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Passat-Konkurrenz aus Frankreich: Peugeot 407 SW |
Peugeot |
Mitte Mai kommt der neue Peugeot 407 zu den Händlern. Die unkonventionell gezeichnete Limousine punktet mit viel Platz,
guter Ausstattung und im Marktvergleich etwas günstigeren Preisen, und sie soll als Nachfolger des guten, aber etwas
blassen 406 den Erfolg der Löwenmarke aus den unteren Klassen (206, 307) fortschreiben und dabei nicht zuletzt dem VW
Passat Paroli bieten, der in seiner aktuellen Form noch rund ein Jahr durchhalten muss.
Voraussichtlich im Spätsommer bringen die Franzosen dann auch den Kombi auf den Markt, auf den deutsche Käufer besonders
sehnsüchtig warten dürften. Die Variante mit dem langen Heck hört auf den Beinamen "SW", was etwas seltsam anmutet, da
SW eigentlich die Peugeot-Bezeichnung für Vans ist, während Kombis traditionell "Break" heißen - bzw. hießen.
Das SW-Design baut natürlich auf dem der Limousine auf, was u.a. den großen Kühlergrill bedeutet, der Ferrari-Assoziationen
weckt, die großen, mandelförmigen Scheinwerfer und große, hochkant stehende Nebelscheinwerfer sowie eine sehr flache Front
mit einer Motorhaube, die bis weit in die Kotflügel hereinreicht. Während das Heck der Limousine zwar sauber gezeichnet ist,
mit der Avantgarde der Front aber nicht ganz mithalten kann, legt hier der Kombi noch eins drauf: Auffallend ist vor allem
die Grafik der hinteren Seitenscheiben - das dritte Fenster ist ungewohnt kurz und schräg nach oben abgeschnitten, während
die Heckscheibe optisch weit in die C-Säule hineinreicht, wodurch diese Kombi-untypisch nach schräg oben geneigt erscheint.
Einen Schuss Mercedes (A-Klasse, M-Klasse) oder auch Saab mag man hier erkennen. Das alles sieht durchaus gelungen
und in sich stimmig aus, wenn auch ungewohnt und etwas unruhig.
Dazu kommt eine Metall-Dachreling mit je nur zwei Befestigungspunkten und vor allem ein 1,6 qm großes Glasdach, das nahtlos
vom Windschutzscheibenrahmen bis hinter die Köpfe der Fondpassagiere reicht und serienmäßig geliefert wird. Die
Lichtdurchlässigkeit des Panoramadachs aus sechs Millimeter starkem, getöntem Verbundglas beträgt 20 Prozent, so dass die
Fahrzeuginsassen dank 12%-iger Filterung der Sonnenenergie sich nicht vorkommen wie im Solarium. Wer den Ausblick nach
oben einmal nicht mag, wird das ebenfalls serienmäßige Sonnensegel schätzen. Es besteht aus vier Teilen, die im
Ruhezustand im hinteren Dachbereich "parken" und sich bei Bedarf elektrisch bedient übereinander schieben - neun
verschiedene Konfigurationen sollen möglich sein. Auch bei geschlossenem Sonnenschutz verspricht Peugeot ausreichenden
Kopfraum auf allen Plätzen.
Die Lichtkante, die sich auf Höhe der Türgriffe über die Seitenpartien erstreckt, läuft durch die Heckleuchten hindurch
waagrecht über die Heckklappe weiter und unterstreicht dabei die Dominanz des Peugeot-Löwen. Das Nummernschild sitzt in der
Heckklappe, oben flankiert von einer dominanten Chromleiste mit integriertem Griff. Darauf steht, ganz selbstbewusst, in
großen Lettern "PEUGEOT" geschrieben. Weniger gefallen dagegen die separaten Nebelschluss- und die etwas unfertig wirkenden
und nicht präzise unterteilten Heckleuchten. Rundum verlaufen Schutzleisten mit Chromkante und einer jedenfalls in der
Basisversion schwarzen Prallfläche.
Die Heckscheibe lässt sich mit einem elektrischen Griff am Heckscheibenwischer-Befestigungspunkt separat von der Klappe
öffnen - das in engen Parklücken praktische BMW-Feature findet immer mehr Freunde. Apropos Heckscheibe: Oben sitzt hier
auch die dritte Bremsleuchte in LED-Technik, womit Peugeot dem allgemeinen Trend, diese ins Blech einzulassen, nicht
folgt - und dem Auto damit ein mehr elegantes als sportliches Outfit verpasst. Außerdem integriert ist eine von zwei
Radioantennen, die andere sitzt hinten mittig auf dem Dach - eine seltsame Lösung, wo andere Hersteller doch ganz ohne
sichtbare Antenne auskommen.
Die Außenlänge des 407 SW ist auf 4,76 m angewachsen, wofür der gegenüber der Limousine um 8,7 Zentimeter längere hintere
Überhang verantwortlich ist. Die Höhe wächst der Dachreling wegen um gut vier Zentimeter auf knapp 1,49 Meter. Weil die
Heckklappe gegenüber dem Stoßfänger deutlich eingezogen ist, verspricht Peugeot, dass sie bei Heckcrashs mit bis zu 16 km/h
unbeschädigt bleibt.
