ja, allen schon bekannten Variationen wie Kombis, Vans, SUVs und SAVs, Geländewagen und Cabrios mit oder ohne Stoffmütze zum Trotz, es gibt sie noch. Das jedenfalls behauptet Peugeot und zeigt auch gleich eine neue Variante. Die hört auf den Namen 1007, womit die Franzosen erstmals ein Auto mit einer vierstelligen Zahlenkombination versehen, und ist die Serienversion der auf dem Pariser Salon im Jahr 2002 erstmals gezeigten Studie "Sésame". Die Autonamen mit der Doppel-Null wird man künftig von Peugeot noch öfter zu sehen bekommen - eben immer dann, wenn es um ein Nischenmodell geht.

Es handelt sich um einen 3,73 Meter lkangen und 1,61 Meter hohen Kleinwagen im Microvan-Segment, der zwischen dem kommenden 107 (Nachfolger des 106) und dem 206/207 positioniert ist. Anders als die beiden bekannten Modelle setzt Peugeot hier auf die One-Box-Architektur, die für vergleichsweise viel Platz, eine hohe Sitzposition und einen hellen Innenraum sorgt.

Der 1007 unterscheidet sich von bekannten Kleinwagen, aber auch von Microvans wie dem Opel Agila, deutlich. Dies geht vor allem auf das Konto der ungewöhnlichen Türen, die es tatsächlich von der damaligen Studie bis ins fertige Auto geschafft haben und nun dort den Namen "Sésame" tragen: Auf beiden Seiten verfügt der kleine Franzose über Schiebetüren, wie man sie bisher nur von großen Vans für die Fondpassagiere kannte. Diese sind nicht nur in engen Parklücken praktisch, sondern auch und serienmäßig elektrisch angetrieben. In der Praxis kann man also das Auto nicht nur per Fernbedienung aufschließen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes öffnen.

Die Türen fahren dann nach hinten, ohne dort über das eigentliche Auto hinaus zu reichen, und öffnen die Seite auf immerhin 92 Zentimetern Breite - quasi so, als ob keine Trennung zwischen Außen- und Innenraum bestehen würde. Kleine Kinder schaffen es so sogar ohne das Umlegen der vorderen Rückenlehne in den Fond, und wer ein Kind hinten in den Kindersitz setzen will, hat es ebenfalls deutlich leichter, weil luftiger als bei herkömmlichen Konzepten. Nach außen benötigen die Türen nicht mehr Breite als die Außenspiegel, was letztlich auch ein Sicherheitsplus ist - nicht nur für Fahrradfahrer im Stadtverkehr. Dank der großen Glasfläche der Tür sowie der nach hinten versetzten B-Säule verfügt der Fahrer außerdem über ein besonders großes Sichtfeld nach außen.

Der Öffnungs- und auch Schließvorgang wird separat je Seite über die Fernbedienung, die Türgriffe innen und außen oder über Tastendruck im Innenraum eingeleitet, wobei auch die Beifahrertüre vom Fahrerplatz aus zu öffnen ist. Den Rest erledigen dann diverse Stellmotoren per Seilzug und eine intelligente Elektronik, die Hindernisse erkennt, auf Wunsch ab fünf km/h automatisch verriegelt oder beispielhaft die Türen bei geöffnetem Tankdeckel nicht schließt.

Trotz der Van-Architektur - Peugeot spricht von einem "Minivan-Limousine" - gibt sich der 1007 äußerlich sofort als Peugeot zu erkennen, wenn auch der Anblick nicht zuletzt wegen der unverdeckten Türschienen ungewohnt ist, und der kleine Franzose aus manchen Perspektiven zunächst etwas pummelig erscheint. Nicht recht überzeugen können auch die etwas lieblosen Rückleuchten mit nur einem Rückfahrscheinwerfer, der zu kleine Heckwischer und die überdiemensionalen Türgriffe. Dass der Tankstutzen links sitzt, ist dagegen aufgrund der Schiebetüren hier nicht weiter schlimm. Insgesamt aber wurde hier gute Arbeit abgeliefert, und das verwundert auch nicht - das Exterieur-Design stammt, basierend auf einem Peugeot-Entwurf, vom berühmten italienischen Pininfarina-Team.

