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Donnerstag, 28. März 2024
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Wasserstofferzeugung an Bord / Radarsystem für Einsatz in verqualmtem Terrain

Peugeot-Studie H2O: Feuerwehrfahrzeug mit Brennstoffzellentechnik

Siehe Bildunterschrift
Bild anklicken für Großansicht Peugeot-Studie H2O
mit Brennstoffzellenantrieb
Peugeot
Einen interessanten Blickfang hatte Peugeot für die Auto Mobil International (AMI) in Leipzig versprochen. Aus wie auch immer gearteten logistischen Gründen ist daraus nichts geworden, doch wir stellen Ihnen die ungewöhnliche Studie trotzdem vor. Es handelt sich einmal nicht um einen PS-starkes SUV oder einen Supersportwagen: Vielmehr haben die Franzosen ein Feuerwehrfahrzeug konstruiert, das seinem Namen H20 alle Ehre macht: Der kleine Flitzer wird nicht von einem herkömmlichen Benzin- oder Dieselmotor angetrieben, sondern von einer Brennstoffzelle.

Als Basis dient die Technik des in Frankreich angebotenen Partner-Elektrofahrzeugs mit einer Leistung von 30 kW. Im Falle des H2O leistet das aus einer Brennstoffzelle bestehende zusätzliche Stromaggregat 7 kW. Die "Range Extender" getaufte Technik übernimmt gleichzeitig die Funktion einer "APU" (Auxiliary Power Unit) und stellt damit eine ständige Stromquelle für die Versorgung verschiedener Verbraucher - zum Beispiel von Pumpen, Rauchabsaugern, Kommunikationssystemen oder Steckdosen - dar. So ausgerüstet, soll der rote Feuerwehrwagen bis zu 95 km/h und eine Reichweite von 200 Kilometern erreichen.

Für den Betrieb der Brennstoffzelle werden Wasserstoff und Sauerstoff gebraucht. Der Sauerstoff wird in der Regel aus der Luft gewonnen, während der Wasserstoff je nach Bedarf an Bord produziert wird. Wenn beide Elemente in Kontakt kommen, findet eine elektrochemische Reaktion statt, bei der gleichzeitig Wasser, Wärme und vor allem elektrischer Strom erzeugt wird. Die Brennstoffzelle erzeugt also Strom für den Antrieb und setzt dabei ausschließlich Wasser, aber keinerlei Schadstoffe frei. Da der für die Brennstoffzelle benötigte Wasserstoff immer nur in der gerade benötigten Menge aus einer Natriumborhydridlösung über einen Katalysator erzeugt wird, befinden sich nie mehr als 2,5 Gramm Wasserstoff im Fahrzeug, was der Menge eines Wasserglases entspricht. Mit diesem Verfahren wird die aufwändige und gefährliche Lagerung von Wasserstoff in größeren Mengen im Fahrzeug umgangen, schließlich soll gerade ein Feuerwehrfahrzeug ja nicht selbst brennen.

Das H2O-Design nimmt typische Peugeot-Elemente auf und ist im übrigen hemmungslos auf Showcar getrimmt. Nach Meinung der Franzosen zeige die Umsetzung, dass auch ein Nutzfahrzeug zu einem Design-Trendsetter avancieren könne - was zweifellos richtig ist, der H2O hierfür aber doch ein sehr übertriebenes Beispiel darstellt. Immerhin soll einiges an Feuerwehr-spezifischem Equipment an Bord sein, etwa ein Wassertank und eine Alu-Leiter. Unterhalb der Heckschürze befinden sich zwei Anschlüsse, die über ein spezielles Metallelement miteinander verbunden sind. Dabei handelt es sich um den Wasser- und den Strahlrohranschluss. Dazu gesellen sich als "großzügig" bezeichnete Stauräume im Heckbereich mit den üblichen Metalljalousien; auf der linken Seite sind zwei Griffe und Trittmulden zu erkennen, über die man auf das Fahrzeugdach gelangt. Weitere Details hat Peugeot aber nicht veröffentlicht, wie auch insgesamt unklar bleibt, welche Art von Feuerwehrfahrzeug hier eigentlich entstanden sein soll - ein Mini-Tanklöschfahrzeug, ein Mini-Vorausrüstwagen oder was auch immer.

Im komplett in rot gehaltenen Interieur gibt es u.a. einen Bordcomputer mit Touchscreen-Technik, Telefon und Navigationssystem, dazu einen zweiten Bildschirm für den Beifahrer, der über einen PC etwa die Anzeige von Gebäudeplänen ermöglichen soll. Zwischen den Sitzen befindet sich ein Griff, der - in welcher Form auch immer - die Bedienung der Leiter ermöglichen soll. Dazu kommen pflegeleichte Sitzbezüge aus Neopren sowie diverse Werkzeug- und Gerätehalter in den Türverkleidungen.

Selbst in einer sauerstofflosen Umgebung - etwa bei einem Brand in einem Tunnel - soll der H20 noch einsetzbar sein: Dann nämlich wird der für den Betrieb der Brennstoffzelle benötigte Sauerstoff aus zwei mitgeführten Flaschen bereitgestellt. Für die Insassen stehen zugleich extrem kompakte Atemgeräte zur Verfügung, die in das Führerhaus integriert sind. Last, but not least verspricht Peugeot, dass die Einsatzkräfte selbst bei starker Rauchentwicklung sicher zum Ziel finden: Abstandssensoren in den Stoßfängern und ein Radarsystem in der Fahrzeugfront sollen als zuverlässige Lotsen dienen. Wer den Feuerwehralltag kennt, weiß, dass dies natürlich hemmungslos übertrieben ist, aber die Idee hat in der Tat ihren Charme.
text  Hanno S. Ritter
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