Ein Blick ins Ladeabteil: 448 Liter passen in der normalen Konfiguration hinein, dazu gibt es zwei seitliche Staufächer mit
neun bzw. zwölf Liter Volumen. Die Breite des Kofferraums beträgt überall mindestens 1,10 Meter, die Öffnung immerhin noch
1,07 Meter. Die Ladekantenhöhe liegt bei 61 Zentimetern. Natürlich ist der Gepäckraum mit Teppich ausgeschlagen, und auch je
vier Gleitschienen und Verzurrösen, Gepäckraumabdeckung sowie eine gerillte Chromleiste an der Ladekante haben die Franzosen
nicht vergessen. Auf der rechten Seite ist neben dem Ablagefach Platz für einen CD-Wechsler und einen als Extra angebotenen
JBL-Subwoofer. Einen doppelten Ladeboden bzw. Fächer unter dem Kofferraum gibt es dagegen nicht - bzw. nur jenes, das das
Reserverad in normaler Größe aufnimmt. Der Boden kann mit einer Schlaufe angehoben und fixiert werden, auf die praktischere
Lösung mit einer Gasdruckfeder hat man verzichtet, da der Zugriff hier sowieso nur äußerst selten erfolgen dürfte.
Sitzfläche und Rückenlehne der Rückbank lassen sich ohne Demontage der Kopfstützen im Verhältnis 2/3:1/3 teilen und
umklappen, so dass eine allerdings nur fast ebene Ladefläche mit einer Länge von bis zu 1,70 Meter entsteht. Das Ladevolumen
steigt dann, gemessen bis zur Oberkante der Rückenlehne, auf 624 Liter (Werte für dachhohe Beladung liegen noch nicht vor).
Wer noch mehr Platz benötigt, wird sich über den in allen Versionen serienmäßig umklappbaren Beifahrersitz freuen - dann
passen sogar bis zu 2,70 Meter lange Latten aus dem Baumarkt in den Franzosen. Je nach Ausführung gibt es als Serien- oder
Sonderausstattung auch eine Durchladevorrichtung, die sich von innen bedienen lässt.
Ein Trennnetz dagegen kostet Aufpreis, lässt sich aber variabel hinter der Rücksitzbank oder direkt hinter der ersten Reihe
im Dach verankern. Die Verankerungspunkte verstecken sich normalerweise hinter Abdeckungen.
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Blick ins 407-Interieur |
Peugeot |
In den Innenraum: Das Ambiente hier entspricht dem der Limousine, was einen aufgeräumten Arbeitsplatz mit zwei großen und
drei kleinen Rundinstrumenten und eine große Mittelkonsole bedeutet. Die Serienausstattung ist ähnlich wie die der Limousine
umfangreich: So verfügen alle Versionen über neun Airbags (der neunte kümmert sich im Ernstfall um die Knie des Fahrers),
ESP mit ASR, fünf Kopfstützen und fünf Dreipunktgurte, Gurtstraffer vorne und hinten außen, Gurtwarner und drei
ISOFIX-Kindersitzbefestigungen. Komfortseitig gibt es u.a. eine Klimaautomatik samt hinteren Belüftungsdüsen, vier
Fensterheber, zweifach verstellbares Lenkrad, zwei Mittelarmlehnen mit Staufächern, Bordcomputer mit
Wartungsintervallanzeige, sechs Lautsprecher und kleine Nettigkeiten wie Sonnenrollos an den hinteren Seitenscheiben und
beleuchtete Seitenschweller vorne und hinten.
Die höher positionierte "Prémium"-Variante (bei der Limousine heißt die mittlere Version "Tendance") verfügt zusätzlich
bzw. abweichend über eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, CD-Radio mit Fernbedienung, Reifendrucksensoren, anklappbare
Außenspiegel, Licht- und Regensensor, Öltemperaturanzeige, Kofferraumnetz, 17 Zoll-Aluräder und anderes mehr. Im Topmodell
"Platinum" erhalten Käufer zusätzlich Lederausstattung, elektrische und beheizte Sitze, Xenonlicht und auf Wunsch und ohne
Aufpreis ein zweifarbiges Interieur mit Holzeinlagen.
Wer das auch sprachbedienbare Navigationssystem ordert (1.700-2.400 Euro je nach Modellvariante und Monitorart), erhält
automatisch neben einem CD-Wechsler auch ein integriertes Telefon mit Notruftaste, die auch ohne separaten Vertrag
funktioniert. Optional gibt es auch ein automatisches Notrufsystem mit Standortbestimmung - eine Sicherheitsfunktion, die
hoffentlich bald überall Standard wird.
Das Motorenangebot entspricht dem der Limousine, was vier Benziner mit 116, 136, 158 und 210 PS sowie zwei Diesel mit 109
(nur Basisvariante) und 136 PS bedeutet, letztere mit Rußfilter. Zuletzt ein Blick in die Preisliste: Das Basismodell kostet
21.900 Euro, 1.300 mehr als die entsprechende Limousine. Der vermutlich besonders begehrte 136 PS-Diesel in der
Prémium-Variante schlägt mit 26.500 Euro zu Buche, für das V6-Topmodell mit Automatik werden 30.300 Euro fällig. Das sind
immerhin rund 2.000 Euro weniger als ein vergleichbarer Passat kostet (ab 23.800 Euro mit 115 PS), der auch
in punkto Ausstattung nicht mithalten kann.
Am 407-Erfolg bestehen nach alledem kaum Zweifel. Das wiederum bedeutet zweierlei: So gut ein Passat auch ist, VW wird sich
warm anziehen müssen, und der nächste Passat muss ein Knaller werden. Gute Aussichten - der Auto-Frühling kann kommen.