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Auto emoción: Seat- Studie Toledo Prototipo |
Seat |
Richten wir den Blick zunächst gen Frankreich, zu Renault. Was der "Créateur d'Automobiles" in den letzten
Jahren auf die Räder gestellt hat, hat nicht immer unseren Geschmack getroffen, aber man muss konstatieren, dass
die Franzosen sehr mutig waren, und stets auch einen Flop riskiert haben. Ein solcher ist etwa der Vel Satis,
die große, unkonventionell gestylte Limousine, die gerade hierzulande so gut wie nie zu sehen ist. Andererseits
aber hat Renault oft auch neue Karosseriekonzepte (Espace, Twingo) und Design-Trends vorweggenommen. Heute, wo
uns die ersten Bilder des Toledo-Protoytpen von Seat erreichen, wird man daran wieder erinnert.
Seat Toledo, das war bisher eine brave Schrägheck-Limousine in Passat-Größe. Die Betonung liegt auf "war", denn die
neue Generation, die Ende des Jahres debütieren wird, hat mit dem aktuellen Modell nur noch den Namen gemeinsam. Auf
dem heimatlichen Automobilsalon in Madrid hat die spanische VW-Tochter dieser Tage einen ersten Ausblick gegeben, der
schon als recht seriennah gelten darf.
Die dritte Generation seit der Premiere 1991 ist, mehr noch als der schon viel gelobte Seat Altea, ein Hingucker
par excellence, und das nicht nur, weil die Studie mit dem schönen Beinamen "Prototipo" zweifarbig lackiert ist. Die
Frontansicht gibt sich noch weitgehend Seat-typisch, mit mandelförmigen Scheinwerfern, dem kleinen Grill mit großem
Markenemblem und einer starken Pfeilung der Motorhaube, die vorne nur noch so schmal wie der Lufteinlass ist. Daran
schließt sich nahtlos die große und recht flache Windschutzscheibe an - die Scheibenwischer parken wie beim Altea
in den A-Säulen. Die Scheibe selbst geht wiederum nahtlos in ein großes, getöntes Glasdach über, das sich fast über die
gesamte Länge erstreckt.
Dort, am Heck, wird es dann erst richtig spannend, weil der hochgewachsene Toledo plötzlich klar macht, dass er
doch mehr Limousine als Van sein will: Eine steile Heckscheibe vor einem kurzen Plateau, gepaart mit der im negativen
Winkel stehenden C-Säule, das ist recht nah dran - am Vel Satis-Design. Die Heckscheibe öffnet sich mit der Klappe,
was dann im klassischen Sinne wieder mehr als Schrägheck zu bezeichnen wäre. Dazu gibt es vergleichsweise kleine,
ungeteilte Rückleuchten mit LED-Technik in Kreispotik; und weil das Nummernschild in der Heckschürze sitzt, ergibt sich
eine große, leicht gewölbte Blechfläche, die dem Auto optisch Kraft verleiht. Dort findet sich das Seat-Logo, das wie
üblich auch als Klappenöffner dient, und ein zentraler Toledo-Schriftzug - auch das ein sich schnell verbreitender Trend,
den mehr Renault als der VW Phaeton, wo die Mehrheit der Käufer den Namen abbestellt, initiiert hat.
Die Seitenlinie wird, ganz Altea, dominiert von einer prägnanten Sicke, die von den vorderen Kotflügeln schräg
nach hinten unten verläuft und im Falle des Prototypen auch als Lackierkante dient. Man wird dies künftig in ähnlicher
Form noch öfter sehen - vermutlich auch bei Mercedes.
Konzipiert ist der Toledo dabei durchaus auch künftig als Familienauto, oder sogar noch mehr als bisher: Seat
verspricht überdurchschnittlich viel Platz, Variabilität und Kofferraum-Volumen. Zu den Fakten: Das Auto misst
nur knapp 4,5 Meter in der Länge (Breite: 1,77 Meter), wächst dafür aber 1,58 Meter in die Höhe. Der Kofferraum ist
mit einer klappbaren Zwischenebene zweigeteilt und bietet über 500 Liter Ladevolumen, im unteren Bereich durch
Zwischentrenner in Fächer aufteilbar. Wer noch mehr Platz benötigt, kann die Rückbank nach vorne verschieben, sofern
hinten niemand oder nur Kinder sitzen. Die Gepäckraumabdeckung schwenkt nicht nach oben, sondern kann in der Mitte
aufgefaltet werden, wobei dann auch das in die Konstruktion integrierte Warndreieck sichtbar wird. Die Studie rollt auf
mächtigen 19 Zoll-Rädern mit 235/35er-Pneus. Bei den Scheinwerfern kommen neuartige Bi-Xenon-Einheiten zum Einsatz,
deren klare Abdeckung aus Polycarbonat gleichzeitig als Katzenauge dient.
Im Interieur gibt sich die Studie mit zur Außenlackierung korrespondierender Farbgebung und Lederpolsterung nebst
Lederapplikationen an Türen und Mittelkonsole betont edel. Das Armaturenbrett nimmt die Altea-Vorgabe auf, was
sportlich angehauchte Rundinstrumente mit mittlerem Drehzahlmesser und in Ruheposition senkrecht nach unten
zeigenden Nadeln bedeutet. Im linken Kreis sitzen Tank- und Temperaturanzeige sowie ein Multifunktionsdisplay.
Die leicht zum Fahrerplatz geneigte Mittelkonsole gefällt durch ihre Aufgeräumtheit: Unterhalb des Klimabediengeräts
gibt es einen großen 16:9-Farbbildschirm (6,5 Zoll) für Navigation und Multimedia. Dort lässt sich - im
Stand - TV schauen oder auch eine DVD. Außerdem kann eine Videokamera, ein externer DVD-Spieler oder eine Spielekonsole
angeschlossen werden. Dies funktioniert unabhängig von den beiden 7 Zoll-Bildschirmen in den Rückseiten der vorderen
Kopfstützen, die für Unterhaltung der Fondpassagiere sorgen. Dazu bietet Seat im Prototipo Kopfhörer, jeweils eine
Kreditkarten-kleine Fernbedienung und zusätzlich eine Bedieneinheit am Ende der Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen.
Außerdem gibt es an den fast lederfreien Rückenlehnen der Vordersitze Klapptische und Pompadour-Taschen.
Als Antrieb dient der Studie ein Zweiliter-Benziner mit 150 PS und FSI-Technik, der seine Kraft über ein manuelles
Sechsganggetriebe auf die Vorderräder leitet. Damit ist Tempo 100 nach rund 9,7 Sekunden erreicht, die Topspeed wird
mit 206 km/h angegeben. Der Verbrauch beträgt gut acht Liter im Mittel. Im Serienauto wird es natürlich
diverse weitere Aggregate aus dem VW-Regal geben, auch die TDI.
Zu vermuten ist, dass das Design des Serienautos weitgehend dem jetzt gezeigten Exemplar folgen wird, wie dies
auch beim Altea der Fall war. Und wer Seat kennt, weiß auch, dass sich die Spanier in punkto Preisgestaltung
in der Regel einigermaßen zurückhalten. Ob das reicht, die breite Masse für das Design zu begeistern, bleibt
abzuwarten, erscheint aber - mehr als beim höher positionierten Renault Vel Satis - durchaus möglich. Eines wird
der neue Toledo allemal sein: Auto emoción.