Vom Einsteigen zum Interieur: Auch hier hat sich Peugeot einige Gedanken gemacht und insbesondere der Variabilität Augenmerk geschenkt. Die beschränkt sich im Falle des 1007 nicht nur auf unzählige Ablagen, die aber dennoch bemerkenswert sind: So gibt es neben einem Handschuhfach mit Unterteilung auch Fächer an und Schubladen unter den Sitzen, einen doppelten Laderaumboden, Fächer an Türen bzw. Seitenverkleidungen hinten, Einkaufstaschen-Haken, Pompadour-Tasche am Fahrersitz, Kleingeld- und weitere Ablagen im Armaturenbrett und sogar Sonnenblenden mit Stauraum.

Dazu kommt ein vergleichsweise großer Verstellbereich des Beifahrersitzes, der etwa vorne im Fußraum den Transport von Wasserkästen ermöglichen soll - oder, umgekehrt, dem hinten rechts Sitzenden überproportional viel Beinraum zur Verfügung stellt. Auch die Sitze im Fond lassen sich verschieben (sowohl von innen als auch vom Kofferraum aus) und in der Neigung der Rückenlehnen verstellen, so dass etwa eine 1007-Fahrerin sehr leicht an das hinten, aber doch weit vorne sitzende Kind heranreicht. Die Lehnen von Fond- und Beifahrersitz lassen sich zudem nach vorne umklappen und als Tisch (vorne etwa als Laptop-Arbeitsplatz) oder zusätzliche Ablage verwenden und ermöglichen den Transport besonders langer Gegenstände. Die beiden hinteren Sitze können natürlich auch komplett vorgeklappt werden, so dass das Kofferraumvolumen von normal zwischen 178 und 364 Liter deutlich vergrößert werden kann.

Das Armaturenbrett ist weitgehend konventionell gestaltet, wenn auch etwas sparsam instrumentiert und insgesamt etwas verspielt wirkend. Weit oben und nah an der Frontscheibe angeordnet ist der Monitor fürs Navigationssystem. Um die Sicherheit kümmern sich bis zu sieben Airbags; auch ESP und die neuen, dreiarmigen ISOFIX-Befestigungen werden jedenfalls in Deutschland Serie sein. Extrapunkte im EuroNCAP-Crashtest holt sich der 1007 schon auf dem Papier durch Gurtwarner vorne und hinten.

Doch der 1007 will nicht nur praktisch sein, er will auch den Geschmacksvorlieben seiner Eigner möglichst weit entgegenkommen. Das Zauberwort hier heißt nicht "Sésame", sondern Caméléo. Dahinter verbirgt sich eine Innenausstattung, die nicht nur in zwölf verschiedenen Versionen von poppig bis elegant bestellt werden kann, sondern sich auch jederzeit austauschen lässt, ganz wie die sogenannten Body-Panels eines Smart, wenn das dort auch kaum jemand tut. Zu den wechselbaren Komponenten gehören neben den Sitzbezügen (mit einem unsichtbaren Reißverschluss) auch zwei per Klettverschluss am Armaturenbrett befestigte Teppiche, vier Zierblenden für die runden Belüftungsklappen und je zwei Abdeckungen für die Türverkleidungen und für die seitlichen Ablagefächer hinten. Der Umbau etwa von Sommer- auf Winterlook soll dabei ohne Werkzeug und in nur 15 Minuten zu bewerkstelligen sein, verspricht Peugeot.

Motorseitig sind bisher je zwei Benziner und Diesel mit Leistungen zwischen 71 und 109 PS vorgesehen, aber das dürfte noch nicht das letzte Wort sein. Die Benziner wird es auch in Verbindung mit einem sequentiellen, automatisierten Schaltgetriebe "2 Tronic" geben, das auf Wunsch auch über Lenkradpaddel geschaltet werden kann. Je nach Version rollt der 1007 auf 15 oder 16 Zoll großen Rädern.

Zum Marktstart - in Deutschland terminiert erst auf das zweite Halbjahr 2005 - wird es diverse auffällige Farbtöne und drei Ausstattungsversionen geben, eine davon auf sportlich getrimmt mit schwarzen Scheinwerfereinfassungen und Alu-Look im Innenraum. Über Preise schweigt sich Peugeot naturgemäß noch aus, aber sie werden auch nicht das Hauptargument für den 1007 werden: Um die 14.000 Euro für die Basis sind wohl zu kalkulieren. Trotzdem: 130.000 Fahrzeuge wollen die Franzosen im ersten vollen Produktionsjahr verkaufen. Ob das reichen wird?
text  Hanno S. Ritter
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